Gegner des geplanten Tiefbahnhofs Stuttgart 21 protestieren erstmals in Albstadt
Von Karina Eyrich
Albstadt-Ebingen. Unter dem Motto "Stuttgart 21 bremst den Nahverkehr aus" haben am Samstag nicht nur Albstädter gegen das Bahn-Großprojekt protestiert. Ihre größte Sorge: Geld, das in der Landeshauptstadt verbaut wird, könnten anderswo fehlen.
Einem Aktionstag in 39 Orten Baden-Württembergs haben sich rund 50 Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 am Samstag angeschlossen und marschierten mit einem Zug aus Pappe vom Bahnhof zur Kundgebung vor dem Rathaus. Die Aufschrift: "Stuttgart 21 bremst den Nahverkehr aus." Organisiert hatten die Kampagne das Netzwerk Campact und der Bund für Umwelt- und Naturschutz in Baden-Württemberg.
Ann-Kathrin Lautenbacher aus Albstadt ergriff als Erste das Mikrofon und kritisierte, das Bahnprojekt habe "fatale Folgen für den Ausbau des Nahverkehrs". Es verschlinge Milliardensummen, die für Modernisierung und Ausbau des Schienenverkehrs im gesamten Bundesland fehlten. Mehr als 650 Millionen Euro an Nahverkehrsmitteln würden zweckentfremdet, Verbindungen ausgedünnt statt verbessert.
"Unterstützt die Reaktivierung der Talgangbahn", forderte Susanne Kieckbusch von Bündnis 90/Die Grünen die Passanten auf. "Dann nimmt die Autoschlange durch den Talgang endlich ab." Außerdem kritisierte sie den "Einbahnverkehr" auf den Bahnstrecken, der erst durch Investitionen ins Schienennetz beendet werde. "Benutzen Sie die Bahn", sagte die Kreis- und Stadträtin aus Balingen und fügte hinzu: "Meist ist das ohnehin kostenlos, weil der Fahrkartenautomat nicht funktioniert."
Eine "elektrifizierte Regionalbahn bis in den Talgang", forderte auch die Albstädter ZUG-Stadträtin Christiane Kasprik, bevor Bernd Hempel aus Balingen zum Schwabenstreich einlud: Jeden Montag ab 19 Uhr seien Stuttgart 21-Gegner vor dem Balinger Rathaus aufgerufen, eine Minute lang ordentlich Lärm zu machen mit dem Ziel, "einen der zwei pünktlichsten Bahnhöfe in Deutschland", den Kopfbahnhof der Landeshauptstadt, zu erhalten.
Was aus Sicht von Ingenieuren dafür spreche, erklärte Hans Heidemann, Ingenieur aus Stuttgart, und wies außerdem darauf hin, dass der Tiefbahnhof im Brandfall nicht behindertengerecht sei, weil Gehbehinderte die Aufzüge dann nicht benutzen dürften.
Nach dem ersten Albstädter Schwabenstreich mit Vuvuzelas und Trillerpfeifen hatten Passanten Gelegenheit zum Gespräch mit den Aktivisten.