Aus dem bisherigen Stückwerk wird ein echtes Radwegenetz. Das Konzept dafür steht – einzig der Gemeinderat hat es noch nicht verabschiedet und auf eine Sitzung nach der Sommerpause vertagt. Foto: Plan: Keller

Planung für das neue Albstädter Radverkehrskonzept steht. Kosten könnten siebenstellig werden.

Albstadt - Seit Jahren warten Albstadts Radfahrer auf ein Radwegenetz, das den Namen "Netz" verdient – vielleicht sind sie der Erfüllung ihres Wunsches nun einen Schritt näher gekommen: Das neue Radverkehrskonzept steht in seinen Grundzügen.

Nicht wenige Albstädter Alltagspedaleure haben das Wort "Radwegenetz" stets als etwas irreführend empfunden: Ein Netz gab es bisher nicht, allenfalls Netzfetzchen, gut gemeinte Ansätze, Radwege, die sichere Fahrt versprachen, um plötzlich im Nirgendwo zu enden. Das, verspricht die Stadt, soll nun anders werden, aus einem Radweg hier und einem Fahrradständer dort endlich ein Ganzes entstehen.

Allerdings dürften die Albstädter längst gemerkt haben, dass ein solches Radwegenetz die Stadt nicht flächendeckend mit roten Wegen überziehen wird – diesen Luxus können sich auch Städte mit flacherer Topografie und weniger Raumproblemen nicht leisten. Radwegnetze, wie sie heute konzipiert werden, bestehen aus unterschiedlichen Elementen – da gibt es den traditionellen Radweg mit eigener, womöglich wirklich roter Spur, den auf dem Asphalt angezeichneten "Schutzstreifen", den Weg, den sich Fußgänger und Radfahrer teilen, oder auch nur das Tempo-30-Schild, das motorisierter Raserei einen Riegel vorschiebt oder vorschieben soll. Auf den Radwegen, die Albstadt künftig durchziehen sollen, werden diese Varianten einander abwechseln; ihr gemeinsamer Nenner wird die Beschilderung sein, die sie als "Radrouten" ausweist.

Von denen soll es zwei Sorten geben; Haupt- und Nebenradrouten. Alle Ortsteile sollen durch mindestens eine Hauptroute an das Netz angebunden sein. Einen Netzplan gibt es bereits; seine wichtigsten Elemente sind die Hauptrouten, die durch Ebingen und durch den Talgang führen. Letztere führt östlich der Schmiecha vom Ebinger Mazmann nach Truchtelfingen, quert die Talgang-Magistrale am "Biesinger"-Kreisel und führt dann durch den "Wiesengrund" und die Untere Bachstraße in den Tailfinger Ortskern und weiter zum Naturfreibad.

Hier wird das Grundprinzip erkennbar: Die automobilen Hauptverkehrsadern werden nach Möglichkeit gemieden; die Alternativen sollten aber dennoch nicht zu steil, nicht zu umwegig und nicht zu abseitig sein. In Ebingen ist das schon schwieriger als im Talgang; da bleiben zu Garten-, Ried-, Sonnen- und Lautlinger Straße kaum Alternativen. Entsprechend größer dürfte der bauliche Aufwand – Anzeichnung von Schutzstreifen, Einfärbung des Belags, Ausleuchtung, klassischer Radwegebau – werden. Maßnahmen dieser Art werden von Stadtplanungsamtsleiter Gerhard Penck und seinem Radverkehrsplaner Johannes Keller unter der Rubrik "Kleinmaßnahmen" subsumiert und vermutlich gar nicht so lange auf sich warten lassen.

Anders verhält es sich mit den strategischen Maßnahmen; Keller nennt sie "Komplexmaßnahmen". Diese tangieren im Regelfall die Interessen anderer Leute – innerorts etwa die des Handels, außerhalb der geschlossenen Ortschaften die der Naturschützer. Letztere werden beispielsweise ein Wörtchen mitzureden haben, wenn die reizvolle Idee, das Naturfreibad durch einen noch zu bauenden Radweg mit dem Onstmettinger Gewerbegebiet Borsigstraße zu verbinden, aufs Tapet kommt. Solche Projekte werden mehr Zeit benötigen – sicherlich Jahre.

Parkraum ist ein wichtiger Aspekt des Konzepts; es sieht Fahrradgaragen an einschlägigen Standorten vor – in einer radsportbegeisterten und zugleich mit vielen Steigungen gesegneten Stadt wie Albstadt ist das Aufkommen von teuren Mountainbikes und Pedelecs vergleichsweise hoch und Sicherheit ein entsprechend wichtiges Thema.

Und wann wird es so weit sein? Sowohl Zeit- als auch Kostenrahmen sind noch nicht wirklich fix. Vieles soll 2016 erledigt sein; manches wird länger dauern. Die Kosten für Kleinmaßnahmen, Abstellanlagen, Öffentlichkeitsarbeit und Planung setzt die Stadt 450 000 Euro an; mit den Komplexmaßnahmen könnte die Summe aber durchaus siebenstellig werden.