Back to the Roots – zurück zu den Wurzeln: Bratscher Samuel Sauter konzertierte im Lautlinger Schloss. Foto: Miller

Bratscher eröffnet in Lautlingen das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen der Musik- und Kunstschule.

Albstadt-Lautlingen - 2014 ist ein Jubiläumsjahr für die Musik- und Kunstschule Albstadt – sie wird 50 – und das "Jahr der Bratsche". Was lag näher, als diesem gern verkannten Instrument zum Auftakt der Feierlichkeiten ein eigenes Konzert zu widmen.

Für die Jubiläumspremiere im Lautlinger Schloss hatte die Musik- und Kunstschule einen früheren Eleven engagiert, der sich mittlerweile zum Virtuosen auf der Viola entwickelt hat: Samuel Sauter hat seinen ersten Geigenunterricht von Renate Musat erhalten, studierte später in Trossingen und hat unter anderem in Lorin Maazels Castleton Festival Orchestra, dem International Mahler Orchestra, mit den Stuttgartern Symphonikern und im World Youth Orchestra gespielt. Seit Gründung der Badischen Kammerphilharmonie ist er ihr festes Mitglied.

Das Konzert im Saal des Stauffenberg-Schlosses – der zur Freude von Renate Musat und Musikschulleiter Norbert Kiefer aus den Nähten zu platzen drohte – bestritt Sauter zusammen mit Pianist Dieter Sum und dem Ensemble "Bratschissimo". Elf Köpfe zählte es am Samstagabend, nämlich Magdalena Bausch, Johannes Conzelmann, Tilmann John, Elisa Moser, Renate Musat, Ronja Schaub, Diana Poppei, Martin Unterweger, Christof John und Samuel Sauter selbst.

Drei Kostproben ihres Könnens gaben sie dem Publikum – geschlossen und dicht sangen die Bratschen Giovanni Battista Pergolesis träumerisch-schöne "Siciliana", einfühlsam malten sie den Schwan aus Camille Saint-Saëns’ "Karneval der Tiere" und zeigten sich schließlich in Howard Fergusons "Five Irish Folk Tunes" von ihrer sprühend-vitalen Seite.

Den Rest des Konzertprogramms bestritt Samuel Sauter allein. Fingerfertig und mit festem, sicherem Zugriff spielte er Johann Sebastian Bachs Cello-Suite Nr. 6 in G-Dur und ein Stück von Franz Anton Hoffmeister – doch über die technische Perfektion stellt er seine Fähigkeit, den inneren Kern der Musik abzubilden, und sein Gespür für die Intensität jedes musikalischen Augenblicks: Ganz und gar Konzentration und Körperspannung lauschte er – meist mit geschlossenen Augen – nach innen.

Mit der "Arpeggione-Sonate für Viola und Klavier" verbeugten Sauter und Pianist Dieter Sum, Korrepetitor an der Musikhochschule Trossingen, sich vor Franz Schubert – so emotional aufgeladen war die Wiedergabe, dass der Hörer zeitweise den Atem anhielt. Und auch das Zusammenspiel Samuel Sauters mit seiner ehemaligen Lehrerin Renate Musat geriet zum Hörgenuss. Passagen aus Sergej Prokofjews "Romeo und Julia" setzten mit ihrem expressiven Gestus einen Kontrast zu den bisherigen Interpretationen mit dem charakteristisch weichen Violenklang; sie boten ein instrumentales Schauspiel voller Dramatik, das wie ein tönender Bilderbogen den Raum flutete und in das beide Musiker eine gute Portion technischer Brillanz einfließen ließen. Es war der letzte Programmpunkt – danach gab es stehende Ovationen für die Künstler.