Messerstiche ernten in Peter Warks drittem Kanaren-Krimi die Nachrichten seines Helden Martin Ebel – nicht nur sie. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Krimi-Autor Peter Wark und die Folgen eines fatalen Jahrgängertreffens

Schneller als erwartet hat der Gmeiner-Verlag den dritten Kanaren-Krimi des Albstädter Autors Peter Wark ausgeliefert – rechtzeitig für die Urlaubskoffer. In der lange ziemlich undurchsichtigen Story kommt der Tod hingegen mit Verspätung.

Albstadt-Ebingen. Fisch und Besuch, so lautet ein Sprichwort, stinken nach drei Tagen. Martin Ebel stinkt es im dritten Kanaren-Krimi aus der Feder von Peter Wark besonders gewaltig. "Hätte ich dieses verdammte Jahrgangstreffen nicht wie in all den Jahren zuvor boykottieren können?" fragt sich der einstige Stuttgarter Anwalt, der als Mountainbike-Tourenführer und Sandburgenarchitekt auf La Palma lebt. Zum Sandburgenbauen kommt der irgendwie dann doch ziemlich sympathische Kerl, der diesmal den festen Vorsatz fasst, das Trinken zu lassen, in seinem dritten Abenteuer allerdings nicht. "Nein" hätte er sagen sollen, als sein alter Klassenkamerad Justus Häussler sich beim Klassentreffen "im Land der bleichgesichtigen Triefnasen" an ihn rangeschmissen und sich selbst eingeladen hat, bei Ebel Urlaub zu machen.

Damit geht der Ärger los. Als hätte Ebel nicht schon genug davon, nachdem er den neuen Freund seiner Verflossenen mit der Faust poliert hat und angesichts der Tatsache, dass er seine – ihre – Wohnung räumen soll.

Was es mit dem seltsamen Einbruch in derselben auf sich hat, bei dem nichts gestohlen zu sein scheint, warum Ebel und Häussler verfolgt werden und wo Häussler abgeblieben ist nach einem Bad am Strand, unweit vom Haus im Norden der Insel, wo Zecke und Doro den unliebsamen Gast vorübergehend aufnehmen – über diesen Fragen lässt Peter Wark seine Leser eine ordentliche Weile schmoren. Selbst Pino Esquivel, der Polizeichef mit dem Schnauzbart im Pokerface, knabbert lange an der Lösung eines Falles, der ungeahnte Ausmaße annimmt.

Wark, der die grüne Kanareninsel selbst gerne in Wanderschuhen oder mit dem Mountainbike durchstreift, führt seine Leser diesmal freilich auch nach Teneriffa, wo es Martin Ebel ans eigene Leben geht. Wer ist es, der im "Meeresgrab" endet? So viel sei verraten: Justus Häussler ist es nicht. Und auch keiner der vielen Figuren aus dem bunt zusammengewürfelten Freundeskreis des Aussteigers: Der Schweizer Tom, dessen Bob-Dylan-Biografie nun endlich erscheinen soll. Pepe, der Wirt von Ebels Stammlokal "Castillo" und Chefredakteur der Insel-Zeitung, Zico, sein Fotograf, Dorita, die charmante Kellnerin, und natürlich Siggi und Claudia, die Inhaber der "Bikestation" und Ebels Arbeitgeber.

Ob sie es schaffen, Ebel dazu zu bringen, diesen deutschen Ministerpräsidenten und seine Entourage zu führen, dem Ebel "nicht im Mondschein begegnen wollte"? Und dann stellt sich da noch eine Frage: Hat der Besuch dieser "Arschkrampe" – Ebel bleibt seiner Neigung zu Kraftausdrücken treu – etwas mit den seltsamen Ereignissen rund um Justus Häussler zu tun?

Mit "Meeresgrab" ist es Peter Wark nach "Versandet" und "Absturz" gelungen, noch ganz neue Seiten seines Helden zu zeigen und eine ganz andere Farbe in seine Krimireihe zu bringen, an der er – so viel sei verraten – noch weiterschreibt. Seine Fans dürfen hoffen, dass auch er sich treu bleibt – vor allem, was seinen unvergleichlichen Schreibstil angeht: Knochentrockener Humor, knackige Sätze, treffende Kommentare zeichnen ihn aus. Genau die richtige Würze für einen gelungenen Leseurlaub.

Das Buch: Wark, Peter: "Meeresgrab", Gmeiner-Verlag 2019, 276 Seiten, kartoniert, ISBN: 978-3-8392-2533-2; zwölf Euro.