Spitzensport im Bullentäle – es hat nicht sollen sein: Die Coronapandemie machte den WM-Planern einen Strich durch alle Kalkulationen. (Archiv-Foto) Foto: Eibler

Stadt zieht finanzielle Bilanz nach Absage der Mountainbike-Weltmeisterschaft. "Draufgezahlt hätten wir ohnehin."  

Albstadt - Eine deprimierendere Aufgabe als diese kann man sich kaum vorstellen: die finanzielle Bilanz einer Weltmeisterschaft ziehen, die überhaupt nicht stattgefunden hat. Am Montag hat die Stadt Albstadt Kassensturz gemacht.

"Außer Spesen nichts gewesen" – selten passte der Satz besser als auf die Albstädter UCI-Cross-Country-WM. 1,231 Millionen Euro stehen am Ende auf der Ausgabenseite, anstelle der erhofften 400.000 Euro plus wurden nur 243.563 Euro an Einnahmen verbucht. Unter dem Strich bleibt ein Defizit von 987.303 Euro.

Von diesem muss man allerdings die Investitionen in die Infrastruktur abziehen, wenn man wissen will, wie viel die Stadt wirklich "in den Sand gesetzt hat " – ohne eigenes Verschulden wohlgemerkt, denn für Corona kann sie nichts. Insgesamt 285.682 Euro wurden in Projekte von buchstäblich bleibendem Wert investiert, etwa in Baumaßnahmen wie den neuen Parkplatz und die Gehwege bei der Zollernalbhalle oder in die Ertüchtigung der MTB-Rennstrecke, die bei kommenden Weltcups wieder zu Ehren kommen soll. Man könnte natürlich auch die vegetabilen Radfahrer auf den Kreisverkehren der Stadt oder die Blumenzwiebeln in den neuen Pflanzbeeten zum Posten Investitionen schlagen, denn schließlich haben die Blumen ja geblüht und den einen oder anderen erfreut. Aber so weit mochte die Stadt nicht gehen – Blütenpracht ist halt vergänglicher als Straßenpflaster.

Rund 700.000 Euro sind verloren

Zieht man die 285.682 Euro von den 987.303 Euro ab, dann bleiben noch 701.621 Euro übrig. Das ist das Geld, das in Organisation und Vorbereitung der UCI-Weltmeisterschaft gesteckt wurde und als verloren angesehen werden muss, weil kein Nährwert zurückbleibt. In diesem 700.000 Euro steckt auch das an die UCI entrichtete Startgeld, wobei man unterstellen darf, dass nicht der volle Betrag entrichtet werden musste – zu Vertragsbestimmungen darf sich die Stadt nicht äußern; Oberbürgermeister Klaus Konzelmann versicherte aber am Montag, man habe sich "gütlich auf ein faires Ergebnis geeinigt". Vom Zuschuss des Zollernalbkreises – 200.000 Euro – darf Albstadt immerhin ein Viertel behalten, über die Zuschüsse von Land und Bund – 100.000 beziehungsweise 150.000 Euro – wird noch verhandelt. Es könnte also sein, dass sich an den Zahlen noch etwas ändert.

Verloren sind Sponsorengelder und Investition wie die 120.000 Euro, die für Merchandising-Produkte ausgegeben wurden. Auf denen bleibt die Stadt jetzt sitzen. Sie kann sie allenfalls an ihre Vereine verschenken, aber nicht verbilligt losschlagen, denn das wäre vertragswidrig – die UCI duldet nicht, dass Souvenirs von einer WM auf den Markt kommen, die nie ausgetragen wurde. Nicht zur Kasse gebeten wurde die Stadt von jenen heimischen Unternehmen, die Festzelte oder Unterkünfte bereit hielten – "das ist ganz große Loyalität", kommentiert Bürgermeister Steve Mall, und der Oberbürgermeister gibt zu bedenken, dass gerade diese Firmen von der Pandemie am härtesten getroffen wurden.

Was bleibt als Trost? "Draufgezahlt hätten wir auf jeden Fall", sagt Konzelmann, "nur eben nicht so hoch." Im Übrigen sehen er, Mall und der zuständige Amtsleiter Jo Triller sich durch die explodierenden Infektionszahlen in Übersee und die erneut steigenden hierzulande darin bestätigt, dass es richtig war, die WM abzusagen. "Momentan sind Massenansammlungen über 500 Personen untersagt", merkt Triller an. "Allein das Fahrerfeld sind mehr als 1000 auf einem Haufen – und dann ist das Publikum noch gar nicht berücksichtigt."

Bewerbungen um Weltcups laufen

Dem Gemeinderat ist die traurige Bilanz der WM am Donnerstag in nichtöffentlicher Sitzung präsentiert worden – laut Konzelmann hat er sie mit Fassung getragen. Der Rückhalt für Albstadts Bewerbungen um Weltcups in den kommenden zwei Jahren ist also da – jetzt muss nur noch die UCI ja sagen.