Jubiläum: Albstadt feiert zehnjähriges Bestehen der Gedenkstätte an den Hitler-Attentäter im Schloss Lautlingen / Drei Führungen

Albstadt-Lautlingen. Sebastian Koch, der im Film "Stauffenberg" die Titelrolle spielt, verrät es gleich zu Anfang. In einer Szene des Afrika-Feldzugs, kurz vor dem Fliegerangriff, der Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Auge, eine Hand und mehrere Finger der anderen kostete. Im Wüstenstaub lernt er einen blutjungen Soldaten kennen und freut sich, einen schwäbischen Landsmann zu treffen. Denn "z’Lautlinga", das heute zu Albstadt (Zollernalbkreis) gehört, hat Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der nach seinem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 hingerichtet wurde, in seiner Jugend viel Zeit verbracht.

Im "Stauffenberg-Schloss" in Lautlingen, das seit gut 40 Jahren der Stadt Albstadt gehört und das mehr einem Herrenhaus denn einem Schloss gleicht, ist ihm und seinem Bruder Berthold deshalb eine Gedenkstätte gewidmet. Diese wurde vor zehn Jahren aus Anlass des 100. Geburtstags von Claus von Stauffenberg eröffnet: Auf den Tag genau, am 15. November, feiert die Stadt das Jubiläum mit einem Festakt, der um 19.30 Uhr im Stauffenberg-Schloss beginnt. Die Festrede hält Christoph Dowe vom Haus der Geschichte in Stuttgart.

Danach erklingt Musik aus dem Notenschrank der Familie Stauffenberg, ehe Uwe Hertrampf, Leiter des Denkstättensekretariats im Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation in die Sonderausstellung "Galerie der Aufrechten" einführt. Dafür haben zeitgenössische Künstler bekannte und unbekannte Köpfe des Widerstands gegen den Nationalsozialismus porträtiert. Die Dauerausstellung hingegen dokumentiert die Geschichte der Adelsfamilie sowie den Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewalt- und Unrechtsherrschaft.

Im Leben der Brüder Alexander, Claus und Berthold von Stauffenberg hat das Schloss in Lautlingen eine wichtige Rolle gespielt. Dort wird erzählt, wer sie waren, was sie geformt und geprägt hat, wie sie erzogen wurden und wie sie gereift sind zu den Persönlichkeiten, die sich – nach anfänglicher Begeisterung für den Nationalsozialismus – dem militärischen Widerstand angeschlossen haben, für den Claus von Stauffenberg gar zur zentralen und heute wohl bekanntesten Figur wurde.

In Ausstellungs- und Medienräumen warten Fotoreproduktionen, Lichtschienen, Informationstafeln und Exponate aus Stauffenbergs Kindheit und Jugend, aus seiner Soldatenlaufbahn und von seinem Weg in den Widerstand. Auch die Menschen, die ihn auf diesem Weg begleiteten, werden vorgestellt – es bleibt längst nicht alleine beim Kulminationspunkt dieser Biografie, dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944.

Die Familie Stauffenberg selbst hat den Museumsmachern um Doris Muth und Susanne Goebel, Leiterin der Albstädter Museen, vor zehn Jahren Exponate überlassen, etwa eine selbstgemachte Weihnachtskrippe der Familie. Anderes hat Heiko Peter Melle, Lautlinger und ausgewiesener Stauffenberg-Experte, zusammengetragen. Melles Archiv – und sein Wissen – wird immer auch dann angezapft, wenn Stauffenberg über Fernsehbildschirme und Leinwände flimmert. Engen Kontakt zur Familie Stauffenberg hält er bis heute.

Ergänzt wird das museale Inventar der Gedenkstätte zum einen durch das seit langem existierende Gedenkzimmer und sein Mobiliar, zum anderen durch die Einrichtung des Nordturms, in dem sich der junge Claus von Stauffenberg gerne zum Lesen zurückgezogen hatte: Bücher von Rainer Maria Rilke, Stefan George und Oswald Spengler, die Stauffenberg stark beeinflusst haben, sind dort zu finden.

Weitere Informationen: Am Sonntag, 19. November, ab 14.30 Uhr führt Doris Muth in die Geschichte der Gedenkstätte ein. Der Albstädter Student Konstantin Schönleber führt am Montag, 20. November, ab 14.30 Uhr Jüngere und jung Gebliebene "Auf den Spuren Stauffenbergs" durch das Schloss.