Die Azubi Adrian Müller, Marco Pizzo und Süleyman Mutlu, Marketingleiterin Stefanie Burggraf und Projektbetreuerin Katja Heinemann (von links) sind stolz auf ihr Projekt. Foto: Raab Foto: Schwarzwälder Bote

Albstrom regioCent: Nahe dem Wasserwerk ist ein Paradies für Tiere entstanden

Sie hoffen auf Nahahmer in anderen Betrieben: Neun Auszubildende der Albstadtwerke haben mit dem "albstrom regioCent" ein Biotop geschaffen, das Insekten und Amphibien nutzen soll.

Albstadt-Ebingen. Die neun Auszubildenden der Albstadtwerke befassen sich in diesem Jahr neben ihrer beruflichen Ausbildung mit dem Insektensterben und der Artenvielfalt im Tier- und Pflanzenreich, wenngleich das nichts mit ihrer technischen und kaufmännischen Lehre zu tun hat.

Marketingleierin Stefanie Burggraf verweist auf die Vorbildfunktion und die Vorreiterrolle der Albstadtwerke in Sachen Umwelt- und Klimaschutz, denn seit 2013 finanzieren die Albstadtwerke über den "regioCent", den Bezieher des Regiostroms pro Kilowattstunde bezahlen, Umweltprojekte in Albstadt, Winterlingen und Bitz, die bisher der Naturschutzbund Nabu Albstadt umgesetzt hat, darunter den Schwalbenturm in Margrethausen, den Umbau eines Hochbehälters zum Fledermausquartier, den Erhalt von Streuobstwiesen, die Unterstützung von Schulen bei der Umsetzung von Naturthemen und nicht zuletzt die Aktion "Blühendes Albstadt".

Daran knüpft das aktuelle albstrom-Regioprojekt an: "Unsere Heimat blüht 2.0". Zum ersten Mal ist dabei nicht der Nabu aktiv, sondern die Albstadtwerke selbst haben sich den Erhalt der Insektenwelt und der Wiesenblumen auf die Fahnen geschrieben. Die Fachleute des Nabu bringen sich zusammen mit der Baumschule Christian Schlegel und Manfred Abt vom demeterzertifizierten Dreilindenhof in Straßberg beratend und unterstützend ein.

Das Projekt wurde im Wasserwerk Ebingen vorgestellt, in unmittelbarer Nähe der Fläche, welche die Azubi buchstäblich beackert haben: meist in Handarbeit, denn Maschinen mit schädlichem Treibstoff durften im Wasserschutzgebiet nicht eingesetzt werden. Drei der Azubi, allesamt im vierten Lehrjahr, stellten die Arbeiten anschaulich vor.

Keine Pestizide und bloß nicht so oft mähen

Süleyman Mutlu, Adrian Müller und Marco Pizzo erklärten, dass sie auf den Einsatz von Pestiziden und zu häufiges Mähen auf dem 120 Meter langen und sechs Meter breiten Geländestreifen entlang eines Zauns verzichten, auf dem sie eine Blumen- und Gräsermischung aussähen, damit sich Insekten wohlfühlen. Vor der eigentlichen Arbeit hatten sich die Drei und ihre Kollegen Annina Christin Müller, Lena Stoll, Tolga Bayrak, Mario Pejic. Raphael Schmidt und Jeannette Wilkanowski die Zusammenhänge und Abhängigkeiten in den nicht einfachen Naturprozessen angeschaut.

Hilfreich zur Seite stand ihnen Projektleiterin Katja Heinemann, eine junge Mitarbeiterin, die mit freudig glänzenden Augen von der erfolgreichen Zusammenarbeit der Azubi berichtete. Es sei nicht so wichtig, jeden Grashüpfer und jede Wildbiene mit Namen zu kennen – im Vordergrund stehe das Handeln für die Natur.

Nach dem Ausbringen des Saatguts auf das von Manfred Abt gegrubberte Feld geht das Projekt weiter. An den Rändern sind die von Hand herausgelesenen Steine zu Haufen geschichtet; dort sollen sich Eidechsen, vielleicht auch Schlangen ansiedeln. Im Raum steht zudem der Bau einer Wildbienennisthilfe. Letztendlich wird die Pflege des Biotops nie ein Ende finden, deshalb soll es von einer Azubigeneration an die nächste "vererbt" werden. Eine Art Lehrpfad soll entstehen, und ein Zaun schützt die Tier- und Pflanzenwelt vor Eingriffen.

Das Tüpfelchen auf dem i: Ihr Einsatz hat die Azubi, die sich sonst kaum begegnen, zusammengeschweißt, und sie hoffen auf viele Nachahmer, auch auf Betriebe, die bereit sind, Umweltbewusstsein zu fördern.