Stimmungsvoll: die Atmosphäre im Thalia-Theater Foto: Schwarzwälder Bote

Pianist Waldemar Grab bringt eigenen Rhythmus in seine Botschaften. Schräges Schlaflied.

Albstadt-Tailfingen - "Still, still, still" – ein romantisches Weihnachtskonzert hatte Günther Röhm, Pastor der Süddeutschen Gemeinschaft, den Besuchern angekündigt. Statt Stille und Romantik gab es indes jede Menge Swing, Gesang und Spaß im Thalia-Theater.

Schwung hat Pianist Waldemar Grab im ausverkauften Thalia-Theater in die Weihnachtszeit gebracht. Nach eigenem Bekunden ist er "Musikevangelist", und der 62-Jährige versteht es wie kaum ein anderer, Musik und Weihnachtsevangelium in einem bunten, fast dreistündigen Programm anspruchsvoll und zu keiner Sekunde langweilig zu kombinieren.

Gleich zu Beginn verpackte er in einem zwanzigminütigen Medley traditionelle und moderne Weihnachtslieder, Gospels und Choräle, animierte zum Mitsingen und Mitsummen, spielte Variationen zum Te Deum, besser bekannt als Eurovisionshymne. "Wenn Fred Eisele ein Fest organisiert", so der Pianist, passe einfach alles: Eisele hatte schon im Sommer mit der Organisation des Abends begonnen – und entsprechend gelungen war er, wozu auch die stimmungsvolle Dekoration beitrug, für die Sabine Gillmeister verantwortlich zeichnete.

In der Pause bewirtete der Truchtelfinger Teenkreis die Gäste, und an den Stehtischen stand kostenloses Knabbergebäck bereit. Am Verkaufsstand gab es CDs des Künstlers zu erwerben, aber auch einige seiner Bücher. Denn Waldemar Grab ist ein Multitalent, die Leichtigkeit, mit der er die Pianotasten zum Klingen bringt, ist auch seinen Moderationen eigen. So erzählt er unter anderem, dass Jesus wohl schon im Jahre sieben vor Christus geboren worden sei, und ergänzte: "Jesus war damals schon seiner Zeit voraus!"

Erich Kästners Gedicht "Der Dezember" trug er ebenso gekonnt vor, wie eine amüsante Detektivgeschichte aus einem seiner Bücher, passend untermalt mit dem bekannten Thema aus "Pink Panther". Dieser heitere Krimi spielt auf der MS Deutschland, dem "Traumschiff", auf dem Waldemar Grab viele Jahre lang als Pianist unterwegs war. Immer wieder kam er auf die "wahre Weihnacht" zu sprechen und lud dazu ein, diesen Jesus Christus näher kennenzulernen, so wie er selbst auch "eine Hand fand, die mich hält".

Einige Eigenkompositionen mit durchdachten Texten hatte der Künstler im Programm und sang sie mit sonorer Stimme. "Machen Sie es zu Weihnachten wie Martin Luther: Schenken Sie ihren Kindern ein Lied!", riet Grab augenzwinkernd, ehe er "Vom Himmel hoch, da komm ich her", sang. In einem amerikanischen Potpourri tauchte "Rudolph the rednosed reindeer" ebenso auf wie "Santa Claus" und "Jingle Bells". In sein "Weihnachtswunderland" baut er geschickt einige Takte von "Dream A Little Dream Of Me" ein und kombinierte Händels "Hallelujah" mit "Hört der Engel helle Lieder". Mit Verve spielte er dabei auch mit dem begeisterten Publikum, das dank einer Kamera sein Tastenspiel auf der Leinwand mitverfolgen konnte. Perfekt war das Zusammenspiel mit seinem Schlagzeuger David Drechsel, der als "Little Drummer Boy" glänzte. Auch "Lobpreislieder der alten Schule" wie "Großer Gott, wir loben dich" kamen zu ihrem Recht, ehe Waldemar Grab seine Zuhörer nach Israel entführte: Bei "Hevenu shalom alechem" und "Hava nagila" hielt es die Zuhörer fast nicht auf den Sitzen. Eine ordentliche Prise Swing und Jazz mischte er in "Kommet ihr Hirten", und sang "O, du fröhliche" und "Stille Nacht" mit dem Publikum, bevor Organisator Fred Eisele auf die Bühne kam und seinem Freund Waldemar Grab für den Abend dankte. Gemeinsam arbeiten die beiden für das Missionswerk "Hoffnungsträger", das es sich zum Ziel gemacht hat, Gottes Botschaft in die Welt zu tragen. Zum Abschied servierte Grab eine Zugabe: "Guten Abend, gut’ Nacht" – allerdings in der ihm eigenen schrägen Weise, so dass das Schlaflied als solches eigentlich kaum noch dienen konnte.