BETRIFFT: Maskenpflicht nur auf dem Albstädter Wochenmarkt

Welche Blüten der Föderalismus treiben kann, zeigen die Lockerungen der coronabedingten Einschränkungen. Die Beweis, dass man mit föderalen Strukturen weltweite Pandemien besser bekämpfen kann, muss noch erbracht werden. So hatte die Stadt Albstadt Maskenpflicht auf Wochenmärkten der Kommune angeordnet. Die Begründung – viele Personen auf engem Raum – ist nachvollziehbar, trifft aber auf alle Wochenmärkte, auch jene in Balingen und Hechingen, zu. Marktbetreiber und Marktbesucher können das nicht selbst regeln, auch Supermärkte nicht. Daher gilt dort Maskenpflicht. Solange es keine Impfung gibt, wird man mit diesen akzeptablen Einschränkungen leben können. Von keiner Stadt kann verlangt werden, dass sie permanent Ordnungshüter für Märkte abstellt. Marktbetreiber wollen keine Kunden vergraulen. Am letzten Samstag vor Einführung Maskenpflicht trugen gut drei Viertel aller Kunden keine Maske. Dazu war eine klare staatliche Anweisung notwendig. Als diese galt, trugen plötzlich fast alle den Schutz. Bei Tempolimits darf man ja auch nicht auf die Einsicht der Verkehrsteilnehmer hoffen. Nur Kontrollen und Strafen helfen, die Verkehrssicherheit zu erhöhen. Das beste Beispiel hierfür ist die Schweiz. Die Behauptung des Hechinger Pressereferenten Thomas Jauch, fast alle Beschicker und Kunden würden Masken tragen und beachteten das Abstandsgebot, hält einer Überprüfung in der Realität nicht stand. Ob eine zweite Pandemiewelle dafür sorgt, die einfachsten und billigsten Regeln – Nase-Mund-Schutz und Mindestabstand – einzuhalten, darf bezweifelt werden.

Der deutsche Staat gibt Milliarden an Steuergeld aus, um Geschädigte der Pandemie zu unterstützen. Ein zweites Mal wird er die Mittel nicht mehr aufbringen können. Die fatale Einstellung, dass man vor Ort alles besser regeln könne, kann man am Beispiel Ischgl studieren.

Walter Wadehn | Hechingen