Klaus Konzelmann (Mitte) hört mit ernster Miene zu: Bei seinem Wahlkampfabend in Laufen hagelt es Beschwerden über die Stadtverwaltung. Foto: Eyrich

Von Gutachten und Investitionsstau: Klaus Konzelmann erfährt in Laufen viel über den Ärger der Menschen. "Können Sie sich durchsetzen?"

Albstadt-Laufen - Wahlkampf – da machen sich die Bürger gerne Luft. Oberbürgermeister-Kandidat Klaus Konzelmann erfährt das auf seiner Tour durch die Stadtteile, die ganz im Westen begonnen hat.

"Man kann nicht immer alles aussitzen – irgendwann muss man in die Pötte kommen." Es ist eine Reihe von Punkten, die Klaus Konzelmann, Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl am 22. März, damit anspricht: Die Feuerwehr komme nicht zur Ruhe, die Erhöhung des Wasser-Grundpreises veranlasse viele, Widerspruch gegen ihre Wasserrechnung einzulegen. Rund um die Traufgänge fehle es seit Jahren an genügend Parkplätzen. In die Kläranlage müssten in den nächsten 20 Jahren rund 40 Millionen Euro gesteckt werden.

"Der Schuldenabbau ist auf Kosten der Substanz gegangen"

Und dann die Hallen: Seit drei Jahren darf der TSV Laufen keine Ball- und keine bewegungsintensiven Sportarten mehr betreiben, kritisieren dessen Vertreter. Damit falle manches Angebot weg – eine Katastrophe für den Verein. TSV-Chef Armin Mann, Hausherr des Diskussionsabends im TSV-Sportheim, klagt über rigide Folgen der weiter wachsenden Brandschutzvorschriften bei gleichzeitig fehlenden Verbesserungen durch die Stadt. "Wenn ich die Empore und den Musiksaal nicht nutzen kann, fehlen mir 250 Besucher – dann kann ich vielleicht noch schöne Veranstaltungen machen, verdiene aber nichts mehr daran. Und wir brauchen solche Einnahmen im Verein."

"Investitionsstau" ist ein Schlagwort, das an diesem Abend häufig fällt, "Gutachten" ein zweites. "Der Schuldenabbau ist auf Kosten der Substanz gegangen", klagt Stadtrat Martin Frohme. "Wer nichts tut, hat auch keine Schulden." Während Mann und sein Verein bereit wären, Eigenleistung zu erbringen, wenn die Stadt wenigstens das Material zur Verfügung stellte, ist Matthias Dapp, Michael Angele und ihren Feuerwehrabteilungen Laufen und Lautlingen die Lust daran inzwischen gründlich vergangen: "Seit Jahren schreibe ich an die Stadt, weil uns demnächst die Fliesen von der Wand fallen. Antwort: Sie prüfen", sagt Dapp, dessen Abteilung noch 2008 das Feuerwehrhaus selbst umgebaut hatte.

"Unser Feuerwehrhaus ist zu klein, es regnet durchs Dach", berichtet auch Angele, der keine Duschen und nur einen Umkleideraum zur Verfügung hat – obwohl es in Lautlingen zwei Feuerwehrfrauen gibt. Ständig fordere die Stadt Eigenleistung und verspreche im Gegenzug Hilfe. "Irgendwann ist man so frustriert..." Beim Laufener Rathaus sei es ähnlich gewesen, berichtet eine Zuhörerin. "Die Laufener haben darin gearbeitet, renoviert und gestrichen – und jetzt ist alles für die Katz, das Gebäude abbruchreif." Es sind viele solcher Baustellen, welche die Bürger ausgemacht haben, und eines eint sie alle: Zu viele Gutachten und Konzepte würden teuer in Auftrag gegeben, gleichzeitig zu spät und zu selten investiert. Klaus Konzelmann, so hoffen sie, wird das ändern, sollte er die Wahl am 22. März gewinnen.

"Die Menschen brauchen verbindliche Aussagen"

"Wir müssen die Hallen als Veranstaltungsort in möglichst vielen Stadtteilen erhalten", betont Konzelmann, "denn dort verdienen die Vereine ihr Geld. Auch wenn man nicht immer alles sofort erledigen kann: Die Menschen in allen Ortsteilen brauchen verbindliche und verlässliche Aussagen, damit sie wissen, sie kommen vielleicht nicht dieses, aber nächstes Jahr dran."

Auf den Wochenmärkten, berichtet Konzelmann, habe er ebenfalls viel Ärgerliches gehört, etwa, dass Geh- und Radwege zur zentralen Schnee- und Schmutzablage würden. "Einer hat mir gezeigt, wie viele Behindertenparkplätze durch Schneehaufen blockiert sind." Auch von den großen Baustellen spricht er: Seine Vorschläge für eine gerechtere Wasserpreisstruktur wolle er dem Aufsichtsrat der Albstadtwerke im Fall seines Wahlsieges schnell vorlegen. Und: "Die Feuerwehr wäre für mich Chefsache."

Ob er das dafür nötige Durchsetzungsvermögen besitze, will einer wissen. Konzelmann schmunzelt: "Ich bin jetzt 31 Jahre bei der Polizei, davon 25 bei der Kripo, und ich habe meinen Weg immer gemacht und mich auch durchgesetzt."

Viele sagten ihm eine "ausgleichende Wirkung" nach. "Aber ich scheue mich auch nicht vor Konflikten. Der derzeitige Amtsinhaber gibt einem Recht – und dem nächsten, der das Gegenteil sagt, auch."

"Diesmal müssen Sie nur noch ein Kreuzchen machen"

Nach fast drei Stunden Diskussion dankt Konzelmann für die Gastfreundschaft und die angenehme Atmosphäre, verspricht "Ich bleibe der, – ich bin" – und sagt mit Blick auf die Wahl verschmitzt: "Diesmal müssen Sie nur noch ein Kreuzchen machen."