Hoch schlagen momentan die Wellen in der Beziehung zwischen »badkap«-Betreiber »g1« und den Albstadtwerken. Foto: Eyrich

Kündigung des Betriebsführungsvertrags bringt offene Fragen mit sich. Marcus Steinhart fühlt sich "erpresst".

Albstadt - »g1«-Geschäftsführer Marcus Steinhart hat den Betriebsführungsvertrag für die kommunalen Bäder gekündigt. Nun müssen die Albstadtwerke eine Lösung für den Betrieb von Hallenbädern und Naturbad finden.

Steinhart, Pächter des »badkap« und bis dato Betreiber der kommunalen Bäder, hat das jüngste Angebot von Albstadtwerke-Geschäftsführer Thomas Linnemann zur künftigen Betriebsführung der kommunalen Bäder und zur Finanzierung der geplanten dritten Rutsche im »badkap« abgegelehnt. Der Grund: Er ist nicht bereit, Linnemanns Forderung nach einer Bankbürgschaft für die Rutsche zu erfüllen.

Jüngste Vereinbarung ist noch nicht alt

Die Kündigung der Betriebsführung der städtischen Bäder ist eine Konsequenz dieser Weigerung; mit den Konditionen dieser Betriebsführung hat sie nur mittelbar zu tun. Noch im Dezember hatte Steinhart eine Nachtragsvereinbarung unterschrieben, die seit Januar gilt und der zufolge »g1« 450 000 Euro Personalkostenersatz pro Jahr von den Albstadtwerken bekommt. Dieses Geld fließt in einen Personal-Pool mit rund 20 Mitarbeitern, die im »badkap«, in den drei kommunalen Hallenbädern und dem Tailfinger Naturfreibad eingesetzt werden. Hinzu kommen laut Linnemann geringere Beträge als Ersatz für Technik- und Sachkosten. Zuvor, so Linnemann, war der Kostenersatz für das Personal mit Hilfe von Rapport-Zetteln ermittelt worden; die Neuregelung entband Steinhart von der Pflicht nachzuweisen, wo er wie viele Leute einsetzt.

Dieses Angebot hat Thomas Linnemann vor Ostern auf 540.000 Euro Personalkostenersatz plus weiteren 42 000 Euro, in denen eine Management-Pauschale und Technikkosten enthalten wären, aufgestockt. Anders als der alte Vetrag hätte der neue aber nicht mehr ein Jahr Laufzeit gehabt, sondern sieben – dieselbe wie der Pachtvertrag für das »badkap«.
Neue Rutschen-Pläne – neue Konditionen

Mit dieser Regelung, sagt Steinhart, hätte er grundsätzlich leben können, wäre sie nicht an eine weitere geknüpft, welche die Finanzierung der neuen Rutsche betrifft. Steinhart hatte noch vor Linnemanns Amtsantritt einen Vertrag mit den Albstadtwerken ausgehandelt, wonach diese »g1« das Geld für die Rutsche vorstrecken und es in 15 Jahresraten zurückerstattet bekommen sollten.

Diesen Vertrag sieht Linnemann nicht mehr als bindend an, weil das Projekt aus statischen Gründen umgeplant wurde. Sein neues Angebot: ein Kredit mit einer Obergrenze von 580.000 Euro, mit einem Prozent verzinst, zurückzuzahlen binnen sieben Jahren – so lange läuft der Pachtvertrag fürs badkap noch. Für diesen Kredit verlangt Linnemann eine Bankbürgschaft, gültig für die Laufzeit des Kredits. Er wolle Sicherheiten, begründet er die Forderung – immerhin erlebe er Steinhart immer wieder als »säumigen Zahler«. »Energierechnungen begleicht er erst auf Mahnungen hin. Derzeit stehen Zahlungen in sechsstelliger Höhe aus.«

Der Knackpunkt ist die Bürgschaft

Die Bürgschaft ist der Knackpunkt. Marcus Steinhart macht kein Hehl daraus, dass »g1« sich finanziell schwer tut und das badkap nach wie vor keine schwarzen Zahlen schreibt, aber genau diesem Problem will er durch den Rutschenbau abhelfen. Er sehe nicht ein, erklärt er, das er Geld, das man dringend ins Bad investieren müsse, »im Tresor von Herrn Linnemann« lagere. Die Forderung nach einer Bürgschaft kommt nach seiner Ansicht einer Änderung der Geschäftsbedingungen gleich, auf die man sich beim Abschluss des Pachtvertrags geeinigt habe, und das akzeptiere er nicht.

Von Linnemann – ohne dessen Einverständnis er schwerlich eine Rutsche bauen kann –, fühlt er sich »gepiesackt« und »erpresst«; für den Fall, dass die Albstadtwerke den Rutschenbau blockieren, droht er, sie mit Schadensersatzklagen zu überziehen.

Seine erste Reaktion ist bereits erfolgt: die Kündigung der Betriebsführungsvereinbarung für die städtischen Bäder mit Wirkung zum 30. Juni – laut Linnemann war sie auf den 26. März datiert, den Tag der jüngsten Aufsichtsratssitzung der Albstadtwerke; eingegangen sei sie erst am 9. April. Diese Kündigung birgt weiteren Sprengstoff: Laut Betriebsführungsvertrag, so Thomas Linnemann, sei nach Ablauf von zwei Jahren »g1« verpflichtet, die Mitarbeiter der Bäder zu übernehmen oder abzufinden – zwei Jahre sind am 30. Juni um. Steinhart dagegen erklärt, die Albstadtwerke hätten ihren Mitarbeitern seinerzeit fest zugesagt, sie im Falle einer Vertragskündigung wieder zu übernehmen – sie seien in der Pflicht, nicht er.

»Bäder zu schließen ist derzeit keine Option«

So oder so: Linnemann und sein Prokurist Martin Kurz müssen sich nun überlegen, wie sie künftig die kommunalen Bäder betreiben wollen – alle Optionen, so Linnemann, seien im Moment offen. Für die Aufsicht im Naturfreibad kann er sich eine Beteiligung der DLRG vorstellen. Bäder zu schließen, sagen er und Kurz unisono, sei derzeit keine Option.