Die Kita Haux hat Besuch von Mäusen und muss ersetzt werden – das schlägt teuer zu Buche im Haushalt. Archiv-Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder Bote

Kindertagesstätten: Der Betreuungsbedarf wächst – die Stadt muss investieren

Die Zahl der Kleinkinder in Albstadt wächst – und damit auch die Nachfrage nach Kindergartenplätzen und Ganztagsbetreuung. Auf die Stadt kommen große Herausforderungen zu.

Albstadt. Eine Glaskugel, die ihm die Bedarfszahlen des kommenden Jahrzehnts verrät, besitze er nicht, bekannte Anton Reger, der Erste Bürgermeister, in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag – aber um ihm zu signalisieren, was Not tut, reichen auch seine profanen Statistiken aus. Die Zahl der Albstädter Kindergartenkinder, die von 1661 im Jahr 1990 auf 962 anno 2011 gesunken war, betrug 2016 schon wieder 1138 – Tendenz steigend. Und nicht nur aufgrund dieser kleinen demografischen Trendwende steigt der Bedarf an Kitaplätzen – und vor allem der an Ganztages- und an Krippenplätzen – unaufhaltsam. Denn auch in Albstadt wollen immer mehr junge Mütter ganztags arbeiten und die Elternzeit nicht aus dem Ruder laufen lassen. Die Folge: Die Kapazitäten sind ausgelastet, die Wartelisten werden länger, die Stadt muss zusehen, wie sie Abhilfe schafft.

Das wird sie viel Geld kosten – auf die Frage aus dem Gremium, wieviel Geld die Stadt investieren müsse, um ihr Angebot in Sachen Klein- und Vorschulkindbetreuung dem Bedarf anzupassen, nannte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann die Zahl 16 Millionen Euro. Was damit im einzelnen finanziert werden soll, erläuterte Amtsleiter Jo Triller. Die Kita Malesfelsen und der Waldorfkindergarten im Ebinger Westen bekommen zusätzlich eine halbe Ü-3-Gruppe; die Tailfinger Kindertagesstätte Ammerstraße, die als Folge der Inbetriebnahme der Kita Veilchenweg geschlossen worden war, wird reaktiviert und mit 4,6 Stellen ausgestattet. Die Personalkosten betragen heuer 120 000 Euro; in den Folgejahren, wenn nicht für ein halbes, sondern für das ganze Jahr Lohnzahlungen anfallen, verdoppelt sich dieser Betrag.

In der Ebinger Oststadt wird die Kindertagesstätte Heilig-Kreuz um eine Krippengruppe erweitert. Dafür muss an den bestehenden Kindergarten angebaut werden; die geschätzten Kosten betragen rund eine halbe Million Euro, von denen der Bund voraussichtlich 120 000 übernimmt. Die Stadt hätte natürlich gern auch die katholische Kirchengemeinde im Boot; sie hat nun vom Gemeinderat den Auftrag erhalten, Verhandlungen aufzunehmen.

Der größte Brocken sind die drei Bauprojekte

Die wichtigsten Posten des Maßnahmenkatalogs sind indes die drei Kita-Neubauten in Laufen, Onstmettingen und der Leipziger Straße im Ebinger Westen. Im Falle der beiden erstgenannten Kindertagesstätten hofft die Stadt nach wie vor, private Investoren für die beiden Projekte interessieren zu können – die entsprechende Machbarkeitsstudie soll bis Juni vorliegen. Für den sechsgruppigen Kindergarten in der Leipziger Straße, der den nagerverseuchten Vorgängerbau ersetzt, existiert mittlerweile eine Vorplanung; der Baubeschluss soll in der nächsten Gemeinderatssitzung gefasst werden. Die Baukosten werden auf vier Millionen Euro geschätzt.

Die Gemeinderäte sind bereit, diese Bedarfsplanung mitzutragen. Ihr Beschluss fiel einstimmig aus; Manuela Heider, die Sprecherin der Freien Wähler, warnte freilich davor, Provisorien wie die Ammerstraße zu Dauerlösungen umzufunktionieren, und davor, über die Quantitäten die Qualität der Betreuung zu vernachlässigen. Elmar Maute von der SPD gab die Parole "Ran an die Neubauten" aus, und Christdemokrat Jürgen Kurz wollte von der Stadt wissen, ob das demografische Pendel in absehbarer Zeit auch an den Schulen zurückschlagen werde. Nein, beruhigte ihn Jo Triller: "Schulen sind keine Kindergärten – an den Schulen haben wir Platz." CDU-Fraktionschef Roland Tralmer schließlich verwies darauf, dass man sich die Probleme, die es zu lösen gelte, ja immer gewünscht habe – und zugleich andere los werde: "Die Schulschließungsdebatten sind vom Tisch."