Prüfer Harald Stein betankt sein Fahrzeug mit geeichtem Tank und vergleicht Anzeige und Menge. Foto: Murat

Eichamt: Tropfenzählertempo lohnt sich nicht. In Lautlingen sprudelt mehr Treibstoff für's Geld.

Albstadt - Kommt so viel Sprit aus der Zapfsäule, wie die Anzeige besagt? Ist die Bierflasche so voll, wie sie sein soll? Das überprüfen Mitarbeiter des Eichwesens in Baden-Württemberg. Jüngst auch in Albstadt.

Erster Einsatzort; eine Tankstelle in Lautlingen. Prüfer Harald Stein füllt über einen Eichkolben Dieseltreibstoff in einen silbrig glänzenden Tank seines Fahrzeugs – laut Anzeige 50 Liter, aber wie viel wirklich aus der Zapfsäule geflossen ist, liest er am Glaszylinder ab. Das Ergebnis dürfte nach dem Geschmack so manchen Pfennigfuchsers sein: 150 Milliliter mehr, als bezahlt werden muss. Das entsprich 0,3 Prozent – die Toleranz beträgt 0,5 Prozent. Nach oben und nach unten.

Untypisch, sagt Falk Seidel, Sachgebietsleiter im Eichwesen für Tankstellen und Volumenanlagen. Stein hat den Sprit bei der 50-Liter-Probe schnell laufen lassen, die langsame mit zehn Litern Durchlauf folgt noch. Normalerweise, weiß Seidel, fließe bei niedriger Geschwindigkeit mehr Kraftstoff. Allerdings nicht so viel, dass es sich lohnen würde, im Tropfenzählertempo zu tanken: "20 Minuten an der Tankstelle herumzustehen in der Hoffnung Geld zu sparen – das kann man bleiben lassen."

Stein arbeitet an diesem Tag vor großem Publikum: Außer der Presse sind Matthias Frankenberg erschienen, der Erste Landesbeamte in Balingen, und dazu jede Menge Kollegen aus dem Regierungspräsidium in Tübingen. Allen voran der Chef selbst: "Wir sehen uns nicht nur als Anwalt der Verbraucher an", sagt Regierungspräsident Jörg Schmidt. "Auch die Beratung der Hersteller gehört zu unseren Aufgaben." Letztlich profitieren auch die Händler von der Arbeit der Prüfer. Die Lautlinger Tankstelleninhaberin freut sich über den Besuch der Prüfer. Gelegentlich beschwerten sich Kunden – denen zeige sie dann das Eichsiegel an der Zapfsäule, das bezeugt, dass die Anlage einwandfrei funktioniert.

Kontrolliert wird alle zwei Jahre. Harald Stein und seine Kollegen haben im vergangenen Jahr 18 800 Zapfhähne untersucht – 500 wurden beanstandet. Übrigens nicht nur wegen der Quantität – auch die Qualität des Kraftstoffes ist wichtig. Die Prüfer nehmen Stichproben, die im Labor auf Blei- und Schwefelgehalt und auch auf Klopffestigkeit untersucht werden. Nicht nur der Verbraucher-, auch der Umweltschutz zählt zu den Aufgaben der acht Eichämter, die über das ganze Land verteilt sind, aber alle dem Regierungspräsidium Tübingen unterstehen.

Einmal im Jahr kommt Besuch – und zwar immer unangekündigt

Der Sprit aus der Zapfsäule ist freilich nur eines von vielen Produkten, um die sich die Eichmeister kümmern. Enthalten die Saftflaschen wirklich die auf dem Etikett angegebene Menge? Wiegt die Butter tatsächlich immer 250 Gramm? Bekommt der Kunde die Ware, die ihm in Rechnung gestellt wird? Jeder Hersteller und Importeur muss damit rechnen, dass er einmal im Jahr nicht angekündigten Besuch vom Prüfer bekommt. Von 2400 untersuchten Produktpackungen wurden im vergangenen Jahr knapp 13 Prozent beanstandet – häufig, weil die Füllmenge nicht stimmte. Misstrauische Kunden können sich ans Eichamt wenden; eines der acht befindet sich in Ebingen, in der Schillerstraße 83.

Wer seinen Kunden täuscht, wird verwarnt oder muss sogar ein Bußgeld zahlen – ist die Verpackung allerdings transparent und die Ware sichtbar, dann werden Beschwerden gegenstandslos, denn dann täuscht der Kunde sich selbst. Andreas Fritz, Sachgebietsleiter für Verpackungen, unterstellt übrigens beileibe nicht für alle Beanstandungsfälle eine Täuschungsabsicht: "Oft liegt einfach nur menschliches Versagen vor."

Und nicht selten seien Flaschen eher über- als unterfüllt – die Hersteller gingen auf Nummer Sicher.