Literaturtage: Gunter Haug reist kulinarisch durch die Heimat
Gsälzbrot und Moscht: Beides hat seine Liebhaber. Passt es aber auch zusammen? Sehr wohl – und das hat Buchautor Gunter Haug am Mittwoch im Nägelehaus bewiesen.
Albstadt-Onstmettingen. Gunter Haug ist in Albstadt und bei den Literaturtagen ein "Wiederholungstäter". Das zeigte die enorme Resonanz auf seinen Besuch eindrücklich: Das Nägelehaus, die beliebte Onstmettinger Höhengaststätte, krachte schier aus allen Nähten. Im Publikum: alte Bekannte wie Haugs Tailfinger Freund Friedrich Pommerencke.
Diesmal hatte Gunter Haug schwäbische Geschichten rund um den Rostbraten-Äquator mitgebracht: liebevoll zusammengetragene Anekdoten, kleine Alltagsbegebenheiten und Geschichten in herrlichster Mundart. Was Schwäbisch angeht, gilt Haug schließlich als ausgewiesener Fachmann. Geboren in Stuttgart-Bad Cannstatt und aufgewachsen auf der Münsinger Alb, wohnt er jetzt im Unterland, in der Nähe von Heilbronn. Er weiß also sehr wohl, was ein "Lälläbäbbl" ist oder eine "Bähmull". Er kennt den Unterschied von "Mensch" und "Menschle". Und er hat natürlich im Kopf, dass die korrekte Bezeichnung vom "Wochadippl" der "Mumps" ist.
Dass es im Ländle zwischenzeitlich sogar Kindergärten gibt, die den schwäbischen Dialekt verbieten, hat Haug gehört. Gut finden kann er das erwartungsgemäß nicht: Schwäbisch, so erzählte er mit verschmitztem Augenzwinkern, sei schließlich die Sprache des Herrn. Gut schwäbisch sei auch die Charaktereigenschaft, "das feine Sach’" stets für die Ewigkeit konservieren zu wollen. Omas Sofa aus der Wohnstub‘, so erinnerte er sich mit Wehmut, habe niemals irgendjemand in seiner schönsten textilen Pracht gesehen, vor lauter Decken und Schonern. Dabei, so resümierte er, hätte sich der Originalzustand optisch durchaus gelohnt. Doch das habe man erst Jahrzehnte später festgestellt.
Weil es an diesem Abend im Nägelehaus nicht nur um Marmeladenbrote und Most ging, sondern durchaus auch um Wurstsalat und Maultaschen, hatte Gunter Haug für seine Gäste noch ganz pragmatische Lebenstipps parat. Wer im Verein rote Würste braten lassen wolle – "daran komme ich nicht vorbei, das liegt an meinem fränkischen Einschlag!" – möge man beim Einteilen des Bratdienstes auf die Pfiffigkeit des Bedieners achten, genauso wie beim Bierausschenken auch.
Der biblische Adam, so philosophierte er, sei mit großer Sicherheit kein Schwabe gewesen: "Sonst hätte er Evas Apfel ganz sicher vermostet." Haug mostet ebenfalls, das versteht sich von selbst.
Der Autor schaut den Schwaben in seinen neusten Buch also auf den Mund, aber auch ins Herz. Der Wiedererkennungseffekt ist dabei – sehr zum Vergnügen der ertappten Leser – immens.
Alles in allem, so schloss Haug im Nägelehaus, habe der Schwabe als solcher aber wirklich keine Anbiederung nötig. Er wolle ja kein Angeber sein.