Christoph John, Heinz Riediger, Christian Schenk und Alx Bulach (von links) enthüllten die Tafel. Foto: Stapel Foto: Schwarzwälder Bote

Gymnasium: Neue Gedenktafel erinnert an drei 1944 gefallene Jugendliche

75 Jahre ist es her – und doch unvergessen: Drei Ebinger Oberschüler fielen im Flakhelfereinsatz. Für sie ist am Mittwoch eine Gedenktafel im Gymnasium Ebingen enthüllt worden.

 

Albstadt-Ebingen. Was am 3. August 1944 in Schnetzenhausen bei Friedrichshafen geschah, das berichtete bei der Gedenkfeier im Gymnasium der 1926 geborene Zeitzeuge Heinz Riediger, und zwar durchaus emotional – denn er war dabei, als die Flakstellung, in die er und mehrere andere Ebinger Oberschüler abkommandiert worden waren, bombardiert wurde und 27 junge Männer, darunter seine drei Schulkameraden Gustav Kemmler, Horst und Herwig Landenberger, starben.

Die Schüler aus den Jahrgängen 1926, 1927 und 1928 waren als "Leihgaben" der Schlageter-Oberschule – das heutige Gymnasium trug seinerzeit den Namen eines rechten Freikorpskämpfers, den die Franzosen während der Ruhrbesetzung hingerichtet hatten – zur Wehrmacht nach Friedrichshafen abkommandiert worden und wurden dort als Flakhelfer bei der Luftabwehr eingesetzt. 200 000 Schüler – "Lausbuben", kommentierte Riediger – dienten in den letzten Kriegsjahren als Flakhelfer; viele von ihnen starben: "Ich habe gesehen, wie Jungs, die nicht mal 16 Jahre alt waren, tödlich verwundet im Feld lagen." Herwig Landenberger war 16, sein Bruder Horst und Gustav Kemmler 15.

"Edelweiß" rief zu den Kanonen – manche Lehrer türmten

Die Schule hatte dem Kampfeinsatz ihrer Schüler unter der Bedingung zugestimmt, dass sie weiterhin Unterricht erhielten. Wenn die Parole "Edelweiß" ausgegeben wurde, mussten die Schüler an die Kanonen: "Alle paar Sekunden wurde geschossen", erzählt Riediger. Und die Lehrer? "Die machten sich oft aus dem Staub – was menschlich nachvollziehbar ist." Amtlich beurkundet worden sei der Tod der Kinder – denn das waren sie – nicht; sie seien einfach aus dem Klassenbuch gestrichen worden. "Wir waren ja keine Soldaten."

Vor Riediger hatte Schulleiter Christian Schenk gesprochen. Die von Kunstlehrerin Liljana Babic gestaltete Tafel sei auch als Mahnung gedacht, dankbar dafür zu sein, dass man im Frieden leben dürfe.

Schenk erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass auch das Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Hitler 75 Jahre zurückliege: Ob es nicht denkbar sei, "dass diese drei Schüler am Leben geblieben wären, hätte Stauffenberg Erfolg gehabt?" Die Gedenktafel gebe aber auch zu bedenken, "dass wir jeglicher Verharmlosung des historischen Nationalsozialismus oder des aktuellen Rechtsradikalismus, wie natürlich auch des Linksterrorismus, sei es in staatlicher oder nicht staatlicher Form, bereits in den Anfängen wehren müssen".

Dieses Bewusstsein setze die Bereitschaft voraus, "uns mit unserer Geschichte zu befassen. Denn wer um seine tiefere Herkunft wirklich weiß, reflektiert seine Zukunft unter humanen Prinzipien: Er urteilt differenzierter, handelt überlegter, hat ein Fundament gebildet, ohne aus Angst, Unsicherheit, letztlich Haltlosigkeit in den Fundamentalismus abzugleiten".