Was macht die Feststellung der Todesursache so schwierig? (Symbolfoto) Foto: Ari_N/ Shutterstock

Auch Todesursache des Unbekannten noch offen. Experte erklärt mögliche Gründe.

Albstadt/Tübingen - Staatsanwaltschaft und Polizei stehen nach dem Leichenfund vom Sonntag vor einem Rätsel. Nach wie vor ungeklärt ist die Identität des Mannes, der unbekleidet in einem Wohngebiet im Ebinger Westen gefunden wurde. Ebenso die Todesursache.

Daran hat auch das Autopsieergebnis, das den Ermittlern bereits am späten Montagnachmittag vorlag, nichts geändert. Jetzt sind die Ermittler auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen - wird jemand vermisst, auf den die Beschreibung passen könnte? "Wir sind schon dabei, die Rückmeldungen aus der Bevölkerung abzuarbeiten.", erklärt Markus Engel, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hechingen. "Wir haben bereits einige überprüfenswerte Hinweise bekommen, es besteht also trotz der schwierigen Lage die Aussicht auf Erfolg."

Was macht die Klärung der Todesursache so schwierig?

Aber was macht die Klärung der Todesursache so schwierig? Ein Grund könne sein, erklärt Frank Wehner vom Lehrbereich Rechtsmedizin der Uniklinik Tübingen, dass die Leiche mehrere Tage im Freien gelegen habe. Hätten wilde Tiere Zugang zu einer Leiche, könne dies die Ermittlungen stark erschweren. Im ersten Moment denke man dabei an Fliegen und Käfer. Doch auch Nagetiere, Füchse oder Wildschweine verschmähen eine Leiche nicht. "Die Natur verschwendet nichts," sagt Wehner. "Eine Leiche kann nach einigen Tagen schon abgenagt sein."

Im Freien wirke zudem auch das Wetter auf die Verwesung ein. Heiße und trockene Witterung bremse den Fäulnisprozess aus, Tote mumifizierten dann eher. Den für die Zersetzung verantwortlichen Bakterien fehlten unter diesen Bedingungen Wasser und Feuchtigkeit, der Körper trockne aus. Wie schnell dieser Prozess ablaufe, hänge entscheidend von den Wind- und Luftverhältnissen ab, meint Wehner. Auch die Kleidung könne dabei eine Rolle spielen.

Völlig mumifizieren wird eine Leiche in Deutschland laut dem Experten aber eher nicht. Nachts sinken die Temperaturen ab, es bildet sich Tau. Dann, so Wehner, setzte die Verwesung ein. Die Haut verfärbe sich grünlich. Schon nach wenigen Tagen könne es zur Bildung von Fäulnisbläschen kommen.

Doch auch in fortgeschrittenen Stadien der Zersetzung könne die Rechtsmedizin Verletzungen noch feststellen. Auch Schäden an Organen seien noch nachweisbar "solange noch Organe da sind," meint Wehner.

Was passiert bei einer Obduktion?

Die Obduktion einer Leiche dauert laut Wehner in der Regel rund 90 Minuten. Dies könne jedoch, je nach Fall, stark variieren. Zunächst werde die Leiche von Außen begutachtet und auf Verletzungen oder andere Auffälligkeiten hin untersucht. "Danach werden die drei Körperhöhlen geöffnet," sagt Wehner. Dabei handele es sich um die Schädel-, die Brust-, und die Bauchhöhle eines Menschen.

Dann werden die Organe gründlich auf Verletzungen und mögliche Todesursachen geprüft. Zusätzlich entnehme der Arzt auch Proben aller Körperflüssigkeiten für eine Untersuchung auf Toxine. Seien die Untersuchungen abgeschlossen, setze man die Organe wieder in den Körper ein.