Wohin geht die Reise? Auch der Taxibranche macht das Coronavirus zu schaffen. Foto: Hörhager

Gängige Sicherheitsempfehlungen greifen an ihrem Arbeitsplatz nicht richtig. Keine Lösung in Sicht.

Albstadt - Im Kreis von Albstadts Taxifahrern geht die Angst um: Die Ansteckungsgefahr an ihrem Arbeitsplatz ist vergleichsweise hoch, für die Fahrer wie für die Kunden – und die Möglichkeiten, sich zu schützen, sind gerade jetzt eher eingeschränkt.

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Inna Bollinger, Taxifahrerin aus Ebingen, ist aufgebracht: In einem Taxi lasse sich der empfohlene Sicherheitsabstand von 1,50 Meter schlechterdings nicht einhalten; Schutzvorkehrungen wie Desinfektion oder die Verwendung eines Mundschutzes seien keine Option, weil im Regelfall beides ausverkauft sei. Händewaschen? Am Bahnhof gehe es gar nicht, und wer es unterwegs zu tun versuche, etwa auf einer Gaststättentoilette oder im Kreisklinikum, der müsse sich auf finstere Blicke gefasst machen – einige Kollegen wüssten gar von Hausverboten zu berichten. Besonders fatal sei das, weil ja das Risiko nicht nur die Fahrer, sondern auch die Fahrgäste treffe, darunter Dialysepatienten, die mehrmals in der Woche Taxi fahren müssten und aufgrund ihrer angegriffenen Gesundheit besonders gefährdet seien. Eine "Unverschämtheit", erregt sich Bollinger, sei es, wie man mit ihr und ihren Kollegen umspringe.

Allerdings wird nicht ganz klar, wer "man" und wer da "unverschämt" ist: Niemand mag den Schwarzen Peter haben. Das Gesundheitsamt verweist auf die Empfehlungen, die sie an die Branche weitergegeben hat: Desinfektion, und gewissenhafte Hygiene. Im Stuttgarter Sozialministerium ist man der Ansicht, dass selbstständige Unternehmer sich gerade in diesen Zeiten auch selbst zu helfen wissen müssten. Das Ministerium rät zu kreativen Lösungen beim Basteln eines Spuckschutzes – beispielsweise Plexiglas oder einen Vorhang; die Baumärkte sind nicht geschlossen – und empfiehlt, ein Fahrzeug ausschließlich für Dialysefahrten zu reservieren, um die Infektionsgefahr zu verringern.

In der Branche ist man von derartigen Appellen an den schwäbischen Heimwerkerstolz nicht unbedingt erbaut – und von Tipps zur Fahrzeuglogistik erst recht nicht. Sieghard Binder, Taxiunternehmer in Albstadt, verweist darauf, dass die Dialysefahrten zu gewissen Tageszeiten anfallen – morgens, mittags, abends – und man Nierenkranke ungern Schlange stehen lasse. Mit einem einzigen Taxi sei es da nicht getan. Dass es keine Möglichkeit geben soll, sich tagsüber die Hände zu waschen, kann er sich andererseits auch nicht so recht vorstellen – wenn alle Stricke rissen, könne man immer noch in die Zentrale kommen, da gebe es Wasserhähne und Seife.

Inna Bollinger mag sich mit keiner der angebotenen Lösungen so recht anfreunden – mit einer Ausnahme vielleicht: Die Empfehlung des Landratsamts, sich an einen Dußlinger Hersteller von Desinfektionsmitteln zu wenden und dort einen Posten zu ordern, findet sie bedenkenswert. Vielleicht ist ja noch etwas übrig.