An der Stelle dieses Parkplatzes an der Langwatte soll ein Parkdeck errichtet werden. Die Größe hängt vom Erhalt oder Abriss des Hauses Grüngrabenstraße 64 (im Hintergrund, weiß, mit Mansardenwalmdach) ab. Foto: Eyrich

Bleibt Gebäude in der Grüngrabenstraße 64 stehen oder wird es abgerissen? Gutachten des Denkmalamts.

Albstadt-Ebingen - Eine Variable gibt es noch im Beschluss des Gemeinderats am Donnerstagabend über den Neubau des Parkdecks Langwatte, der freilich nicht einstimmig durchging: Wie groß es wird, hängt davon ab, ob das Haus Grüngrabenstraße 64 stehen bleibt.

"Ich vermute, dass die alten Denkmuster noch immer gelten, nach denen der ungehemmte Verkehr den Vorrang vor dem Stadtbild hat", so hat Werner Ermel aus Albstadt in einer "Denkschrift" zum Erhalt des Hauses in der Grüngrabenstraße 64 in Ebingen geschrieben und führt ein Gutachten des Denkmalamtes von 1997 an, in dem es heiße: "An der Erhaltung besteht wegen seines dokumentarischen und exemplarischen Wertes ein öffentliches Interesse."

Architekt Friedrich Rau, der das Haus auch innen gut kennt und sich im Schwarzwälder Boten vom 22. August 2015 auf einer Doppelseite ausführlich zum Wert des Gebäudes geäußert hat, weiß, dass es sich rechnen würde, es zu sanieren.

Ob das so kommt, steht freilich noch in den Sternen, favorisiert die Stadtverwaltung doch den Abriss des Hauses, das ihr gehört und – so, wie es aktuell da steht – nicht mehr zu den positiven Hinguckern in der Innenstadt gehört. Von Erhalt oder Abriss hängt freilich ab, welche der beiden Varianten der Parkdecks Langwatte, die gestern zur Abstimmung im Gemeinderat standen, umgesetzt wird. Das Haus Grüngrabenstraße 60 ist bereits abgerissen und hat einer Zufahrt zum bisherigen Parkplatz Raum gemacht, auf dem künftig das Parkdeck stehen soll.

Für den Abriss spricht aus Sicht der Stadt, dass dadurch der Verkehrsknoten zwischen Langwatte, Grüngrabenstraße und Landgraben übersichtlicher und damit sicherer würden. Sollte das Denkmalamt dem Abriss nicht zustimmen, will die Stadt den Rechtsweg beschreiten.

Kunsthistorikerin Johanna Lorch, die unweit des Hauses wohnt, Architekt Rau und der frühere Stadtarchivar Peter Thaddäus Lang, Stadtrat der CDU, hatten im August bereits argumentiert, dass solche alten Häuser einem Stadtbild gerade das unverwechselbare Flair verliehen und es ohnehin angezeigt sei, das sogenannte Hufeisen verkehrstechnisch zu beruhigen und nur noch Anwohnern das Parken zu erlauben – das Haus trage eher zur Verkehrsberuhigung bei.

Bleibt Nummer 64 erhalten, wären 109 Stellplätze auf dem Parkdeck möglich, wird es abgerissen, steigt die Zahl auf 129. Zusammen mit den 88 Stellplätzen auf dem Areal des früheren Parkhauses Hallenbad – es hatte 205 Stellplätze mit einer durchschnittlichen Auslastung von 165 – würde dessen Verlust kompensiert, so Hollauer. Außerdem lasse sich das Parkdeck aufstocken – egal, in welcher Variante.

Die Bauarbeiten sollen in jedem Fall bereits im Frühjahr oder Sommer beginnen. Fertig werden soll das Parkdeck im April 2017. Und die Zuschüsse? Sie belaufen sich bei der kleineren Variante auf 850 000, bei der größeren auf eine Million Euro. Im Haushalt stehen für 2016 eine Million Euro sowie 450 000 Euro als Verpflichtungsermächtigung zur Verfügung, für 2017 weitere 450 000 Euro.

Dass mehr Parkraum für die Innenstadt entsteht, begrüßten alle Stadträte gestern. Viele, etwa Siegfried Schott, stellvertretender Fraktionschef der Freien Wähler, erhoffen sich dadurch eine langfristige Lösung der Verkehrssituation im Hufeisen. Susanne Feil (Grüne), Peter Thaddäus Lang (CDU) und Gerhard Heusel (SPD) brachten jedoch kritische Aspekte vor (wir werden noch berichten).

Eine baldige Lösung der Parkproblematik stellte Baubürgermeister Udo Hollauer jedenfalls in Aussicht und sprach sich offen dafür aus, nur noch Anwohnern und Hauseigentümern das Parken dort zu erlauben. Vier Gegenstimmen und zwei Enthaltungen gab es dennoch gegen das Parkdeck. Bei Punkt zwei des Beschlussvorschlags, der dessen Größe vom Abriss des Hauses abhängig macht, ging mit vier Gegenstimmen durch. Drei Stadträte sprachen sich dagegen aus, dass die Stadt im Fall des Versagens der Abbruchgenehmigung den Rechtsweg beschreitet – bei vier Enthaltungen.