Amelie Barkentien und Mona Andres kämpfen für die Einhaltung der Klimaziele. Foto: Wirtschaftsministerium

Klimakrise macht keine Corona-Pause. Aktivistinnen mit Ministerin auf Sommertour.

Albstadt/Stuttgart - Das Thema Klimaschutz ist durch die Coronavirus-Pandemie in den Hintergrund gerückt. Das Problem ist dadurch freilich nicht verschwunden. Die nächste Großdemonstration in Albstadt ist schon geplant.

Mona Andres aus Albstadt hat für die Bewegung "Fridays for Future" zusammen mit Amelie Barkentien aus Stuttgart die Sommerreise der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut zu den Themen Umweltschutz, CO2-neutrale Produktion und Recycling begleitet – kritisch, wie die beiden betonen.

Im Frauenhofer Institut für Bauphysik durften die beiden jungen Aktivistinnen ihren ersten Impuls geben und appellierten an die Teilnehmer: "Die Klimakrise macht keine Pause!". Sie fordern die Politik dazu auf, Fördermittel für Unternehmen an Emissionsneutralität und Recycling zu koppeln. Institutsleiter Philip Leistner ging auf die generellen Themenfelder und die Arbeitsweisen des Institutes ein, ehe alle die Forschungseinrichtung besichtigen durften.

Der nächste Stopp war das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung, (ZSW) wo die Ministerin mehrere Förderbescheide für Forschungsprojekte im Bereich Wasserstoffforschung und des Batterierecycling übergab, darunter einen über 10,5 Millionen Euro für den Bau einer Brennstoffzellenfabrik in Ulm. In der anschließenden Diskussionsrunde stellten die Aktivistinnen immer wieder kritische Fragen an die Forscher und Nicole Hoffmeister-Kraut, an denen sich eine Diskussion entspann. Wo zum Beispiel kommt der benötigte Wasserstoff her? Ist sicherhestellt, dass die Produktion von Brennstoffzellen klimaneutral sein wird? Und: Wie werden sie dereinst entsorgt? Die Ministerin verwies auf ein Projekt des ZSW zur Wiederaufbereitung von Batterien, welches das Land mit 870.000 Euro gefördert habe, räumte aber ein: "Wir stehen noch vor großen Herausforderungen." Ehrgeizige Ziele habe das Land definiert, "aber es muss eben auch leistbar sein."

Nach einer Führung durch das Institut ging es praktisch weiter: im Recyclingpark Neckartal. Dort werden Papier, Kunststoff und Mineralien recycelt und wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt.

Zum Schluss hörten die Teilnehmer in der Firma Kärcher einen Vortrag zu deren Projekten rund um das Thema Nachhaltigkeit: neue Produkte bestehen etwa aus recycelten alten Airbags. Auf dem Firmengelände bietet ein Biotop Lebensraum für unterschiedliche heimische Tierarten.

Das abschließende Fazit der Wirtschaftsministerin fiel positiv aus, vor allem der Austausch mit den Unternehmen, aber auch mit den jungen Aktivistinnen sei ihr sehr wichtig, betonte Nicole Hoffmeister-Kraut. Sie kämpfen für "wirkliche Konzepte, die auch umgesetzt werden", und wollen "streiken, bis die Klimakrise richtig angepackt wird". Das Tempo der Politik ist den beiden 17-Jährigen derzeit noch "deutlich zu langsam".

Den nächsten Großstreik planen die Aktivisten von "Fridays for Future" in Albstadt nun für Freitag, 25. September. Dabei wird sich alles um das Thema Energiewende hin zu mehr "erneuerbaren Energien" drehen. Beim jüngsten Treffen diskutierte die Gruppe viel darüber, wie es gelingt, bei der Demo am besten Abstand zu halten, um alle Teilnehmer zu schützen, und entwickelten schließlich ein Hygienekonzept. Es soll beim nächsten offenen Organisationstreffen am Freitag, 18. September, ab 18 Uhr im Kunst-Werk-Haus in der Oberen Vorstadt – der Eingang ist am Ziegelplatz – noch verfeinert werden.