Wie eine Wand stellen sich namhafte Professoren der Hochschule Albstadt Sigmaringen vor Rektorin Ingeborg Mühldorfer. Foto: Hopp

Zehn Professoren stellen sich entschieden hinter Ingeborg Mühldorfer. "Vorwürfe sind unverschämt."

Albstadt/Sigmaringen - Die "Tradition der anonymen Kommunikation" wollen zehn Professoren der Hochschule Albstadt-Sigmaringen brechen und stellen sich damit entschieden hinter Rektorin Ingeborg Mühldorfer, die von anonymer Seite angegriffen worden war.

Seinen Namen zu sagen, traute er sich nicht, der Verfasser eines Briefes, der im Zusammenhang mit der anstehenden Wahl des Rektors der Hochschule Albstadt-Sigmaringen Vorwürfe gegen Amtsinhaberin Ingeborg Mühldorfer erhebt. Mehrere Medien hatten dennoch über das Schreiben berichtet. Als Quelle für die Vorwürfe werden "die Professoren" genannt, zum Teil "ein Sigmaringer Professor, der anonym bleiben möchte".

Was sie von dieser Methode halten, haben am Dienstag zehn Professoren im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten deutlich gemacht – und stehen namentlich dazu: "Wir haben eine demokratische Selbstverwaltung an der Hochschule", betonen Thomas Eppler, Christian Gerhards, Tobias Häberlein, Tobias Heer, Otto Kurz, Ute Matecki, Holger Morgenstern, German Nemirovski, Barbara Puscher und Derk Remold. "Wenn einem Kollegen etwas nicht passt, kann er Wege innerhalb der Hochschule suchen und sich selbst engagieren und einbringen." Dass der Briefeschreiber den anonymen Weg an die Zeitungen gewählt hat, zeige, "dass er sich in der Minderheit sieht".

Sein Hauptvorwurf betrifft die Tatsache, dass die Rektorenwahl im Herbst 2017 erfolgen soll, obwohl die Amtszeit Mühldorfers erst zum 30. September 2018 endet. Als Grund vermutet der Anonymus die geplante Änderung des Landeshochschulgesetzes (LHG): Danach seien nur gewählte Senatsmitglieder stimmberechtigt, Dekane, Kanzlerin, Prorektoren und der Hochschulrat nicht mehr. Auf diese Weise wolle Mühldorfer ihre Wiederwahl sichern.

Tatsächlich hatte das Verfassungsgericht Baden-Württemberg eine Änderung der Modalitäten der Rektorenwahlen gefordert, weil die Professoren unter den Wahlberechtigten bisher unterrepräsentiert seien. Bis 31. März 2018 müssten die Regelungen angepasst werden, erklären die zehn Professoren unserer Zeitung. "Dennoch können wir nicht zum 1. April sofort nach den neuen Regelungen agieren. Diese müssen zunächst in der Hochschule umgesetzt, möglicherweise verschiedene Satzungen wie etwa die Grundordnung angepasst und in den Gremien darüber befunden werden. Das wird sicher Monate dauern. Wie der Weg nach Inkrafttreten einer solchen Neuregelung zur Umsetzung an der Hochschule ist, wird normalerweise durch Übergangsregelungen genau festgelegt. Sicher ist jedoch", so die Professoren, "dass die Umsetzung mit viel Glück im Sommer, wenn nicht gar erst im Herbst erfolgen kann." Durch die technischen Schwierigkeiten bei der Umsetzung des neuen Gesetztes und bei einer knapp kalkulierten Wahlperiode könnte die Hochschule für einige Zeit also nur von einem kommissarischen Rektorat geführt werden – ein klarer Nachteil.

Überhaupt wisse bisher niemand, wie das neue Gesetz aussehen werde, betonen sie. Und zudem sei es üblich, ein Jahr vorher zu wählen, könne es doch zahlreiche Unwägbarkeiten geben und die Hochschule am Ende ohne Rektor dastehen.

"Die Jungen wollen bleiben – das ist Mühldorfers Verdienst"

Als "unverschämt" bezeichnen die Professoren die Behauptung, die Stimmung unter ihren Kollegen an der Hochschule sei schlecht – genau das Gegenteil sei der Fall. "Die jungen Kollegen wollen sich hier einbringen und nicht an andere, größere Hochschulen – das ist das Verdienst des Führungsteams um Ingeborg Mühldorfer", betonen sie.

Über ebenfalls anonym geäußerte Vorwürfe, Ingeborg Mühldorfer habe aus einer "betulichen Hochschule" einen sich "rasant entwickelnden Wissenschaftsbetrieb" gemacht, können sie nur lachen: "Wir stehen in Konkurrenz mit anderen, haben einen Bildungsauftrag für die Region, sind mittlerweile die Nummer eins in Baden-Württemberg, vielleicht sogar in Deutschland, was Weiterbildungs-Studiengänge angeht." Der Standpunkt, sich nicht weiterentwickeln zu wollen, sei nicht zu vertreten – höchstens von Personen, welche die damit verbundene eigene Weiterentwicklung und Arbeit scheuten.

"Was Rektorin Mühldorfer tut, hat einen Nutzen für die Region – Eigennutz hingegen verfolgen jene, die anonyme Briefe schreiben", sind sich die Professoren einig. "Unter ihrer Führung haben wir extreme Fortschritte bei Drittmitteln und Studierendenzahlen gemacht."

Bezeichnungen wie "Haus- und Hofhunde" für jene, die am selben Strang zögen wie Mühldorfer, weisen die Professoren scharf zurück: "Das ist eine Beleidigung aller Kollegen, die daran arbeiten, die Hochschule voranzubringen." Zudem seien die Professoren weder weisungsgebunden, noch einer von ihnen je von der Rektorin unterwiesen worden. "Ein Professor kann der Rektorin eher das Leben schwer machen als umgekehrt."

Noch einen Punkt greifen sie auf: angeblich geschönte Studierendenzahlen. Der unbekannte Schreiber spricht davon, dass weit mehr Studenten geführt würden, als tatsächlich anwesend seien, und Langzeitstudenten nicht exmatrikuliert würden. "Dafür gibt es klare Fristen", betonen die zehn Professoren. "Wir halten oft genug Vorlesungen mit sehr hohen Anwesenheitsquoten – aber vielleicht ist das beim anonymen Briefeschreiber ja anders."