Morsche Balken, bröckelnder Putz – die Ebinger Friedhofskapelle müsste runderneuert werden. Foto: Schwarzwälder Bote

Friedhofskapelle Ebingen: Stadtverwaltung weist die Forderung einer baldigen Sanierung zurück

251 digitale Unterschriften standen am Mittwoch unter der Online-Petition für eine Sanierung der Ebinger Friedhofskapelle – ob sich der Albstädter Gemeinderat davon beeindrucken lässt, wenn er heute den Haushalt 2021 verabschiedet, bleibt abzuwarten.

Albstadt-Ebingen. 2019 war das architektonische Sorgenkind in der mittelfristigen Finanzplanung der Stadt Albstadt berücksichtigt gewesen – 250 000 Euro sah sie für 2022 vor. Ein Jahr später waren es nur noch 100 000 Euro, eingeplant für 2023 – und im Haushaltsentwurf 2021 steht gar nichts mehr. Das bedeutet: Sollten je Schritte zu einer Sanierung der Friedhofskapelle unternommen werden, dann nicht vor 2025. Wie Baubürgermeister Udo Hollauer dem Schwarzwälder Boten am Dienstag auf dessen Anfrage bedauernd erklärte, müsse die Stadt derzeit – Stichwort Bildung – andere Prioritäten setzen.

Immerhin, vermeldet Hollauer, sei ein Problem augenscheinlich gelöst: Es dringe derzeit kein Wasser mehr ins Gebäude ein. Noch vor knapp zwei Jahren hatte die Stadtverwaltung erwogen, dem historistischen Kuppelbau eine Art "Badekappe" aus Plastik überzustülpen. Man ging seinerzeit davon aus, dass das Kupferdach für Temperaturschwankungen anfällig sei, stark arbeite und dazu neige, aus den Fugen zu gehen und undicht zu werden – sozusagen ein Geburtsfehler, der sich in 120 Jahren nicht habe abstellen lassen. Mittlerweile wird diesem Fehler offenbar nicht mehr dieselbe Bedeutung beigemessen wie noch 2019, und auf die Plastikabdeckung hat man auch lieber verzichtet. Wahrscheinlich hätte die Kuppelangefangen, unter der Badekappe zu schwitzen; mithin hätte man den Teufel mit Beelzebub ausgetrieben.

Wenn es aber nicht das Dach war, was dann? Zumindest bei der Ursachenzuschreibung scheinen die Stadt und der Arbeitskreis "Erhalt der Ebinger Friedhofskapelle" einander näher gekommen zu sein: Die eigentliche Fehlkonstruktion dürfte die Dachrinne im Traufbereich der Kuppel gewesen sein: Hier staute sich das Regenwasser, weil das Blech auf der Außenseite höher aufragte als auf der Innenseite, und nahm dann den Weg des geringsten Widerstands – nach innen. Mit dem Ergebnis, dass die stets gut durchfeuchtete Fußpfette der Dachkonstruktion faulte und ebenso die Füße der Pfosten und Streben, die das Skelett der Kuppel bilden. Die Eisenteile rosteten und büßten, ebenso wie die Betongurte, einen Teil ihrer Tragfähigkeit ein; der Beton bröckelte, und der Putz blätterte ab.

Die Hauptursache dieser Misere, die Dachrinne mit der allzu hohen Außenkante, ist laut Udo Hollauer mittlerweile beseitigt worden; der Baubürgermeister geht davon aus, dass die Kuppel derzeit dicht und trocken ist. Auch Arbeitskreismitglied Alfred Stauss hat bei seiner letzten Inspektion unterm Dach keine Spuren von Feuchtigkeit vorgefunden; er empfiehlt, die Regenrinne regelmäßig zu säubern – eine Aufgabe, welche die Stadt fast 20 Jahre lang sträflich vernachlässigt habe – und eventuell eine Drainage rings ums Oktogon zu verlegen, um zu verhindern, dass von ganz woanders, nämlich von unten Nässe eindringe.

Im übrigen aber insistiert Stauss darauf, dass die Schäden am Gebälk, am Beton und am Putz saniert werden. Der Arbeitskreis Friedhofskapelle habe der Stadt 2001 ein weitgehend intaktes Gebäude überlassen und sich vertraglich von ihr zusichern lassen, dass sie für den Erhalt der Kapelle "im Rahmen der ihr zumutbaren Möglichkeiten" sorgen werde – von einem Abriss sei da keine Rede gewesen. Zudem regt der Arbeitskreis – wie auch Stadtrat Martin Frohme in der Novembersitzung des Technischen und Umweltausschusses – an, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit ins Boot zu holen, deren Stiftungsratsvorsitzender Jörg Haspel aus dem Talgang stammt.

Udo Hollauer weiß um diese Option – aber er nach seinem Kenntnisstand beträgt die Förderung im Regelfall zehn Prozent, und die, findet er, änderten die Sachlage nicht fundamental. Er geht – anders als Stauss, der eine sechsstellige Summe veranschlagt – nach wie vor von Sanierungskosten in einer Höhe von 1,2 Millionen Euro aus, und da bleibe selbst im Fall einer Förderung eine Million an der Stadt hängen. Die man zurzeit halt nicht habe.