Schmuckschildkröten brauchen einen für sie geeigneten Lebensraum – für rund 40 Jahre. Foto: Archiv

Wachsender Zulauf in Tailfingen stellt Tierheim vor Probleme. 30 Zentimeter große Exoten lassen sich nur schwer vermitteln.

Albstadt-Tailfingen - Wer Tierheim hört, der denkt in erster Linie an Katzen und Hunde, aber nicht unbedingt an Schildkröten. Die waren früher auch in Tailfingen Exoten, aber in jüngster Zeit ist ihre Zahl auffällig gewachsen: Sieben bevölkern inzwischen das Heim – Tendenz steigend.

Ginge es nach dem Deutschen Tierschutzbund, dann würden die Tierfreunde der Nation ganz auf die Haltung von Reptilien verzichten – zu oft seien damit Tier-, Natur- oder Artenschutzprobleme verbunden. Dennoch wächst die Zahl der Schildkröten und zumal der im Wasser lebenden Schmuckschildkröten in den deutschen Haushalten – und als Folge davon in den deutschen Tierheimen. Denn nicht selten bemerken die Halter einige Zeit nach dem Kauf, dass sie sich, unzureichend informiert, wie sie waren, übernommen haben: Die kleinen Tiere, die sie beim Händler gekauft haben, bleiben nämlich nicht klein – sie wachsen relativ schnell auf bis zu 40 Zentimeter Länge an, und dann stellen die stolzen Besitzer fest, dass sie ihnen der Platz nicht ausreicht. Denn den brauchen auch Schildkröten – ganz so träge und phlegmatisch, wie der Laie meint, sind sie nicht. Sie sind auch nicht grenzenlos gutmütig – wer mehrere hält, der muss, wenn die Tierchen sich nicht vertragen, mit Verdrängungswettbewerb und sogar Rangeleien und Bissattacken rechnen. Die Probleme können – rein theoretisch – von Dauer sein: Hamster haben eine Lebenserwartung von drei Jahren, bei Schmuckschildkröten sind es 40.

Was tun, wenn man das nicht bedacht hat? Die bequemste Lösung heißt: aussetzen. In den vergangenen Jahren sind auch in Albstadt vermehrt Schmuckschildkröten "zugelaufen" – richtig: Sie laufen, und gar nicht mal so langsam. Vermutlich waren nicht alle von ihnen zuvor ausgesetzt worden; wie Lena Calic vom Tierheim Tailfingen berichtet, werden gelegentlich Schildkröten von ihren Besitzen wieder abgeholt, die den Auslauf im Garten zu einer ausgedehnteren Spritztour genutzt haben. Aber die meisten zugelaufenen Tiere bleiben – man kann davon ausgehen, dass jemand sie los werden wollte.

Für das Tierheim bedeutet das Probleme, denn vermitteln lassen sich 30 Zentimeter große Schildkröten nur sehr schwer. Mittlerweile logieren im Tierheim fünf Wasser- und zwei Landschildkröten. Derzeit werden sie in zwei Innenbereichen mit Becken gehalten; sie sollen aber möglichst noch in diesem Sommer ein Freigehege mit Teich bekommen. Für die sieben Heim-Schildkröten bedeutet das gewiss mehr Lebensqualität – aber die Probleme sind damit nicht gelöst. Im Gegenteil, es deutet einiges darauf hin, dass sie erst begonnen haben.

Info: Schmuckschildkröten

Wer Schmuckschildkröten halten will, braucht ein Aqua-Terrarium mit einem Wasserbecken, mindestens doppelt so groß wie die Schildkröte. Ein Aqua-Terrarium für zwei Tiere sollte mindestens drei mal zwei Meter messen und das Wasser wenigstens einen halben Meter tief und 26 Grad warm sein. Wichtig sind Versteckmöglichkeiten über und unter Wasser.

Schmuckschildkröten fressen tierische und pflanzliche Nahrung: Würmer, Schnecken, Krebse, Entengrütze, Löwenzahn, süßes Obst. Ein wichtiges Thema ist die Überwinterung: Gelbwangenschmuckschildkröten verbringt in freier Natur zwei bis drei Monate in Winterstarre, Rotwangenschmuckschildkröten vier bis fünf Monate. Überwintert wird trocken in einem Keller oder Spezialkühlschrank mit sechs bis acht Grad Temperatur. Wer sich – ungeachtet des nicht unbeträchtlichen Aufwands – eine Schmuckschildkröte halten will, der sollte diese Regeln beachten – und sollte, ehe er sich ein Jungtier zulegt, an ausgewachsene in den Tierheimen denken.