Gisela Pullwitt, Dorothee Hummel-Wagner und Regina Birk wollen Menschen helfen, die ihre Lieben auf dem letzten Stück des Lebenswegs helfen wollen. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Hospizgruppe: Neues Kursangebot für Jedermann: Sterbende Angehörige begleiten und ihnen Angst nehmen

Erste-Hilfe-Kurse gibt es zuhauf. Was jeder am Ende des Lebens seiner Angehörigen für sie tun kann, um ihnen das letzte Stück Lebensweg leichter zu machen – das will die Hospizgruppe Albstadt in einem Kurs vermitteln.

Albstadt-Ebingen. Wenn das Leben zu Ende geht, folgt es seinen eigenen Regeln. Schwester Regina Birk, Koordinatorin der Hospizgruppe Albstadt, Krankenhausseelsorgerin Gisela Pullwitt und Dorothee Hummel-Wagner vom Pflegestützpunkt Albstadt wissen das – auch aus eigener Erfahrung mit Menschen, die sie begleitet haben. Deshalb wissen sie auch, dass Angehörige ihren Lieben mitunter einen Bärendienst erweisen, wenn sie ins Krankenhaus bringen, wo der Prozess des Sterbens in vielen Fällen nicht gestoppt, sondern nur verlängert werden könne.

Mit dem Kurs "Einander beistehen am Ende des Lebens" will die Hospizgruppe Albstadt "Angehörigen die Angst nehmen, dass sie etwas falsch machen", wie Gisela Pullwitt betont. So wie Kurse in Erster Hilfe selbstverständlich seien, sei es auch sinnvoll, zu lernen, wie man Angehörigen oder Mitmenschen in der letzten Lebensphase helfen könne, stellt Regina Birk klar.

An zwei Abenden – Mittwoch, 26. Juni, und Freitag, 28. Juni, jeweils von 17.30 bis 20.30 Uhr berichten die drei erfahrenen Fachfrauen, wie ein Sterbeprozess abläuft und wie jeder dazu beitragen könne, ihn dem Sterbenden zu erleichtern.

"Gestorben wird heutzutage nicht mehr zu Hause", weiß die Krankenhausseelsorgerin, obwohl die meisten Menschen sich das wünschten. Die Stationen in den Krankenhäusern – wieder spricht Regina Birk aus Erfahrung – seien oft zu voll, um Sterbenden Privatsphäre zu ermöglichen. Ihnen das Sterben zu Hause zu ermöglichen – oder sie im Pflegeheim dabei zu begleiten, wie Dorothee Hummel-Wagner sagt: das sei wahrlich "Letzte Hilfe". Unter dem gleichnamigen, geschützten Titel wollten die Frauen ihren Kurs freilich nicht anbieten, hätten sie doch dann nicht nur Lizenzgebühren bezahlen, sondern die damit verbundenen Rahmenbedingungen einhalten müssen. Vier Stunden an einem Abend – das war ihnen allerdings zu wenig. "Es soll genug Raum bleiben für die Fragen der Teilnehmer und für Gespräche", betont Dorothee Hummel-Wagner. "Wir wollten ein Konzept aufstellen, dass wir vertreten können", ergänzt Gisela Pullwitt, die aus den Ausbildungskursen für die Hospizgruppen-Mitarbeiter bereits weiß, wo Bedarf besteht. "Viele sagen: ›Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich anders mit meinen Eltern umgehen können." Nicht nur um Hilfe im häuslichen Bereich, sondern auch um Begleitung im Pflegeheim soll es gehen – und nicht nur um praktische Hilfe: Dass nicht wenige Sterbende Angst vor dem haben, was kommt, nehmen die Frauen als Anlass, auch über die Jenseitsvorstellungen in verschiedenen Kulturen zu sprechen.

"Die Hospizgruppe hat auch einen gesellschaftlichen Auftrag", betont Regina Birk – zum Beispiel jenen, das Thema Sterben aus der Tabuzone zu holten. "Manche Eltern, mit denen deren Kinder darüber reden, glauben, diese wollten sie loswerden", hat Dorothee Hummel-Wagner erlebt, weiß aber auch, wie wichtig es sei, das Thema nicht zu verschweigen und vorbereitet zu sein.

Sieben Teilnehmer haben sich für den ersten Kurs dieser Art in Albstadt schon angemeldet – zwölf bis 14 Teilnehmer sollen es maximal sein, damit alle ihre Fragen stellen können. Weitere Kurse sollen allerdings folgen.  Die Teilnahme kostet zehn Euro – Pausengetränke inklusive, und eine verbindliche Anmeldung ist bis 21. Juni möglich unter Telefon 07431/93 85 14 (vormittags) oder E-Mail hospizgruppe @sozialstationalbstadt.de. Der Kurs findet im evangelischen Gemeindehaus statt.

Der Kurs der Hospizgruppe ist vom Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verband Baden-Württemberg genehmigt worden, teilt die Vorsitzende des Fördervereins, Gertrud Mews-Korell, mit. Inhalte sind die Pflege, Ernährung, Kommunikation und körperliche Veränderung in der Sterbephase und die Veränderung der Sprache von Sterbenden. Außerdem geht es um Vorsorgethemen wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Testament sowie wie um das, was kommt, wenn ein Mensch gestorben ist: Rituale am Totenbett, Bestattung und Trauerphase.