Volles Haus beim "Schnüffelball" der Studenteninitiative Albstadt im "Tropi", die damit einen der ersten Höhepunkte zur jungen Kulturwoche #kulturundso beigesteuert haben. Das freut auch Mike Müller, Hanna Pfaff und Max Konzelmann (unten Mitte, von links). Foto: Karina Eyrich

#kulturundso: Bei Veranstaltung im "Tropi" feiern Studenten ausgelassene Party.

Albstadt-Ebingen - Wenigstens tanzen sie! Schließlich gibt es nicht wenige solcher Parties fürs Jungvolk, bei denen Mitbürger in den besten Jahren ihres Lebens, noch beweglich in den Hüften und theoretisch mit juvenaler Kondition ausgestattet, in den Ecken herumstehen, die Mundwinkel im freien Fall, und in ein schales Bier starren.

Nicht so im Tropi: War zuvor noch die Warnung ergangen "Das geht hier erst nach Eins richtig los", hüpfen schon vor Mitternacht bewegungs- und sangesfreudige Zeitgenossen wie die Gummibälle, vorzugsweise in Kreisen angeordnet, über die nebelige und quietschbunt beleuchtete Tanzfläche, die DJ MPR mit lauter Musik beschallt. Studieren in Albstadt scheint fit zu machen! Morgens Mathe, mittags Mensa, nachmittags Nase ins Buch stecken und abends abtanzen. Das trainiert Oberstübchen und Oberschenkel fast so gut wie Biken auf der Wadenbeißer-Runde und Trotten auf dem Traufgang.

Max Konzelmann und Hanna Pfaff dürfen an solchen Abenden die schönen Seiten ihres Berufes genießen: Mit seiner ganzen imposant-muskulösen Statur vertritt Konzelmann das Kulturamt und somit jene, die #kulturundso angezettelt haben, während Hanna Pfaff zeigt, wie charmant Verwaltung sein kann – dieser Doppelpack ist ein Power-Päckchen.

Dass keine reine Kinderkulturwoche aus der Event-Reihe geworden ist, zahlt sich jetzt aus, denn mit Dominique Brandt von den Kreativhelden, Betreiber des Tropi, und der Studenteninitiave Albstadt (SIA) sind Leute mit im Hashtag-Boot, die wissen, wie man Schwung in Albstädter Nächte bringt, während andere daheim vor der Glotze glauben, in Albstadt sei nix los, vor allem unter der Woche.

Der Boden bebt – aber nicht wegen Lärms

Und da liegt der Hase auch schon im Pfeffer. Müssen die morgen nicht raus und die Hörsaalbänke drücken? Doch. Macht aber fast gar nichts, denn die Nacht ist noch jung und die Tanzfläche schon Zehn nach Zwölf so voll, dass die ersten im Rückwärtsschwung mit wohlgeformten rückwärtigen Rundungen kollidieren. Dabei heißt es doch "Schnüffelball". Wäre es da nicht Zeit, mal mit vorne liegenden Körperteilen zu testen, ob die Chemie stimmt und man sich gut riechen kann? Schließlich gehören die Kontakte, die man in Studentenzeiten knüpft, oft zu den besten und schönsten des Lebens, wie Ingeborg Mühldorfer, die Rektorin der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, nicht müde wird zu betonen.

Draußen im Raucherkäfig herrscht babylonische Sprachvielfalt: Ungarn, Mexikaner, ein Libanese – aus aller Herren Länder kommen seine Kommilitonen, erzählt ein Student, der am Freitag von 8 bis 13 Uhr Vorlesung hat und eigentlich um 1 Uhr gehen wollte. Dass daraus nichts wird, hat er allerdings Zehn vor Eins längst mit wissenschaftlich arbeitendem Verstand erfasst, genießt sein Bier und vergisst die Härten des Studentenlebens, die es sogar in Albstadt gibt: Neben dem Malefix-Wecker sind das zum Beispiel die Fachbücher, die gerne mal 80 Euro kosten für weniger als 100 Seiten. Kleine Auflagen! Ja, so ist das, wenn man an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen studiert, wo man Dinge lernt, die man sonst fast nirgends lernen kann. Das fängt bei IT-Security an und hört bei Technischen Textilien auf. Albstadt ist Spitze – obwohl es nur einen großen Club hat.

Der aber ist beim Schnüffelball gut voll und gut durchmischt mit Nerds, eher lockeren "lern’ ich heut’ nicht, lern’ ich morgen"-Typen und perfekt gestylten Ladies, sich nach einer harten Woche mit Vorlesungen auf Englisch und anspruchsvollen Stoffen – gilt nicht nur für Textil-Studiengänge! – noch richtig gut aussehen.

Inzwischen bebt der Boden im Tropi. Dankenswerterweise nicht wegen undefinierbaren Lärms, sondern vor allem zu Songs, die noch in die Kategorie Musik fallen: neu abgemischten Klassikern wie "Cotton Eye Joe", ewig-grünen Jacko-Hits und "Moonlight Shadow", mit dessen Originalversion Mike Oldfield einen Welthit hatte, als alle, die hier tanzen, noch nicht einmal geplant waren.

Die Musikboxen dröhnen dabei so laut, dass Hosenbeine flattern, und am Rand der Tanzfläche amüsieren sich Max Konzelmann, Hanna Pfaff und Mike Müller von "K1M3", den kreativen Werbegrafikern, auf deren Wiese das #kulturundso-Design gewachsen ist. Alle Drei also beruflich hier! Worüber sie sich amüsieren? Dass sie tags darauf nicht als Einzige früh raus müssen. "Morgen ist Freitag", sagt Konzelmann und grinst. "Da haben die meisten Pflichtvorlesungen!"