Wirkerei-Strickerei Albstadt: Mitglieder der Fachvereinigung behaupten sich gut

Vernetzung zwischen Industrie und Hochschule – dieses Ziel ist der Grund, dass die Fachvereinigung Wirkerei-Strickerei Albstadt ihre Mitgliederversammlung abermals in der Hochschule Albstadt-Sigmaringen abgehalten hat.

Albstadt. Martina Bandte war bereits am 15. März als Vorstandsvorsitzende der Fachvereinigung Wirkerei-Strickerei Albstadt (FWS) wiedergewählt worden – und nutzte ihre Rede bei der Hauptversammlung in der Hochschule für deutliche Worte in Richtung Politik: Die Datenschutz-Grundverordnung schieße über das Ziel hinaus, sei äußerst zeit-, kosten- und personalaufwendig – zum Schaden der Mittelständler, die zudem nachweispflichtig seien, alles richtig umgesetzt zu haben.

Wenn noch 2018 das Gesetz zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen komme, würden nur noch aktiv geschützte Geschäftsgeheimnisse als solche anerkannt und Firmen müssten ein entsprechendes Management aufbauen. Hinzu komme das neue Verpackungsgesetz, das 2019 die Verpackungsverordnung ablöse – mit strengen Registrierungs- und Meldepflichten und personellem Mehraufwand.

Mit dem Gesetz zur Wiedereinführung der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen drehe die Bundesregierung weiter an der Arbeitskostenschraube und damit an der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie.

"Wer bei der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit auf Politik und Gesetzgebung setzt, wird also weiterhin enttäuscht", so Bandte. Daher seien im Hochlohnland Deutschland Innovation bei Produkten, Prozessen und Technologien Voraussetzung – für Martina Bandte ein Grund, noch enger mit der Hochschule zusammenzuarbeiten.

"Trotz aller Widrigkeiten" hatte Geschäftsführer Kai-Uwe Götz durchweg positive Zahlen mitgebracht: Konstant über 3500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte – ein Plus von 0,6 Prozent 2017 – weise die Arbeitsagentur Balingen für die Branche in den vergangenen drei Jahren aus. Bundesweit stieg die Zahl um 0,9 Prozent, bei den Mitgliedsfirmen der FWS um 1,6 Prozent. Der Gesamtverband weise bundesweit ein Plus von 0,2 Prozent aus, innerhalb der FWS um 2,2 Prozent.

Die Umsätze der Textil- und Bekleidungsindustrie stiegen um 1,8 Prozent bundesweit, um 2,3 Prozent bei Firmen der FWS – nicht nur dank der technischen Textilien, sondern auch dank des Wäschebereichs. Einige Marken hätten starke Sprünge gemacht, freute sich Götz und hob die Lautlinger Firma Mey hervor, 2018 Träger des Forum-Preises der Textilwirtschaft, Kategorie Markenindustrie.

Die Fachvereinigung hat den Kampf aufgenommen – und gedenkt ihn zu gewinnen

Trotz abgekühlter Konjunktur seien Kapazitätsauslastungen und Auftragsbestände "noch zufriedenstellend", so Götz, und die Tariflohnsteigerung im September mit 1,7 Prozent moderat. Dass die Branche ihre Marktposition zurzeit ausbaue, dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ertragslage angespannt bleibe.

Der Fachkräftemangel sei im kaufmännischen Bereich noch entspannt, im gewerblichen aber angespannt. Auszubildende zu gewinnen, werde schwerer. Die FWS habe daher 2017 begonnen, gegenzusteuern: mit einer eigenen Ausbildungsmesse für gewerbliche textile Berufe, zusammen mit der Agentur für Arbeit Balingen. "Textil und Technik" im Februar 2018 sei ein voller Erfolg gewesen, die Resonanz groß.

Weil die Messe in der Arbeitsagentur stattgefunden habe, habe die FWS dort die Berufsberater über die örtlichen Betriebe und ihre Ausbildung informiert – und wichtige Multiplikatoren gewonnen. Für 23. Februar 2019 sei die nächste Messe geplant.

Zudem habe die FWS die Zusammenarbeit von Firmen und Schulen flächendeckend gestärkt: Neun Textilfirmen haben mit der pädagogischen Hochschule Freiburg 35 textile Experimentierboxen gepackt, um bei Schülern das Interesse für textile Berufe zu wecken. Zudem böten die Ausbildungsbetriebe der FWS Betriebsbesichtigungen und Praktika an.

"Textil ist heute eine Schlüsseltechnologie", betonte Götz, "und für die Zukunftsfähigkeit anderer Industrien von hoher Relevanz." Er hofft deshalb auf wachsendes Interesse und bekräftige das mit der Ansage: "Wir haben dem Fachkräftemangel ordentlich den Kampf angesagt – und gedenken diesen auch zu gewinnen."