Originelle und edle Fahrzeuge prägten das Bild beim Oldtimertreffen. Foto: Karina Eyrich

Zwischen Emily und Toten-Schädel: Skurrile und stilvolle Fahrzeuge finden sich auf dem Degerfeld unter hunderten von Oldtimern.

Albstadt - Die meisten Besitzer eines Oldtimers fahren ihr Auto, weil es schön ist. Bei Michael Wohlfahrt ist das Gegenteil der Fall. Sein Hotrod soll gerade nicht schön sein – und war doch der originellste unter den Oldtimern beim Flugplatzfest auf dem Degerfeld.

"Erstzulassung 1941 – für mein Fahrzeug gilt daher auch die Straßenverkehrsordnung von 1941. Da hat man schon ein bisschen Spielraum", sagt Michael Wohlfahrt und lacht. Der Mann trifft den Nagel auf den Kopf: Der Pick-Up mit dem Totenschädel auf der nicht vorhandenen Kühlerhaube hat eine Innenausstattung, für die das Adjektiv "rudimentär" glatt übertrieben wäre: Zwei Schalensitze von alten Traktoren, ein Holzgitter für die Beifahrerfüße, und ein Schraubenschlüssel als Gaspedal. Dafür hat der schwarze Oldie jedoch etwas Anderes in Hülle und Fülle zu bieten, und wieder freut sich Wohlfahrt: "Geräusch und Abgase." Diesmal ist es eine glatte Untertreibung.

Schnaufend und brummend saust Wohlfahrts Wagen, den er zusammen mit seinem Kumpel Thomas Knecht besitzt und aus fünf Fahrzeugen zusammengebastelt hat, die Straße am Flugplatz Degerfeld entlang und zieht alle Blicke auf sich, als er auf die Wiese einbiegt. Da haben Wohlfahrt und Knecht nun alles getan, um ihm den Charme des Alten zu verpassen, haben Blech geschliffen, damit es anrostet, und für den Boden der Ladefläche extra alte Planken gesucht, die nicht perfekt sind. Und doch haben sie – ganz gegen ihre Absicht – ein richtig schönes Fahrzeug geschaffen.

Der Rahmen des "Hotrod", wie die beiden ihren Pick-Up nennen, und das Führerhäuschen stammen von einem deutschen Hersteller. Getriebe und Hinterachse sind von Chevrolet, die Lenkung von Audi und die Bremsen von einem BMW 320. Ein Niedrig-Kompressions-V8-Motor setzt das Ganze in Bewegung – mit immerhin 250 Pferdestärken. "Aber Vollgas sind wir damit noch nie gefahren, weil es den Wagen höchstwahrscheinlich zerreißen würde", sagt Wohlfahrt schmunzelnd.

Das totale Kontrastprogramm steht nur einige Meter entfernt: Einen Rolls Royce von 1963 mit rund 200 PS – "genau weiß man das nie, weil Rolls Royce damals keine Angaben gemacht hat" – nennt Michael Sili sein Eigen – ein echtes Prachtstück, das erst zehn Jahre durch London, dann 32 Jahre durch Düsseldorf kreuzte, ehe der Riedlinger es kaufte. Nachträglich montiert hat er den Hingucker am Kühlergrill: eine Erinnerungsplakette an die Krönung von Queen Elizabeth – "da sie auch solche Fahrzeuge fährt, passt das doch gut", meint Sili.

Im Koffer- und im Innenraum präsentiert er das, was er selbst mit seiner "Manufaktur Agathum" herstellt und was kaum besser zu derlei Edelkarossen passen könnte: Koffer mit Inhalt für das stilvolle Picknick – im kleinen Koffer steckt der Champagner mit den Gläsern dazu, im großen ein Rolls-Royce-Service mit echtem Tafelsilber. Noblesse oblige.

Älter und in viel schlechterem Zustand war der BMW 315, den Hermann Rauscher selbst restauriert hat: drei Jahre lang. Baujahr 1934 – damit sei das Auto genau so alt wie sein Besitzer, verrät Rauschers Sohn Dietmar, und auch der Motor passt dazu: 34 PS hat er. "Innen ist alles aus Holz", erklärt Rauscher und zeigt Fotos in einer Mappe hinten im Wagen: "Sogar die hinteren Kotflügel sind auf Holz aufgeschraubt."

Längst nicht alle Oldtimer stehen den ganzen Tag über am Degerfeld während des Flugplatz-Festwochenendes. Am Samstag waren – sehr zur Freude der Organisatoren Klaus Bochmann und Klaus Reichenberger – mehr als 200 Teilnehmer bei der Rundfahrt dabei, die über Bitz, Gammertingen, Wilsingen und Pfronstetten zum "Lagerhaus an der Lauter" nach Dapfen führte. Chocolaterie, Café und Seifenmanufaktur: Da gab es viel zum Schlecken, zum Schmecken und zum Schnuppern. Zurück ging es über Trochtelfingen, Burladingen und Hermannsdorf.

Gestern war sowohl die Teilnehmerzahl – das Wetter war wohl schuld – als auch die Runde kleiner: von Tailfingen bis Engstlatt und über Bisingen, Pfeffingen und Margrethausen führte sie nach Lautlingen, wo der Schwäbische Albverein um die Vorsitzende Helga Reinauer sie mit Häppchen und Sekt erwartete und Erster Bürgermeister Anton Reger sie mit der Geschichte des Stauffenberg-Schlosses bekannt machte, nachdem Volker Jehle sie durch die Musikhistorische Sammlung seiner Familie geführt hatte.

Reger freute sich, dass wieder so viele Gäste aus der Schweiz dabei waren und dass "auch junge Leute auf diese Tradition aufspringen", wenngleich auch einige Oldtimer unter den Oldtimerfahrern seien.

Klaus Reichenberger seinerseits freute sich über das "tolle Ambiente" im Lautlinger Schloss und rief die Teilnehmer auf: "Guckt’s Euch an – das ist ein Traum." Für Ortsvorsteherin Juliane Gärtner war es eine willkommene Gelegenheit, für den "Lautlinger Besen" zu werben – der wird nächsten Samstag ab 17 Uhr in der Schloss-Scheuer gefeiert.