So sehen die Kabelverzweiger aus, in den die Glasfaserkabel enden und die Kupferdrähte zu den Häusern ihren Ausgang nehmen. Foto: Schwarzwälder Bote

"Vectoring" als Mittel der Temposteigerung bei Breitbandversorgung in Albstadt.

Albstadt-Tailfingen - Die Deutsche Telekom hat angekündigt, dass sie in 9800 Albstädter Haushalten die Geschwindigkeit der Datenübertragung im Internet auf bis zu 100 Megabit pro Sekunde anheben werde. Möglich machen soll dies das sogenannte VDSL2-Vectoring.

Im November hatten die Stadt und die Telekom die Aussicht auf ein schnelleres Internet noch mit einem kleinen Festakt in Burgfelden gefeiert: 36 Kilometer Glasfaser seien verlegt worden, 34 Kabelverteiler errichtet und mit moderner Technik ausgestattet worden, vermeldete Bernhard Ginter, Regionalmanager der Telekom – auch Tailfingen, Onstmettingen, Truchtelfingen und Burgfelden würden binnen kurzem in den Genuss des Standards kommen, der in Ebingen, Margrethausen und Pfeffingen bereits verfügbar sei. Fürs Erste war Baubürgermeister Udo Hollauers Druck auf den roten Knopf allerdings ein rein symbolischer, der keinem einzigen Rechner in Burgfelden oder anderswo die Sporen gab.

Mittlerweile hat die Telekom weitere Knöpfe gedrückt. Dort, wo schon Kabelverzweiger stehen und die Übertragungsgeschwindigkeit bislang 50 Megabit pro Sekunde betrug, kann sie seit Jahresbeginn durch das VDSL2-Vectoring auf das Doppelte beschleunigt werden – theoretisch; in der Praxis, heißt es in einem Bericht der Bundesnetzagentur, würden die 100 Megabit pro Sekunde nur selten erreicht. Was die Übertragungsrate im Internet beeinträchtigt, ist zum einen die durch die Länge der Leitung bedingte Leitungsdämpfung, zum anderen das sogenannte "Übersprechen" durch Signale in benachbarten Leitungen. Gegen letzteres hilft das Vectoring – es filtert störende Fremdsignale aus und macht die eigene Leitung damit gängiger.

Allerdings hat es einen Pferdefuß: Die Telekom riskiert, durch das Ausfiltern von Fremdsignalen die Leitungsqualität von Signalen konkurrierender Provider direkt zu beeinträchtigen, was den Wettbewerb verzerren würde und der Verpflichtung widerspräche, Mitbewerbern einen "diskriminierungsfreien Netzzugang" zu gewähren. Aus diesem Grund empfehlen Kritiker des Vectoring, auf diese Technik zu verzichten und stattdessen Nägel mit Köpfen zu machen: Nichts befördert die Leitungsgängigkeit und die Übertragungsgeschwindigkeit so nachhaltig wie der Einsatz von Glasfaser statt Kupferkabel. Am besten bis zum Rechner – das einschlägige Kürzel lautet FTTH – "Fiber to the Home – Faser bis ins Heim hinein".

Aber das ist Zukunftsmusik, in Albstadt und andernorts. Derzeit läuft das Projekt FTTC – "Fiber to the curb – Faser bis zum Bordstein"; gemeint ist der Kabelverzweiger, von dem aus die Kupferkabel zu den Haushalten ausschwärmen – und auch dieses Ziel will erst einmal erreicht sein. Bei der Lieferung der Verteilergehäuse aus Fernost gab es Engpässe; noch sind im Norden Albstadts nicht alle Kabelverzweiger installiert. Einige fehlen noch; erst wenn sie da sind, kann auch das Vectoring seine segensreiche Wirkung entfalten. Vom völligen Verzicht auf Kupfer aber ist man hierzulande noch weit entfernt.

Wieso eigentlich? Weil, so Bernd-Michael Abt, Leiter des Albstädter Amts für Bauen und Service, in Deutschland etwas andere Standards für die Verlegung von Leitungen gelten als in anderen Ländern. Wenn die Deutschen bereit wären, sie oberirdisch von Mast zu Mast zu führen, statt sie für viel Geld zu vergraben, dann könnten ihre Rechner längst viel schneller arbeiten – aber dann sähen ihre Stadtlandschaften halt anders aus. Und so wachsen hierzulande halt keine Kabelbäume in den Himmel.