Geistlichkeit im Doppelpack: Peter Schaal-Ahlers und Søren Schwesig, "Die Vorletzten", gastierten in Ebingen. Foto: Miller Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Das Duo "Die Vorletzten" nimmt sich der Leiden der Kirchengemeinden und Pfarrer an

Pfarrer im urbanen Raum? Kein leichter Job. Peter Schaal-Ahlers, Pfarrer am Ulmer Münster, und Søren Schwesig, Stadtdekan von Stuttgart, gastierten als Kabarett-Duo "Die Vorletzten" mit ihrem Programm "Zwei in einer großen Stadt" in der Ebinger Martinskirche.

Albstadt-Ebingen. Die stärksten Stücke gelingen dem Duo, wenn die charakteristische Melange aus eher leisem Humor, intellektueller Reflexion und scharfer Beobachtungsgabe richtig zum Tragen kommt. "Es gibt sotte und sotte", lässt Peter Schaal-Ahlers anfangs verlauten und schlüpft in die Haut des konservativen Herbert, der pünktlich seine Vereinsbeiträge zahlt und CDU wählt, und für den die ordentlich erledigte Kehrwoche eine Herzensangelegenheit ist. Auf diese Rolle versteht sich der bodenständig wirkende, schwäbelnde Pfarrer.

Milieustudien sind heutzutage ein beliebtes Werkzeug, um dem Wesen verschiedener Typen auf die Spur zu kommen, in diesem Fall auch deren Haltung zur Kirche und ihren Dienern: Herbert mag keine Pfarrer, die Süßholzraspeln; er verlangt vielmehr nach Ordnungshütern.

Insgesamt vier fiktive Figuren stellen Peter Schaal-Ahlers und Søren Schwesig dar, immer im Wechsel, und sie tun das gründlich, spießen Details auf. Schwesig verkörpert Dr. Gesine Kellerstein, die Etablierte, die beim Einkaufen in der Züricher Bahnhofsstraße alles findet, was sie braucht und die ihren Kirchenaustritt selbst "einen wahnsinnig authentischen Akt" nennt. Achim aus der bürgerlichen Mitte – ihn verkörpert wieder Schaal-Ahlers – arbeitet beim Daimler und fühlt sich durchs Glockengebimmel um den Sonntagsschlaf gebracht. Es will ihm nicht runter, warum man "wegen der paar Hansl, die in’ d Kirch springet, so a Theatr macht". Und schließlich gibt Søren Schwesig als Hedonist Manuel ein letztes Statement ab: "Kirche, Posaunenchor? Ich weiß nicht, vielleicht wenn für mich auch was im Angebot wär!"

Die Darbietungen der zwei Kabarettisten regen aber nicht immer nur zum Lachen an, sondern auch zum Nachdenken – oder laden einfach nur zum Ausspannen ein, beispielsweise wenn Peter Schaal-Ahlers, den Richard Heymann-Evergreen "Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück" ganz besinnlich in den Raum hinein trällert und Søren Schwesig ihn am Klavier begleitet.

Schauspielerische Glanzlichter mit einer geballten Ladung Situationskomik gefällig? Gleich zwei davon bekommt das Publikum serviert. In beiden rückt Søren Schwesig ins Rampenlicht, während Peter Schaal-Ahlers im Hintergrund agiert. Und Schwesig weiß sich zu inszenieren, gibt die Pfarramt-Sekretärin, die alle Anrufer aus der Leitung wirft, um mit der besten Freundin zu plaudern, genauso knisternd wie den Dorfpfarrer, der sich, mächtig unter Strom stehend, durch die Kirchenhierarchie telefoniert, um eine Lösung für ein schwules Storchenpaar auf dem Pfarrhausdach zu finden. Wie die am Ende aussieht? Erst das theologische Referat des Oberkirchenrats weiß Rat: Ein Rundum-Sichtschutz muss her – wo man nichts sieht, da gibt’s auch kein Problem!