Literaturtage: 7500 Bücherfreunde zu Gast / Thomas Faltin will wiederkommen

Kein einziger Flop, kein Angebot, das ohne Resonanz geblieben wäre – Albstadts Kulturamtschef Martin Roscher hat am Mittwochabend eine uneingeschränkt positive Bilanz der Literaturtage 2019 gezogen.

Albstadt-Ebingen. Zur Schlussrunde, einer Mischung aus Resümee und Helferfest, waren Protagonisten, Organisatoren, Helfer und Sponsoren in die Lounge des Capitol-Filmpalasts gebeten worden, und zwar mit Bedacht: Auf dem Programm stand unter anderem ein dreiminütiges "Aftermovie", in dem noch einmal in rascher Folge Bildimpressionen von den diversen Veranstaltungen und Veranstaltungsorten über die Seitenwand der Lounge huschten – ein profaner Beamer wäre den Anforderungen dieser Präsentation an Bild- und Tonqualität schwerlich gerecht geworden. Das Video wurde vorsichtshalber zweimal gezeigt, um die Chancen zu vermehren, sich selbst im Film zu entdecken. Das war nämlich gar nicht so einfach, weil die Sequenzen so schnell wechselten und gelegentlich den Charakter von Wimmelbildern annahmen. Wie gesagt, kein Angebot war gefloppt, kein Saal leer geblieben.

Und das bei immerhin 51 Veranstaltungen – der anfängliche Vorsatz, auf eine Rekordjagd zu verzichten und es bei 43 Terminen zu belassen, war von den Veranstaltern offenbar nicht ernsthaft genug verfolgt worden. Rund 7500 Besucher wurden laut Roscher im Lauf von zweieinhalb Wochen gezählt; damit haben die Literaturtage 2019 die Erfolgsgeschichte, die 2007 mit den Literaturtagen Baden-Württemberg begann, würdig fortgeschrieben. Den Sponsoren dürfte es unter diesen Umständen nicht schwerfallen, auch 2021 ins Boot zu steigen – zumindest Robert Kling, Vorstandschef der Volksbank Albstadt, machte bereits an Ort und Stelle eine konkrete Zusage und versprach, beim nächsten Mal auch die neue Bankzentrale, die derzeit am Eisplatz entsteht, als "Location" zur Verfügung zu stellen: In punkto Literatur, bekannte er, sei er Überzeugungstäter. Markus Gscheidle, Chef des gleichnamigen Autohauses, versprach, dass auch der Albschreiber des Jahres 2021 nicht zu Fuß gehen muss – die Entscheidung fiel umso leichter, da der diesjährige, Thomas Faltin, unfallfrei geblieben ist.

Faltins Terminkalender war zum Bersten voll

Gottlob hatte er ein Auto: Der Terminkalender eines Albschreibers ist, wie Faltin schnell erkannt hatte, zum Bersten voll: Um 8 Uhr aufstehen? Illusorisch – um diese Zeit musste der Vorabend-Blog geschrieben sein; der Vormittagstermin blinkte schon auf dem Display. Nachmittags wurde wieder geschrieben; abends war Veranstaltung – Konzert, Lesung, Vernissagen, Poetry Slam – ; die Kollegen wollten ihr Recht, darunter namhafte und bewunderte wie die subtilen Humoristen Hacke und Hohler oder tiefsinnige Geister wie Peter Stamm und Karl-Heinz Ott. An eine derartige Schlagzahl muss sich auch ein gut beschäftigter Mann wie Thomas Faltin erst gewöhnen; an einem Samstag, den er ausnahmsweise in Stuttgart verbrachte, schlief er prompt in der Mercedes-Benz-Arena ein: "Lag vielleicht auch am VfB." Ansonsten gab es keinen Grund, in der Landeshauptstadt zu verweilen. "Vergessen Sie Stuttgart – die Musik spielte in Albstadt. Für mich war es das Highlight des Jahres."

Kein Wunder, dass Faltin wiederkommen möchte: Dass Bertram Schwarz, der Albschreiber des Jahres 2017, der Eröffnungs-Gala 2019 beiwohnte, hat er mit Freude zur Kenntnis genommen – 2021 darf man gerne auch ihn einladen!

Auch eine Lesung käme in Betracht: In Faltins neuem Romanprojekt, einem Science Fiction, in dem die Menschheit aus klimatischen und ökologischen Gründen nur noch unter Glasglocken leben kann und im täglichen Wechsel jeweils eine Hälfte der Bevölkerung sediert werden muss, damit der Platz für alle reicht, könnte auch Albstadt eine Rolle erhalten. Welche? Wer weiß – vielleicht die des gallischen Dorfs, des einzigen Reservats, in dem der Himmel noch offen ist. Die Albstädter dürfen gespannt sein.