Immer bereit war Roland über viele Jahre als Korrespondent des SWR in Albstadt. Nun geht er in den Ruhestand. Foto: SWR Foto: Schwarzwälder Bote

Karrieren: Roland Heck, Leiter des SWR-Büros Albstadt, geht nach intensiven und aufregenden Jahren in den Ruhestand

Zollernalbkreis. Roland Heck ist mittlerweile tiefenentspannt. Den Telefonanruf, der zum Treffen und zu diesem Text führte, nimmt er während des Urlaubs in Frankreich entgegen. Mit dem Wohnmobil sei er gerade unterwegs, in der Dordogne. Wann er wiederkomme? "Mal schauen, keine Ahnung." Es hört sich nach Gelassenheit pur an – dies nach einer Zeit unter Vollgas, die nun zu Ende geht. Nach 30 Jahren beim Radio, davon 27 beim heutigen SWR, geht der Leiter des Albstädter Büros, die Stimme des Zollernalbkreises, Ende Juli in den Ruhestand.

Im Resturlaub ist er schon jetzt, und er vermisse nichts, sagt Heck. Bei anderen mag das anders sein, da fällt das Loslassen oft schwer. Heck sagt: "Schluss ist Schluss." Dem Tübinger SWR-Studio habe er deutlich zu verstehen gegeben, dass er künftig auch nicht als Aushilfe, wenn Not am Mann ist, zur Verfügung stehe. Ein klarer Schnitt.

Dieses Loslassen-Können ist auch deshalb bemerkenswert, weil Heck als Radiokorrespondent in den vergangenen Jahren praktisch immer und überall und für alles im Zollernalbkeis sowie die nördliche Hälfte des Landkreises Sigmaringen zuständig war. Als Einzelkämpfer hatte er Politik, Kultur, Sport sowie Land und Leute im Blick. Was interessant war, ging auf Sendung.

Von Bedeutung war in seiner langen Zeit als Radio-Mann mit Sitz in der Ebinger Innenstadt Einiges. Höhepunkte? Heck erinnert sich an zwei Wochen im Dschungel von Costa Rica, wo er im Auftrag des SWR einem Entführungsopfer aus der Region nachspürte. Er denkt an die mehrmaligen Aufenthalte im Kosovo zurück, wohin er die 10. Panzerdivision aus Sigmaringen als Berichterstatter begleitete – und dazu das Schicksal einer Familie beschrieb, die in den Wirren des Jugoslawien-Kriegs als Flüchtlinge nach Winterlingen gekommen war, dort heimisch wurde, bestens integriert war – und dann wieder zurück in den Kosovo musste.

Und noch lebendig vor Augen ist ihm der Fall des damaligen Sigmaringer Landrats Jürgen Binder, der wegen Untreue und Betrugs verurteilt und sogar aus dem Amt entfernt wurde. Heck trug damals, Ende der 1990er-Jahre, maßgeblich dazu bei, die Affäre aufzudecken – was wiederum indirekt mit dazu führte, dass der SWR überhaupt ein eigenes Büro in Albstadt einrichtete, als Brückenkopf zwischen Bodensee und Tübingen.

Dass Roland Heck als Journalist fürs Radio ausgerechnet im Zollernalbkreis landen würde, das, sagt er, sei einer Aneinanderreihung von Zufällen geschuldet. Zufall Nummer 1: Der gebürtige Mannheimer lernt während des Lehramt-Studiums in Heidelberg seine spätere Frau Sibylle kennen und lieben; sie stammt aus Winterlingen. Bei einem Besuch hier gefällt ihm die Region ungemein. Vor Zufall Nummer 2, der ihn zum Journalismus bringt, eine missliche Zeit: Heck, Lehrer für Französisch und Sport mit zwei Staatsexamen und junger Vater, findet Mitte der 1980er-Jahre keine Arbeit. Er schlägt sich drei Jahre lang als Tankwart bei seinen Schwiegereltern durch, die in Winterlingen eine Tankstelle betreiben – bis ihn ein ehemaliger Studienkollege anruft. Der arbeitete auch nicht als Lehrer, sondern als Journalist für eine Sportzeitung.

Heck tat es ihm nach, berichtete von Fußballspielen und Leichtathletikwettkämpfen. "Das machte unglaublich Spaß", sagt er. Heck hatte Blut geleckt, und er merkte, dass ihn eine Tätigkeit beim Radio noch mehr reizen würde. Er schrieb Blindbewerbungen an Studios von München bis Hamburg, frech formuliert: "Gebt mir ’ne Chance, ich bin nicht auf den Mund gefallen."

