Event-Wiese: Acht Künstler stellen ihre Werke im Naturfreibad aus / Lockerer Talk

Es war wie eine Vernissage unter freiem Himmel, "nur weiter gedacht", erklärt Initiator Bruno Schlagenhauf. Die Event-Wiese im Naturfreibad hat sich für einen Abend in eine Freiluft-Galerie mit Werken regionaler Künstler verwandelt.

Albstadt-Tailfingen. Beim Künstlerpicknick blieben einige der Quadrate, auf denen sonst die Gäste auf Picknickdecken und Campingstühlen Platz nehmen, unbesetzt. Stattdessen erhielt jeder der acht Künstler je ein Quadrat, auf dem seine – meist großformatigen Bilder – auf Staffeleien ausgestellt waren. Die Resonanz auf das Künstlerpicknick inmitten von Staffeleien mit farbenfrohen Gemälden hätte freilich besser ausfallen dürfen – verdient hätten es die Akteure.

Zwar präsentierten sich eher bildende Künstler, doch auch die Musik hatte ihren Platz auf der Bühne: Reinhard Frisch und Christoph John umrahmten die Freiluftveranstaltung mit entspannten Jazz-Standards und Klassik an Klavier, Violine und Kontrabass.

Initiator Bruno Schlagenhauf wollte das Kunstsofa einführen. Das gemalte Sitzmöbel soll das Symbol für Albstädter Kunstveranstaltungen werden – denn zum Sitzen ist es nicht. Die Künstler nahmen stattdessen – nacheinander – an der Bühnenkante Platz oder lehnten sich lässig gegen das Podium und unterhielten sich mit Moderator Kai Hohenfeld vom Kunstmuseum Albstadt über Kunst im Allgemeinen und ihre eigene im Speziellen. Jeder Künstler hatte zehn Minuten Zeit dafür, doch da sich die Interviews immer fast verselbstständigten und jeder Künstler eine eigene interessante Geschichte und Anschauung hat, überzogen die meisten. So glich die Talkrunde vielmehr einem Kunstgespräch unter Freunden als einer starren Fragerunde.

Den Anfang machte Karin Beck, die wie viele der kreativen Gäste in der Produzentengalerie Alte Kanzlei arbeitet. Eigentlich ist sie für augenzwinkernde Pop-Art-Kunst bekannt, doch mittlerweile bewegt sie sich von dieser Schiene weg. Synästhesie, die Verbindung von Sinnen, spielt nun in ihrer Kunst eine große Rolle. Das Mikrofon gab sie an den Balinger Künstler und Produzentengalerie-Kollegen Michl Brenner weiter. Neben seinem eigenen Schaffen unterrichtet er in mehreren Einrichtungen. Eine seiner Schülerinnen, Gabriele Opfermann, war ebenfalls dabei. Sie hatte 2012 bei der Sommerakademie in Balingen mit der Malerei begonnen und viele Kurse Brenners besucht. Seither hat sich die Balingerin von der Schülerin zu einer ebenbürtigen Malerin gemausert, die in ihren Werken meist Mythologien verbildlicht.

Kunstwerke sprengen – auch das ist Druck

Rolf Jahnke wohnt zwar mittlerweile nicht mehr in Albstadt, sondern in Ulm, ist aber mit seiner Heimat noch sehr verwurzelt und arbeitet mehrere Tage pro Woche auf der Alb. Der Kunsttherapeut für Kinder fertigt druckgrafische Werke. Ausgestellt waren nicht nur die Ergebnisse seines Schaffens, sondern auch die Druckstöcke, mit denen er Farbe aufs Papier bringt. Kleiner Funfact: Jahnke arbeitet auch auf einer weiteren Ebene mit Druck: In Zusammenarbeit mit einem Sprengmeister formt er Metallobjekte durch Sprengung zu Kunstobjekten.

Als Nächster saß Roland Milkau bei Kai Hohenfeld auf der Bühne. Der Kunstpädagoge hat viele Jahre lang am Progymnasium Tailfingen unterrichtet. Seine Kunst ist prägt von Linien. Oft werden seine recht abstrakten Bilder erst im Weitblick figürlich. Derzeit sind die Werke Milkaus auch im Ebinger Rathaus ausgestellt – samt einer Videoinstallation und Landschaftszeichnungen.

Jörg Wandel beschäftigt sich in seiner Kunst viel mit der Natur und dem Menschen. Seine Bilder sind farbenfroh; oft zieht er Fotografien als Hilfsmittel heran, die er auf seine Art verfremdet.

Als letztes nahm Wolfgang Wiebe auf der Bühne Platz. Coronakonform legte er den Weg zur Bühne mit Maske zurück. Doch die sah anders aus als jene, welche die Gäste trugen: Wiebes Maske war selbstgebastelt, mit Hörnern, Hauern und Schnabel. "Eine Universalmaske", wie er sie selbst nannte.

Wer an diesem Abend viel zu kurz kam, war der Gastgeber selbst, Bruno Schlagenhauf. Die Zeit rannte, die Sonne verabschiedet sich hinter den Bäumen und die Nachmittagshitze wich einem kühlen Abend. Kurz erklärte Schlagenhauf, was es mit seinen meist grotesk anmutenden Bildern auf sich hat – schließlich ist er der Schöpfer des Ziegelmonuments, das direkt vor der Bühne aufgebaut war.

Die ausgestellten Bilder konnten die Gäste entweder von ihren Quadraten begutachten oder eben von Nahem einen Blick auf die meist farbenfrohen Gemälde werfen – der war allerdings nur mit Maske erlaubt.