In der Sonne vor der Alten Schule Burgfelden genießen die ehemaligen Schüler das Wiedersehen nach mehr als 60 Jahren. Foto: Schwarzwälder Bote

Alte Schule: Junge Burgfeldener trommeln Senioren zu einem Nachmittag voller Nostalgie zusammen

Eine Zeitreise zurück in die Kindheit haben 18 Senioren unternommen, die einst ins Burgfelden die Schulbank gedrückt haben. Für sie war der Tag auch ein Wiedersehen mit einem ganz besonderen Haus.

Albstadt-Burgfelden. Mit 90 nochmal zur Schule gehen? Für Lieselotte Götz, geborene Maier, die aus Burgfelden stammt und 17 ihrer ehemaligen Schulkameraden war es ein großer Spaß, die Alte Schule mal wieder zu besuchen. Möglich gemacht haben es Stefanie Doldinger, die das Haus vor drei Jahren gekauft hat und es auch als Begegnungsort öffnen will, sowie Johannes Burkhardt, Ortschaftsrat und trotz seiner jungen Jahre schon ein Ur-Burgfeldener. In der Ortschronik des früheren Ortsvorstehers Hans-Friedrich Wißmann fanden sie zahlreiche Fotos der ehemaligen Schüler samt deren Namen. Doch ab diesem Punkt wurde es schwierig, hatten doch zumindest die Frauen zumeist ihre Nachnamen bei der Heirat geändert.

Doch Reinhard Mayer vom Förderverein Burgfelden und seine Schwiegermutter Lieselotte Götz, die längst in Margrethausen lebt, konnten helfen bei der Suche nach den neuen Nachnamen und Adressen.

Von 56 ehemaligen Pennälern, die sie anschrieben, kamen 18 tatsächlich zu Kaffee und Kuchen, alte Fotoalben unter dem Arm und viele Geschichten im Oberstübchen.

Hausherrin Stefanie Doldinger zitierte aus einem Vortrag des Dorflehrers Müller, der 1957, als die Schule ins Gebäude der heutigen Kindertagesstätte Schalksburg umzog, die Geschichte des Hauses aufgeschrieben hatte. In den letzten Jahren in der Alten Schule hatten er und seine Schüler eine Art Nachrichtenblättle herausgegeben, berichtet Stefanie Doldinger: über alles, was hier in Burgfelden und manches, was draußen in der Welt geschah – heute sind es wertvolle Quellen für alle, die mehr über die Orts- und Schulgeschichte wissen wollen.

Zwei Klassen – aber nur ein Lehrer: Der musste dann eben pendeln

Lieselotte Götz weiß selbst noch eine ganze Menge, zum Beispiel wie ihr Klassenzimmer – der größere von beiden Räumen im Erdgeschoss – ausgesehen hatte. "Wir waren immer um die 30 Schüler – acht Klassen in der ganzen Schule", erinnert sie sich. "Über dem Gang drüben war ein weiterer Schulraum – aber Lehrer gab es nur einen." Der sei dann gependelt, habe den einen stille Aufgaben gegeben und derweil mit den anderen gearbeitet.

"Wir waren acht Schüler und damit der größte Jahrgang", sagt Lieselotte Götz, die von 1935 bis 1943 die Schule besuchte, wo das, was heute mit "Kombinationsklassen" wieder fröhliche Urständ feiert, damals selbstverständlich war: mehrere Jahrgänge in einer Klasse. "Oben war die Lehrerwohnung, und unser Lehrer Arthur Greiner hatte acht Buben." Während heute komplexe Schulfächer, nicht selten mit drei Buchstaben abgekürzt, unterrichtet werden, lernten Lieselotte Götz und ihre Kameraden in Fächern wie Rechnen, Raumlehre, Sprachlehre, Malen, Singen und Turnen. "Im Turnen war ich eine reine Null", sagt die Seniorin, der man ihre 90 Jahre nicht ansieht, und lacht: "Während meine Freundin fünf Klimmzüge geschafft hat, haben sie mich an die Stange gehängt, und da hing ich dann. Aber zum Rechnen haben sie mich gebraucht!"

Dass Lieselotte Götz auch über großes Sprachtalent verfügt, beweist sie mit dem Gedicht "Mei Heimatdörfle" aus einem ganzen Band eigener Gedichte, in dem sie von Burgfelden schwärmt und in dem es heißt: "es ist und bleibt mei Heimatort und ben i au 50 Johr schau fort". Gelten dürfte das für die meisten der einstigen Klassenkameraden, etwa für Heidi Danaskos, geborene Thom: Sie hatte damals sogar im Schulhaus gewohnt, weil ihre Mutter Hilfslehrerin gewesen war. Nun hatte sie die weiteste Anreise – aus der Landeshauptstadt kam sie ins "Heimatdörfle".