Foto: Schwarzwälder Bote

Warum Dekan Anton Bock in Albstadt fehlen wird – als Seelsorger,

Warum Dekan Anton Bock in Albstadt fehlen wird – als Seelsorger, Mensch, vielen als Freund? Er ist das absolute Gegenteil von Beliebigkeit. Der Mann redet nicht. Wann immer er den Mund aufmacht, hat er etwas zu sagen, das bleibt, etwas zum Mitnehmen. Der Mensch lebt schließlich nicht vom Brot allein.

Beispiel gefällig? Eine handfeste Debatte über die Frage, ob es Wiedergeburt gibt oder nicht, geführt unter dem Bild von Jesus als gutem Hirten und einem Foto des Dalai Lama, hat das gezeigt. "Wenn zwei Menschen immer derselben Meinung sind, taugen sie beide nichts", hat Winston Churchill gesagt. Anton Bock aber taugt, vertritt seine Überzeugung fest, niemals aufdringlich, dafür mit großer Gelassenheit, ansteckender Leidenschaft und wohltuender Toleranz anderen Meinungen gegenüber. Wie wertvoll solche Menschen in einer Zeit religiöser und esoterischer Gemischtwarenläden doch sind. Überzeugen mag er vielleicht nicht immer und alle mit seiner Meinung – dafür umso mehr als Mensch.

In ungezählten schweren Stunden mag Bock den ihm anvertrauten Gläubigen und sicher auch Nicht- und Andersgläubigen mit seiner Haltung ein Fels gewesen sein und ein guter Hirte zugleich. Einmal gar ganz öffentlich: Der mutmaßliche Mörder eines Ehepaares hatte nach Zustellung der Anklageschrift sein Leben beendet und uns Albstädter mit tausend Fragen zurückgelassen. "War es das? Wird diese Tat nun nicht vor Gericht verhandelt, damit nie wirklich aufgeklärt?" Die Menschen waren fassungslos, ratlos, hilflos. Wer kann in einer solchen Situation Halt und Antworten geben? Ein Seelsorger vom Format des Anton Bock.

Es war ein Tag, an dem er sich auf ein persönliches Ereignis sehr gefreut hatte. Und wie immer waren die Aufgaben zahlreich, der Terminkalender voll. Abends noch ein Traugespräch mit einem Paar. "Aber danach kann ich mir noch Zeit nehmen!" Bis Mitternacht hat er, der so eloquent ist auf der Kanzel, bei Interviews, Reden und Gesprächen, um die passenden Worte gerungen. Dass er sie – nach Meinung so vieler unserer Leser, die sich anschließend bedankten – gefunden hat: Es war so wichtig.

Was Anton Bock zudem so sympathisch, so nahbar macht: Der Mann ist Mensch, kein abgehobener Geistlicher. Über ein leckeres Essen oder ein kleines Geschenk kann er sich ebenso freuen wie über ein gutes Gespräch, in dem er mehr zuhört als sagt. Er kann staunen, dankbar sein, aus vollem Herzen lachen, und auch die Demut ist ihm nicht fremd: Auch er hat schwere Stunden erlebt, Angst gehabt, Sprachlosigkeit durchlitten. Wer Anton Bock als Seelsorger aufsuchte, der konnte sich in guten Händen und wohlverstanden wissen.

Nun geht Anton Bock: nicht weg von Albstadt – das ist ihm ganz wichtig –, sondern zurück in seine Heimat, den Kreis Freudenstadt. Wir Albstädter, ebenso wie viele Menschen im Zollernalbkreis, wo er auf kirchlichen und weltlichen Spielfeldern aktiv war, lassen ihn nur ungern ziehen. Denn eines wissen wir nach 22 Jahren, in denen wir ihn erleben und seine wohltuende Präsenz erfahren durften: Nachdem der liebe Gott Anton Bock gegossen hatte, ist ihm wohl die Gussform zerbrochen. Gäbe es nur Priester wie ihn – die katholische Kirche hätte wohl kaum ihre aktuellen Probleme. Vergelt’s ihm Gott – und bitteschön: auf Wiedersehen!