Anton Reger (links) und seiner Frau Marianne wünschte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann einen gesegneten "Unruhestand". Foto: Schwarzwälder Bote

Abschied: Stadt und Gemeinderat würdigen Anton Regers Verdienste als Finanzbürgermeister und Mensch

Warum Anton Reger fehlen wird im Rathaus Albstadt und warum er nie ohne Akten unterm Arm dort unterwegs war, hat die humorvolle Abschiedsfeier für den Ersten Bürgermeister deutlich gemacht, die am Donnerstag prominent besucht war.

Albstadt. Allein die Bandbreite der Gäste – vom Forst bis zur Feuerwehr, von Bildungsvertretern bis zu Bürgermeistern, von der Wirtschaftsministerin bis zu Repräsentanten von Kirchen und sozialen Organisationen – zeigte es: Als Erster Bürgermeister und Finanzdezernent der Stadt Albstadt hatte Anton Reger es mit unendlich vielen Aufgaben zu tun. Und war darin sehr erfolgreich, was nicht nur Oberbürgermeister Klaus Konzelmann zu würdigen wusste. Von 64,2 auf 27,6 Millionen Euro sei der Schuldenstand der Stadt unter Regers Ägide zurückgegangen – und dennoch seien 133 Millionen Euro investiert worden in diesen neun Jahren. Mit Blick auf ähnliche Erfolge an seinen bisherigen Stationen – zuletzt als Finanzdezernent des Landkreises Sigmaringen – sagte Konzelmann anerkennend: "Einmal mehr hast Du bewiesen, dass Du mit Deiner betriebsamen Art ein deutlich besser bestelltes Haus verlassen als vorgefunden hast."

Viel Zeit habe Reger zu Beginn auf das "Löschen von Bränden" verwendet und erreicht, dass wieder Frieden herrsche in der Feuerwehr, was ihm viel Respekt eingebracht habe. Sein Vorzeigeprojekt sei die Kita Veilchenweg, in der mehrere Kindergärten zusammengelegt wurden, und ein Kraftakt die Unterbringung von Flüchtlingen gewesen, für die Reger – auch dank seiner guten Vernetzung – schnelle und unbürokratische Lösungen gefunden habe.

Für Weltcups und WM ein Glücksfall

Dass der sportliche Meßstetter, selbst leidenschaftlicher Mountainbiker, auch im Hinblick auf den Mountainbike-Weltcup und die UCI-Mountainbike-Weltmeisterschaft im Cross-Country 2020 in Albstadt ein Glücksfall ist, vergaß Konzelmann nicht zu erwähnen und hofft, dass Reger dem Organisationskomitee für die WM erhalten bleiben möge.

An Montagen habe er freilich schon Sorge gehabt, ob Reger das Wochenende unbeschadet überstanden habe, sagte Konzelmann augenzwinkernd vor allem mit Blick auf dessen Teilnahme am Albstadt-Bike-Marathon und andere sportliche Herausforderungen. Dann sei Reger aber doch stets zum Führungsgespräch aufgetaucht: "vollgepackt und zwischen zwei und fünf Minuten zu spät". Den Rat seines Ausbilders in Wehingen habe Reger nämlich immer konsequent befolgt, erklärte der Oberbürgermeister lachend: "Nie ohne Akten durchs Rathaus gehen, sonst könnte jemand auf die Idee kommen, dass man nichts zu tun hat." Gebraucht habe Reger sie freilich kaum. "Und wenn doch, hat er sie in seinem Stapel nicht gefunden."

Zum Abschied hatte Anton Reger sich einen Ammoniten, ein "Stein gewordenes Geschichtsbuch", gewünscht, verriet Konzelmann – und hatte Mühe, ihn zu überreichen, so schwer war er. Leichter tat sich der Rathauschef mit den guten Wünschen für seinen Kollegen, der ihm auch Freund geworden ist, wie deutlich wurde, und dem Dank, in den er Marianne Reger mit einschloss, die ihren Mann so gut unterstützt und seine Arbeit mitgetragen habe.

Sehr freundschaftliche Worte fand auch Martin Frohme als dienstältester Stadtrat, der Reger angesichts seiner Fitness weitere acht Jahre zugetraut hätte. Der habe sich – auch als Bierkenner sachkundig – aber entschieden, seine Frau und seinen Sohn im Familienbetrieb Lindenbräu zu entlasten. Bewegt dankte Frohme dem scheidenden Schultes für die immer faire Zusammenarbeit: "Sie waren stets neutral und sachorientiert – und wir haben uns immer auf Ihr Wort verlassen können." Aus Regers Dezernat heraus sei viel bewegt worden im Kita- und Bildungs-, im Sport und im sozialen Bereich. Vieles habe Reger auch im Stillen bewirkt – "und in neun Jahren haben wir von Ihnen kein einziges böses Wort gehört".

Überwältigt von Lob und dem Gewicht der Gabe

"Überwältigt" von der großen Wertschätzung – und dem Gewicht des Ammoniten – verriet Anton Reger, dass er seiner Frau zuliebe beschlossen habe, die 50 Arbeitsjahre nicht voll zu machen. Immerhin habe er 2010 frei seine Bewerbung abgeben können: "Damals ist meine Frau in Nepal herumgeturnt", sagte Reger, ehe er seinem Kollegen Udo Hollauer zur Wiederwahl als Baubürgermeister gratulierte, ihm und Klaus Konzelmann, aber auch dem Gemeinderat – und ganz besonders seiner Sekretärin Silvia Richardon – für das gute zwischenmenschliche Klima dankte.

Dann gab er den Albstädtern noch etwas mit auf den Weg: "Die Weltmeisterschaft 2020 bringt Albstadt ein Alleinstellungsmerkmal. Sie wird sich durchschlagen auf Wirtschaft und Tourismus." So entstehe echte Nachhaltigkeit, die das Ziel eines jeden Finanzbürgermeisters sein müsse: Dinge ermöglichen, aber darauf achten, "dass man Realist bleibt".