WLSB und Sportkreis richten Koordinierungsstelle für Ganztagsschulen in Ebingen ein. Einjähriges Pilotprojekt.
Albstadt-Ebingen - 50 Prozent Ganztagsschulen – diese Quote peilt die grün-rote Landesregierung an. Der Württembergisches Landessportbund reagiert darauf mit einem Pilotprojekt: Er richtet in fünf seiner 24 Sportkreise Koordinierungsstellen für Ganztagsschulen ein. Eine davon in Albstadt.
Rund 10.000 Euro stellt die WLSB-Stiftung Sport dem Sportkreis Zollernalb-Sigmaringen für dieses Projekt zur Verfügung, das im Juli angelaufen ist. Dorothee Hummel-Wagner, die neue Grundschulkoordinatorin des Sportkreises, hat seither 24 Ganztagsschulen im Zollernalbkreis und 16 im Landkreis Sigmaringen kontaktiert, um den jeweiligen Bedarf an Kooperationsmaßnahmen zu eruieren und zu prüfen, wie man ihn befriedigen könnte.
Gibt es bereits Kontakte zu Vereinen oder gar Kooperationen? Besteht zusätzlicher Bedarf, und falls ja welcher – Fußball, Basketball, Gymnastik oder etwas Anderes? Stehen Kooperationen Hindernisse entgegen, etwa in punkto Finanzierung oder Verfügbarkeit von Sportstätten? Diese und andere Fragen gilt es zu klären; Hummel-Wagner ist zuversichtlich, dass die bisher spärlichen Rückschreiben sich zügig einstellen werden, wenn erst die Schule wieder begonnen hat.
Weitere Ansprechpartner sind natürlich die Sportvereine – rund 300 gibt es im Zollernalbkreis und etwa 160 im Kreis Sigmaringen, und obwohl Hummel-Wagner, seit Jahrzehnten Aktivistin im TSV Ebingen, bestens vernetzt ist, kennt sie längst nicht alle. Was können die Vereine bieten, um das überwiegend nachmittägliche Programmangebot an den Schulen zu bereichern, zu welchen Bedingungen sind sie bereit, es zu tun, und wo liegen ihre eigenen Interessen? Rolf Schmid, Vizepräsident Bildung des WLSB, sieht im Sport den naturgemäß wichtigsten Ansprechpartner der Bildungspolitik, wenn es um Ganztagsbetreuung geht, aber er knüpft an die Bereitschaft zum schulischen Engagement auch gewisse Forderungen: Auch die Vereine wollen noch etwas von den Kindern haben – der demographische Wandel setzt ihren Jugendabteilungen mittlerweile gehörig zu. Der Wunsch des WLSB: Um 16 Uhr ist Schulschluss, und die Hausaufgaben sind gemacht – der Nachwuchskicker oder -turner soll unbelastet trainieren können.
Die andere Forderung betrifft das Geld: Für Gottes Lohn, so Schmid, werde kein Verein lizensierte Übungsleiter zur Ganztagsbetreuung abstellen; 25 Euro pro Stunde betrachtet er als angemessenes Minimum. Auch in dieser Hinsicht wird Dorothee Hummel-Wagner einiges zu tun haben.
Schon jetzt ist abzusehen, dass Fund-Raising und die Pflege der Kontakte zu potenziellen Financiers – Sponsoren, Schulfördervereine und natürlich die Kommunen als Schulträger – einen guten Teil ihrer Arbeitszeit in Anspruch nehmen werden. Die beträgt 30 Stunden monatlich; Hummel-Wagner wird sie gut bewirtschaften müssen: "Einige meiner Rektoren verbringen die Hälfte ihrer Arbeitszeit damit, Ganztagsbetreuung zu organisieren", warnt Hans Klingler vom Schulamt Albstadt.
Die WLSB-Koordinationsstellen für Ganztagsbetreuung in Stuttgart, Heilbronn, Ludwigsburg, Heidenheim und Albstadt sind Pilotprojekte; sie laufen am 31. Juli 2014 aus. Danach wird jedes Einzelprojekt von einer zentralen Koordinierungsstelle – die bis dahin Hilfestellungen wie runde Tische und Fortbildungen leistet – evaluiert. Sollten die Sportkreise – was nicht unwahrscheinlich ist – zu dem Ergebnis gelangen, dass sich die Projekte lohnen, könnte man sie fortsetzen. Allerdings müsste dann neues Geld her – die Stiftung Sport steigt definitiv im Juli 2014 aus.
Weitere Informationen: Dorothee Hummel-Wagner hält donnerstags von 10 bis 13 Uhr Sprechstunde in der Sportkreis-Geschäftsstelle, Bühlstraße 13, in Ebingen.