Peter Wolf kennt die Probleme eines Tunnels aus Erfahrung. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Tunnelbrände: Peter Wolf schildert in Albstadt Erkenntnisse vom Bürgerwaldtunnel

Zwei Bürgerinitiativen in Lautlingen wollen einen Tunnel für die geplante Ortsumfahrung. Doch welche Gefahren birgt ein solches Bauwerk? Vor der Feuerwehr Albstadt referierte einer, der die Probleme kennt.

Albstadt. Ganz und gar gegen den Strich geht das Brandamtsrat Peter Wolf und seinen Kollegen aus Waldshut-Tiengen: Wenn es im 1435 Meter langen Bürgerwaldtunnel brennt, müssen sie erst löschen und dürfen sich erst danach um die Rettung von Menschen kümmern – anders als es jeder Feuerwehrmann gelernt habe, erklärte Wolf bei der Hauptversammlung der Feuerwehr Albstadt. Die wollte vom Waldshut-Tiengener Feuerwehrkommandanten wissen, wie seine Wehr jene Sicherheitsprobleme löst, die ein Tunnel mit sich bringt, gibt es doch auch in Albstadt zwei Tunnel, und zwei Bürgerinitiativen in Lautlingen fordern einen 790 Meter langen für die Ortsumfahrung.

In der Regel seien Tunnelbrände Fahrzeugbrände, so Wolf. Die meisten könnten gelöscht werden, ehe sie sich auf weitere Fahrzeuge ausbreiteten – und dennoch schwerwiegende Folgen haben: Zwei Notausgänge gibt es laut Wolf im Bürgerwaldtunnel, der längs belüftet werde. Die Strahlventilatoren aber verteilten bei Feuer den Rauch so schnell, dass nach sechs Minuten der obere Teil der Röhre, nach 14 Minuten praktisch die komplette Röhre verraucht sei. Daher könnten schon kleine Brände viele Menschen gefährden. Brenne ein Lastwagen, sei die Brandlast 15 mal größer als die eines Personenwagens, und in jedem Fall sei der Erfolg eines Einsatzes von der Geschwindigkeit abhängig, zumal Rettungsdienste oft Angst hätten, zu helfen, ehe die Feuerwehr da sei.

Eindrucksvoll waren die Fotos von Massenkarambolagen im Tunnel, die Wolf mitgebracht hatte. Das Problem: Versperrten Autos die Durchfahrt, könnten die Rettungskräfte nur von einer Seite angreifen. Daher sei es Vorschrift, die Fahrzeugschlüssel stecken zu lassen – "aber welcher Deutsche macht das?", fragte Wolf rhetorisch. Das nächste Problem: Die Rettungsfahrzeuge könnten im Tunnel nicht wenden, daher sei es schon nötig gewesen, Patienten 700 Meter weit aus dem Tunnel zu tragen.

An der International Fire Academy in der Schweiz haben Wolf und seine Leute für Tunnel-Einsätze trainiert und eine Taktik entwickelt. Die erfordert freilich auch hohen Materialeinsatz: Auf einem Luftbild zeigte Wolf, welche Fahrzeuge an welchem Tunnelende und welchem Fluchtstollen gebraucht werden, darunter ein Tanklöschfahrzeug, ein Rüstwagen, sechs Hilfeleistungslöschfahrzeuge, zwei Einsatzleitwagen, ein Gerätewagen Atemschutz und ein Kommandowagen des Einsatzleiters vom Dienst. Außerdem müsse an jedem Tunnelende ein Wagen quer gestellt werden: "Schweizer fahren sogar in einen gesperrten Tunnel rein", was Peter Wolf immer noch wundert.