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Die Stadt stellt ein erstes E-Mobilitätskonzept vor

Dem Elektroauto gehört die Zukunft – auch in Albstadt! Wirklich? Eine Voraussetzung dafür ist eine funktionstüchtige Ladeinfrastruktur. Wie die aussehen könnte, hat am Dienstag ein Vertreter des Ingenieurbüros Steinbacher Consult im Technischen Ausschuss dargelegt.

Albstadt. Zwei Jahre lang haben die Planer aus Neusäß bei Augsburg an einem Elektromobilitätskonzept für Albstadt gearbeitet. Sie haben versucht zu eruieren, wie sich das Aufkommen von Elektroautos im kommenden Jahrzehnt entwickeln könnte, haben bei Albstadts größeren Unternehmen nachgefragt, ob sie sich vorstellen könnten, Synergien aus alternativer Stromgewinnung – etwa durch Photovoltaik auf dem Dach – und der Umstellung des Fuhrparks auf Elektroantrieb zu nutzen, und sie haben auf der Grundlage dieser Erhebungen Standortvorschläge für Tankstellen mit einer Kapazität von 50 oder mehr Kilowatt vorgelegt.

Dabei ist eine Liste mit 21 Posten entstanden. In Ebingen sind unter anderem das Bahnhofsareal, Groz-Beckert, das Parkhaus am Bahnhof, das Schlossberg-Center, die Truchtelfinger Straße, das Gewerbegebiet Sigmaringer Straße, das Albcenter und die Kientenstraße aufgeführt, in Tailfingen der Markt, Mayer & Cie., die Technologiewerkstatt und das Gewerbegebiet Lichtenbol, in Lautlingen das Gewerbegebiet Unter Hirnau, die Firma Mey und das Badkap, in Truchtelfingen das Gewerbegebiet und der Bahnhof und in Onstmettingen die Firma Gühring. Diese Tankstellen könnten entweder öffentliche, also für jedermann frei zugänglich sein, oder aber "halböffentliche", die der Öffentlichkeit temporär zur Verfügung stehen, zu anderen Zeiten aber für die Mitarbeiter und Fahrzeuge des fraglichen Privatunternehmens reserviert sind. Die Stadt hat begreiflicherweise kein Interesse daran, die Ladeinfra-struktur allein zu finanzieren, sondern möchte die Wirtschaft mit im Boot haben.

Weitere Überlegungen zur Standortwahl betreffen die Stromquellen: Es empfiehlt sich natürlich, die E-Zapfsäulen in ihrer Nähe zu platzieren. Elektromobilität ist letztlich nur dann sinnvoll, wenn der Strom regenerativ erzeugt wird, und die Nähe zur Photovoltaik daher ein Standortkriterium. Wobei das Büro Steinbacher für 2030 von einem Bedarf von 11 260 Megawattstunden ausgeht – den könnte die ortsansässige Photovoltaik schon heute befriedigen.

Wo bleiben das Eyachtal und die Traufgänge?

Die Mitglieder des Technischen und Umweltausschusses vermissten auf der Liste natürlich den einen oder anderen Standort: unter anderem das gesamte Eyachtal samt Laufen, wo laut Ortsvorsteher Peter Landenberger ein Unternehmer großes Interesse zeigt, und die bestehenden oder konzipierten Traufgänge-Hütten.

Sie erfuhren von Baubürgermeister Udo Hollauer, dass dieses Elektromobilitätskonzept "Work in Progress" und modifizierbar sei, dass der Laufener Interessent bekannt und auf dem Schirm sei und dass der Bedarf der E-Biker an den Traufgänge-Hütten berücksichtigt werde, aber mengenmäßig keinen Vergleich mit dem eines Firmenfuhrparks aushalte.

Es gab auch Bedenken grundsätzlicher Natur. Ob es nicht sinnvoller sei, ein umfassendes Mobilitätskonzept zu entwickeln, das die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs, des Radverkehrs und der "Shared Mobility" gleichfalls berücksichtige, statt sich ausschließlich auf den elektrifizierten Individualverkehr zu konzentrieren, wollten Sabrina Hipp von den Grünen und Thilo Frizenschaf (WSA) wissen? Friedrich Pommerencke von der CDU steht der Elektromobilität grundsätzlich skeptisch gegenüber; er setzt auf die Brennstoffzelle. Dem hielt Lara Herter (SPD) entgegen, dass man das eine doch tun könne, ohne das andere zu lassen – mit Sicherheit werde es am Ende nicht eine, sondern viele Antworten auf die Frage nach dem Verkehr der Zukunft geben. Ihr Fraktionskollege Martin Frohme pflichtete bei: "Die Gefahr, dass in Deutschland in punkto E-Mobilität etwas überstürzt wird, erscheint mir sehr gering."

Dies, versprach Udo Hollauer, gelte auch für die Erwägung, auf der Talgangbahntrasse E-Shuttle-Busse verkehren zu lassen. Man warte derzeit auf die neue standar-tisierte Bewertung der Bahnstrecke: "Entschieden ist nichts." Am Ende nahm der Ausschuss das Konzept zur Kenntnis und gab der Stadt grünes Licht für den Kauf weiterer städtische Elektrofahrzeuge.