Malte farbsatte Klangbilder: der Kammerchor Ebingen unter der Leitung von Brigitte Wendeberg Foto: Miller Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenkonzert: Kammerchor präsentiert Werke von Zoltán Kodály und Johann Sebastian Bach

Von Sabine Miller

Klingende Passion in der Friedenskirche: Mit Motetten von Zoltán Kodály und Johann Sebastian Bach hat der Kammerchor Ebingen den musikalischen Abendgottesdienst am Sonntag Laetare mitgestaltet.

Albstadt-Ebingen. "Laetare" heißt "Freu dich". "In der Mitte der Fastenzeit verweist dieser Sonntag bereits auf Ostern", sagte Pfarrerin Sibylle Biermann-Rau, verlas aus dem Johannes-Evangelium, Kapitel 2, die Geschichte der Tempelreinigung durch Jesus und überließ dem Chor den Altarraum.

In seinem bewegt-bewegenden Werk "Jesus und die Krämer" hat der ungarische Komponist Zoltán Kodály die Stimmungen der von der Pfarrerin rezitierten Bibelszene im Vorhof des Tempels, das allzu weltliche Treiben dort, das hektische, gottlose Feilschen der Händler und Geldwechsler, das jedwede Spiritualität an diesem Ort zunichtemachte, in expressiven Klangbildern eingefangen, die das Vokalensemble um Dirigentin Brigitte Wendeberg kraftvoll und farbsatt in den Kirchenraum schickte.

Auf dem Fundament der Vergegenwärtigung des Geschehens im Tempel zu Jerusalem stimmten die Sängerinnen und Sänger dann Johann Sebastian Bachs fünfstimmige Motette "Jesu, meine Freude" an. Auch dieses Werk thematisiert den Konflikt zwischen Irdischem und Geistigem – nur vollzieht dieser sich in Bachs Tonschöpfung im Menschen selbst und wird durch eine überaus kunstvolle, kontrastreiche und doch in sich stimmige Kompositions-Architektur in Musik gesetzt.

Melodiöses brach unvermittelt ab, das großartig Laute wich plötzlich dem leise in sich Gekehrten. Stürmische Episoden mit gelegentlich dissonanten Ausrufen folgte kleinlautes Verstummen. Dirigentin Brigitte Wendeberg behielt in dem immer wieder weit ausgreifenden Stimmengeschling stets den Durchblick und fand, gemeinsam mit dem Chor, zu einer Deutung des Werks, die zwar mit bestens vorbereiteter und textverständlicher Gesangskunst glänzte, darüber hinaus aber auch den von Bach gemeinten Gemütszustand des Überwindens allen Weltschmerzes durch die Hingabe an Gottes Geist widerspiegelte. Trauer und Schmerz verbanden sich im Wissen um die Nähe Jesu zu Hoffnung und Freude und gestatteten manch heiter aufwallende Tonharmonien und jenes Lächeln, das, ganz im Sinne des Sonntags Laetare, nur in der Gewissheit der Erlösung verständlich ist.

Ein Liebeslied nannte Pfarrerin Sibylle Biermann-Rau Bachs tröstendes Werk: "Das Niedrige wird wahrgenommen, aber es ist nicht das Beherrschende". Und so wirkten die letzten sanft ausklingenden Worte des Chors wie ein alles versprechendes musikalisches Glaubensbekenntnis: "Dennoch bleibst du auch im Leide, Jesu, meine Freude". Eine friedliche Stille verbreitete sich im Kirchenraum – des Applauses bedurfte es an dieser Stelle nicht.