Grünen-Fraktionschef Harald Lögler stellte schon von vorneherein klar: "Wir lehnen ab". Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Entwicklung: Das Wohngebiet Mehlbaum soll im Westen "abgerundet" werden

"Innenentwicklung vor Außenentwicklung" lautet der Grundsatz beim Schaffen von Bauplätzen. Doch wo hört "Innen" auf und wo fängt "Außen" an? Der Gemeinderat hat das Beispiel "Mehlbaum" diskutiert.

Albstadt-Ebingen. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten hatte Baubürgermeister Udo Hollauer kürzlich die Pläne erläutert, mit denen er sich um seine Wiederwahl beworben hatte. Darunter: Die "Abrundung" des Wohngebiets Mehlbaum. Mit dem Bau von zwei kurzen Stichstraßen will Hollauer die noch unbebaute westliche Seite der Silberdistelstraße erschließen und auf diese Weise eine ganze Reihe von Bauplätzen schaffen – wie viele, das war der Sitzungsvorlage für die jüngste Gemeinderatssitzung nicht genau zu entnehmen.

Im Gremium bildeten sich zwei Lager in der Diskussion: "Das ist keine Abrundung, sondern ein Eindringen in einen freien Bereich hinein", kritisierte Grünen-Fraktionschef Harald Lögler und betonte: "Wir werden das ablehnen." Dass die Stadt Bauland brauche, hielt FDP-Fraktionschef Philipp Kalenbach dagegen. Thilo Frizenschaf von "Wir sind Albstadt" befand: "Das macht Sinn: Durch geringe Baukosten wird Wohnraum gewonnen." Und auch Peter Landenberger (Freie Wähler) gab zu bedenken, dass in innerörtlichen Bereichen kaum Bauplätze zu bekommen seien, weil die Besitzer nicht verkauften, sondern ihre Grundstücke als Geldanlage oder für Nachkommen zuückhielten.

Matthias Strähler: "Ohne Baugebiete verlieren wir junge Familien an die Peripherie"

Matthias Strähler (CDU) wertete die geplante Maßnahme "fast schon als Innenentwicklung" angesichts der unmittelbaren Nähe zu den bestehenden Häusern im Wohngebiet Mehlbaum. "Wenn wir gar keine Baugebiete mehr haben, verlieren wir junge Familien an die Peripherie" mahnte er mit Blick auf umliegende Gemeinden.

Friedrich Rau (Grüne), im Brotberuf Architekt, hielt ein engagiertes Plädoyer für das Prinzip "Innenentwicklung vor Außenentwicklung", für ihn "eine der genialsten" Forderungen der vergangenen 15 Jahre. Für ihn ist es eine "Frage der Bewusstseinsbildung, wie wir mit unseren Flächen umgehen", und er mahnte, dass der energetisch Aufwand für Bebauung im Außenbereich ein Vielfacher gegenüber einer Bebauung im Innenbereich sei, denn dort sei die Infrastruktur – etwa Kanäle und Stromleitungen – bereits vorhanden. Seine Ratskollegen forderte er auf, sich klar dazu zu bekennen, wenn er oder sie nicht zu diesem Prinzip stehe.

Siegfried Schott von den Freien Wählern war schließlich der diplomatische Vermittler: Das Prinzip sei ein hehres, "und zu dem stehen wir, aber das heißt nicht, dass gar keine Außenentwicklung mehr stattfinden darf". Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan "Abrundung Mehlbaum", dem die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der Behörden folgen sollen, fand schließlich bei sechs Gegenstimmen eine Mehrheit.