Hätte er einen Kamin, dann könnte man in diesem Ofen immer noch backen. Foto: Schwarzwälder Bote

Kloster: Besucheransturm überrascht Kirchengemeinde Margrethausen / Am Anfang waren drei Gräfinnen

Trotz großer Hitze wurden die Verantwortlichen der katholischen Pfarrgemeinde Margrethausen von der Resonanz auf ihre Einladung zur Klosterführung kalt erwischt: Statt der erwarteten 20 – plus minus – drängten sich mehr als 150 Menschen im Klosterhof.

Albstadt-Margrethausen. Unmöglich, alle gleichzeitig durch die Gänge und Flure zu schleusen. Da war es sehr hilfreich, dass Ortsvorsteher Thomas Bolkart sich spontan bereit erklärte, eine Führung durch den vor wenigen Jahren restaurierten "weltlichen" Klosterteil anzubieten. Hildegunde Pfeil zeigte einer weiteren Gruppe die vom Glasmaler Wilhelm Geyer geschaffenen Chorfenster der Pfarrkirche – und so kamen, wenn auch teilweise verspätet, alle Interessierten in den Genuss einer Führung.

Schwer vorzustellen, dass an der Stelle des doch recht imposanten Gebäudekomlexes, den der Besucher heute vor sich hat, anfangs ein einfaches Haus stand. Conrad von der Thierberg machte es 1338 drei Gräfinnen zum Geschenk, die wohl auf ihre alten Tage der Welt entsagt hatten. Später stieß die Gründerin des Klosters Wittichen, Schwester Luitgard, zu den Nonnen und gab dem Kloster Margrethausen die Ordensregel der heiligen Clara, das Pendant zur Regel der Franziskaner.

Wie die Gäste von Bernd Kramer weiter erfuhren, hatten die Klosterfrauen um das Jahr 1500 sehr unter den Repressionen durch Melchior von Thierberg zu leiden und suchten deshalb Schutz in Ebingen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Margrethausen fast völlig zerstört – mit Ausnahme der Klause, die bewaffnete Bürger Ebingens beschützten.

Anfang des 18. Jahrhunderts entstand der heutige zweistöckige Klosterbau, der 1723 unter dem Namen "Kloster zu den heiligen drei Königen" geweiht wurde. Mit der Säkularisation endete das Klosterleben; ein Teil des gebäudes ging an die Gemeinde, den anderen bekam das Dekanat Schömberg. Freilich ohne Mobiliar – die Schwestern hatten beim Verlassen des Hauses alle Türen offen gelassen, was einer Einladung an die Dorfbevölkerung gleich kam, sich zu nehmen, was man brauchen konnte. Misslicherweise sind deshalb keine Einrichtungsgegenstände aus dem 18. Jahrhundert mehr vorhanden.

Südflügel und Kirche des Klosters wurden abgerissen; an letztere erinnert heute nur noch eine unauffällige Terrasse zwischen Ostflügel und heutiger Kirche. Die Hochaltäre und das Altarbild befinden sich heute in der Kirche von Ratshausen, der Reliquienschrein in Stotzingen und diverse Bilder hängen in der evangelischen Nikolauskirche in Bitz. Für die Besucher war freilich nicht nur die Historie sondern auch das Klosterleben von Interesse. Die heutige Bücherei war vormals Waschküche, aus der eine bachähnliche Rinne in den Innenhof führte. Mit etwas Fantasie konnte man sich die Wäsche schrubbenden Klosterfrauen vorstellen – die Leibwäsche wurde diskret über dem gemauerten Teil des Backofens getrocknet.

Apropos Backofen: Hätte dieser noch wie einst einen Kamin, dann könnte er sofort beheizt werden – das Konstruktionsprinzip hat sich seit damals nicht geändert. Sogar ein "Spickloch" ist noch vorhanden; durch dieses konnte man überprüfen, ob die schätzungsweise 25 Brote schon fertig waren.

Blieb die Frage, ob Pater Kaycee McDonald Nwandu, der im Obergeschoss wohnt, tatsächlich nachts von Gepoltere im Haus geweckt wird. Nun ja, manchmal knirscht und ächzt das was – aber wieder Pater Kaycees Gottvertrauen vermag Geisterwesen nichts. Fazit: Die Kirchengemeinde wird sich wappnen für größeren Besucherandrang – ihr kann es schließlich nur recht sein. Und Ortsvorsteher Bolkart stellte fest: "Die meisten Albstädter wissen gar nichts vom Kleinod Kloster – das sollten wir schleunigst ändern."