Voller Herzblut schlüpften die Laienschauspieler der Theatergruppe des Schwäbischen Albvereins in ihre Rollen. Foto: Schwarzwälder Bote

Laienschauspiel: Albverein beschert Onstmettingen ums Haar ein "Bad" vor dem Namen

Volkstheater kommt an – in Onstmettingen sowieso. Zumal wenn Bernd Gombold der Autor und das Stück mit Lokalkolorit angereichert ist.

Albstadt-Onstmettingen. Mit dem Dreiakter "Zu früh gefreut" ist der Theatergruppe des Schwäbischen Albvereins Onstmettingen einmal mehr ein großer Wurf gelungen. In einer Festhalle, in der kein Platz mehr frei war und Oberbürgermeister Klaus Konzelmann in der ersten Reihe saß, entfachten die Laienschauspieler ein humoristisches Feuerwerk, bei dem kein Auge trocken blieb. Der Stoff war scheinbar mitten aus dem Leben gegriffen – aber es bedurfte eines spielfreudigen neunköpfigen Laienensembles, um daraus einen kurzweiligen Theaterabend zu machen.

Die Geschichte beginnt im Feuchtgebiet Geifitze vor den Toren Onstmettingens, das seit 1989 unter Naturschutz steht – Landwirt Emil Ziegler (Harald Sulz) hat seine liebe Not mit den Naturschutzauflagen; rentabel kann er seine Äcker nicht mehr bewirtschaften. Dazu nerven seine schwerhörige Mutter (Ute Bitzer), die alles durcheinanderbringt, und sein vorlauter Sohn Dieter (Uli Haasis), der den Hof eines Tages übernehmen wird und beizeiten auf Brautschau gehen sollte.

Misslicherweise hat Dieter nicht das mindeste Interesse daran, sich zu binden, zum Leidwesen der naiven Nachbarin Franziska (Martina Karle), die sich redlich um ihn bemüht, in ihrem nach Kuhstall stinkenden Outfit aber keine besonders gute Figur macht.

In die Herzen der Zuschauer spielte sich Alexandra Boss als "Helga von der Post" – die Briefträgerin weiß stets, was in den Briefen steht, die sie verteilen muss, und hält den nicht immer der Wahrheit entsprechenden Dorftratsch am Laufen. Uwe Schmid verkörperte den Bürgermeisterstellvertreter Richard Raffer, einen selbst ernannten Wünschelrutengänger und Bauunternehmer, der urplötzlich Interesse am Ziegler-Hof zeigt: Er ist überzeugt davon, dass direkt unter dem Naturschutzgebiet eine gewaltige Thermalquelle sprudelt und will Onstmettingen nun zum Kurbad machen. Diesem soll der Bauernhof von Emil Ziegler weichen. Bürgermeister Siegmund Schlaule (Helmut Kennerknecht) ist begeistert von der Idee, die beherzte örtliche Naturschützerin Mira Meislein (Ina Buk) dafür um so weniger.

Der Schultes und sein Stellvertreter haben unterdessen ein Gutachten angefordert – und damit Gunda Gräber (Annette Schaible) auf den Plan gerufen, eine attraktive Geologin, die ordentlich für Wirbel sorgt, letztlich aber eine Lösungskompetenz an den Tag legt, die alle überzeugt – bis auf Raffer und Schlaule. Am Ende platzt der Traum von "Bad Onstmettingen" wie eine Seifenblase; Raffer und Schlaule sind die Dummen und Bauer Ziegler der lachende Dritte. Der übereilt abgeschlossene Vertrag zwischen ihm und der Verwaltung bleibt nämlich gültig, Ziegler braucht die für die Sanierung seines Hofes erforderliche Summe nur zur Hälfte finanzieren, und dank einem Flächentausch erhält er fruchtbare Böden außerhalb des Naturschutzgebietes. Wem fielen da keine Parallelen zu einem Bundesverkehrsminister und seinen vorschnell gegebenen Unterschriften ein?

Blitzsauber und im luftigen Kleid

Und Dieter? Der erblickt unversehens eine blitzsaubere und strahlende Franziska im luftigen Sommerkleid von Gunda Gräber – und ist auf einmal anderen Sinnes. Die beiden werden ein Paar, und die Zukunft des Ziegler-Hofes ist gesichert. Das Theaterensemble des Albvereins aber wurde für seine Leistung mit viel Applaus belohnt – der galt natürlich auch Souffleur Walter Ehresmann, der den Akteuren im Bedarfsfall den richtigen Text zuflüsterte und mehrmals die Situation rettete. Dieter Boss, der Albvereinsvorsitzende, fand für alle Beteiligten anerkennende Worte und hatte auch einen kleinen Umschlag als Dankeschön mitgebracht. Wetten, das "Helga von der Post" längst wusste, was er enthielt!