Tatsächlich erhielt er eine Einladung vom Südwestfunk in Mainz, sich mit anderen Bewerbern vorzustellen, als einer von zehn Kandidaten. Einer bekam einen Job, Heck landete auf Platz zwei. Statt eines Moderatorenjobs wurde ihm ein Volontariat, eine Ausbildung angeboten.

Zufall Nummer 3: Statt für die öffentlich-rechtliche Anstalt entscheidet sich Heck 1988, das Volontariat bei einem der damals neuen, innovativen Privatsender zu absolvieren: RT4 in Reutlingen. Das sei "goldrichtig" gewesen. Unter Redaktionschef Michael Diestel habe er unglaublich viel gelernt. Höhepunkt: Als Azubi berichtet er 1989 live im Radio vom Finale des UEFA-Pokals zwischen dem VfB Stuttgart und dem SSC Neapel mit Diego Maradona. "Das war eine tolle, eine aufregende Zeit."

1990 ist Roland fertig ausgebildeter Redakteur, 1991 wechselt er nach Tübingen zum Südwestfunk, der, als Reaktion auf die stark regional ausgerichtete Konkurrenz der Privatsender, ebenfalls stärker auf Regionalität setzen will. Ergebnis: Das Radio "S4 Württemberg". Heck arbeitet in Tübingen und betreut von dort aus den Zollernalbkreis, bis im Jahr 2000, nach der Fusion des SWF und des SDR zum SWR das Büro in Ebingen gegründet wird. Ein Glücksfall für die Familie Heck, die mit mittlerweile zwei Töchtern in Winterlingen fest zu Hause ist. Viele Kollegen habe es im Zuge der Fusion nach Stuttgart oder Mainz gezogen, dort habe es tolle Jobs und die Aussicht auf Karriere gebeben. Er aber, sagt Roland Heck, habe das nicht angestrebt: "Ich wollte immer regional arbeiten, Leute treffen, deren Geschichten erzählen." Dass er das in einer so schönen Gegend wie dem Zollernalbkreis tun konnte – für ihn ein Glücksfall.

Eigentlich hätte er bis zum regulären Eintritt in den Ruhestand noch zwei Jahre arbeiten müssen. Er mache jetzt schon Schluss, sagt Heck, weil ihm in den vergangenen beiden Jahren die Arbeit als Journalist buchstäblich vermiest worden sei – von außen: Als Medienvertreter sei er zuletzt stark am Pranger gestanden, hätte sich Lügenvorwürfe, angebliche Falschberichterstattung und Beleidigungen sowie Kränkungen anhören müssen, dazu immer wieder Unterstellungen, dass es "Druck von oben", also von Seiten der Politik, auf seine Arbeit gebe. "Das muss ich mir nicht mehr geben", sagt Heck.

In ein tiefes Loch werde er nicht fallen, so ohne das tägliche Büro. Heck ist in Winterlingen kommunalpolitisch aktiv, als Fraktionssprecher der Bürgerliste und Bürgermeisterstellvertreter. Außerdem ist er im Rotary-Club Ebingen-Zollernalb engagiert, nächstes Jahr übernimmt er den Präsidentenposten. "Vielleicht schreibe ich noch ein Buch", sagt Heck, "ich weiß nur noch nicht, worüber." Mehr Zeit wird er künftig auch für Familie, Haus und Garten haben. Und fürs Motorradfahren: Heck steuert eine Suzuki Intruder Legendary Classic. Der Sitz – ein halbes Sofa. Ganz entschleunigt und entspannt.

Künftige SWR-Korrespondentin in Albstadt und damit Nachfolgerin von Roland Heck ist ab August Julia Klebitz. Die 33-Jährige stammt aus Balingen und lebt in Bisingen. Sie absolvierte ein Bachelor-Studium (Germanistik, Kunstgeschichte) und machte ihren Master in Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Parallel dazu war Klebitz Stipendiatin der ifp-Journalistenschule in München. Dort wurde sie multimedial in den Bereichen Hörfunk, Fernsehen, Print und Online ausgebildet. Ausbildungsstationen waren unter anderem die dapd Nachrichtenagentur, die Kulturredaktion von FOCUS online und das ZDF heute journal. Ein Tageszeitugsvolontariat beim Schwarzwälder Boten folgte. Zuletzt arbeitete Julia Klebitz für das SWR-Studio Freiburg und war Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Stabstelle Fundraising der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen.