Lang ist’s her: Dieses Bild zeigt das Helferteam des vorerst letzten Tailfinger Seniorennachmittags im März 2020 mit Musiker Ewald Conzelmann... Foto: Schwarzwälder Bote

Albvereine: Der fortdauernde Lockdown belastet nicht nur die Finanzen, sondern auch die Grundstimmung

Der Corona-Lockdown trifft neben Albstadts Sport-, Musik- und Gesangsvereinen auch die Albvereine hart. Und ihre rund 1500 Mitglieder: Vor allem für die Älteren ist das Miteinander im Verein oft elementarer Bestandteil ihres sozialen Lebens.

Albstadt. Wanderungen, Ausflüge, Vortragsabende, Stammtische – "unsere Veranstaltungen fehlen den Leuten", sagt Dieter Boss, der neben Wilfried Köhler und Axel Conzelmann Mitglied des Vorstandtrios der Onstmettinger Ortsgruppe ist.

In Onstmettingen hat der Seniorenstammtisch in einer immer vollen Ochsenscheuer, dem stets eine Kurzwanderung für Bewegungshungrige vorausgeht, Tradition; im Herbst 2019 feierte er sein 25-jähriges Bestehen. Die Bewirtung liegt seit Februar 2008 in den Händen der Ehepaare Herbert und Ingrid Bosch, Dieter und Gerlinde Maier sowie Gerhard und Sigrid Alber, aber seit Februar 2020 hatten sie nichts mehr zu tun – im März kam Corona.

Auch die Vereinsfinanzen leiden unter der erzwungenen Untätigkeit; Dieter Boss nennt als wichtige Einnahmequellen der Ortsgruppe die Theater-Vorstellungen und die Führungen in der Linkenboldshöhle – auf beide muss der Verein derzeit verzichten. Eine noch längere Geschichte als der Onstmettinger Seniorenstammtisch können die Tailfinger Seniorennachmittage vorweisen: 2022 steht das "40-Jährige" an. Von November bis April bewirtet ein fester Helferkreis, unterstützt von fleißigen Kuchenbäckerinnen, die Senioren im Haus der Vereine; von Mai bis Oktober werden im monatlichen Turnus Ausfahrten im Bus unternommen. Zwei konnten 2020 noch stattfinden, dazu einige Wanderungen, doch seit November geht gar nichts mehr. Zum Leidwesen von Walter Buschbacher, der Dieter Boss’ Beobachtung bestätigt: "Dass keine Treffen mehr möglich sind, belastet vor allem die Älteren. Die kommen halt nicht mehr raus."

Wie soll es weitergehen? Die Ortsgruppen Burgfelden, Ebingen, Lautlingen, Laufen, Onstmettingen, Pfeffingen und Tailfingen haben trotz Corona Wanderpläne für 2021 aufgestellt; in Margrethausen hingegen hat das Führungsteam um Vertrauensmann und Gauobmann Josef Ungar sich anders entschieden: "Wir haben miteinander telefoniert und dann beschlossen, je nach Stand der Dinge Wanderungen, Ausflüge und sonstige Veranstaltungen zu organisieren oder auch nicht."

Fester Programmpunkt ist üblicherweise das Klosterhoffest, das seit einem halben Jahrhundert alljährlich gefeiert wird – außer im Jahr 2020, da fiel es aus. Corona-Auflagen und festliches Treiben erschienen miteinander unvereinbar. Also keine Feste – die reguläre Arbeit dagegen geht ungeachtet der Pandemie weiter: Die Brunnenanlage wurde restauriert, und die Wanderwege werden weiterhin in Ordnung gebracht.

Virtuell entlasten ist nicht drin – schriftlich ging es reibungslos

"Wir mussten unsere Mitgliederversammlung in der Turnhalle zweimal absagen", berichtet Josef Peter Koller von der Ortsgruppe Lautlingen. Da eine virtuelle Entlastung des Vereinsvorstands nicht möglich war, ging sie schriftlich vonstatten und zwar – laut Koller – reibungslos. Die sonntägliche Neujahrswanderung bei Erlaheim unternahm Koller zusammen mit seiner Frau; den für Juli vorgesehenen Gesindemarkt haben die Lautlinger abgesagt.

Ebenfalls im schriftlichen Umlaufverfahren hat die Burgfelder Ortsgruppe ihre Mitgliederversammlung veranstaltet. "90 Stimmen kamen zurück – gar nicht schlecht", findet Vertrauensmann Johannes Burkhardt. Die Pandemie hat sich auch auf seine Vereinsfinanzen negativ ausgewirkt – das Lampionfest, die Haupteinnahmequelle, musste ausfallen.

Ähnlich ergeht es dem Albverein Laufen, der nach längerer Durststrecke wieder auf die Beine gekommen war und von Corona umso härter getroffen wird: "Uns fehlten die Einnahmen aus Hoffestle, Waldweihnacht und Maibaumstellen", sagt Carmen Feldberger, die Vorsitzende. "Einzig der selbstgemachte Apfelsaft konnte einigermaßen gewinnbringend verkauft werden." Vom Hauptverein, der 95 Prozent der Mitgliedsbeiträge einstreiche, komme derzeit keinerlei Unterstützung. Zudem litten Wir-Gefühl und die Gemeinschaft unter der verordneten Auszeit. "Diaabend und Hauptversammlung haben stattgefunden – und im Sommer einige kleinere Sachen", resümiert Matthias Maier von der Ortsgruppe Pfeffingen. Der Familienabend und die Herbsthockete mussten dagegen gestrichen werden.