Getanzt wird laut, bunte Lichtkringel gibt es inklusive – und dazu Musik nach Wahl aus dem eigenen, bunt beleuchteten Kopfhörer. Fotos: Weiger Foto: Schwarzwälder Bote

#kulturundso: Stiller Soundtrack für einen besonderen Abend im "Schiller"

200 Kopfhörer, drei DJs und eine stattliche Tanzfläche: Überhaupt nicht leise war die "Silent Party" im "Schiller" – das vielleicht originellste Ereignis der jungen Kulturwoche #kulturundso. Denn getanzt wurde laut.

Albstadt-Ebingen. Nicht selten stellt der individuelle Musikgeschmack Beziehungen auf eine harte Bewährungsprobe. Sie mag zuckersüße Popschnulzen und liebt die eingängigen Melodien von ABBA. Er fährt auf Hip-Hop ab und macht zu House-Klängen gern einen drauf. Wohin also gemeinsam am Samstagabend, wenn Musik ins Spiel kommen soll? Ganz einfach: zur "Silent Party" ins "Schiller".

Eins fällt beim Betreten sofort auf: Der Club ist nur dezent beleuchtet. Außerdem läuft keine Musik, was an einem Samstagabend zunächst seltsam anmutet. Außer leisen Gesprächsfetzen – "Bitte ein Bier!" – und dem zarten Klirren von Glas aus Richtung Bar ist nichts zu hören. Doch zum Glück haben alle Besucher am Eingang von Konstantin Greger mit einem fröhlichen "Hallo" auch Funkkopfhörer erhalten. Denn die "Silent Party" funktioniert nach einfachen Regeln: Drei DJs legen auf. Jeder Gast kann mit einem kleinen Regler am Kopfhörer rechts seinen Wunschkanal wählen; das Rädchen für die Lautstärke befindet sich links. Der eigenen Musikwahl steht also nichts im Wege, unerheblich ob "House", "Mixed Music" oder "Hip-Hop", egal ob Sido, die Rolling Stones oder Michael Jackson.

Besonderer Clou dabei: Die Kopfhörer-Muscheln strahlen blau, rot und grün – eben je nach musikalischem Gusto. So eine "Silent Party" hat damit ihre eigenen Gesetze. Manches ist aber auch gleich wie an jedem anderen Samstagabend. Zum einen gibt es die exzessiven Bewegungskünstler, die sofort die Tanzfläche entern. Zum anderen sind da die engagierten Mit-Wipper am Rand, lässig das Glas in der Hand. Das Laserlicht setzt flackernde bunte Punkte, Kunstnebel wabert umher, die Gäste haben sichtlich Spaß. Dort, wo sonst der Beat brüllend aus den Boxen tobt, sind nur das zarte Quietschen von Turnschuhsohlen oder das Klackern von hohen Absätzen zu hören. Getanzt wird laut!

Die Besucher lassen sich lediglich durch die beiden Lichtkringel auf Kopfhöhe ausmachen, die vergnügt durch den Raum zu hopsen scheinen. Spannend!

Zu laut Mitsingen? Ganz wie früher im Schulbus

Über dem gesamten Abend liegt also ein eigener Soundtrack. Und wenn man die Ohrmuscheln abnimmt, hat die Szene etwas von einem kleinen, charmanten Tonausfall bei der Fußballübertragung. Schnell also wieder die Kopfhörer aufsetzen. Rot spielt einen alten 90er-Hit von DJ Bobo an – und ein junger Mann wechselt zackig zu Grün. Er mag ihn wohl nicht, den aufgedrehten Schweizer.

Zwei Mädels tanzen "Macarena". Aha, offensichtlich haben sie den eingängigen Song von "Los Del Rio" auf den Ohren. Der Klassiker schlechthin passiert natürlich auch: Wer hat mit Kopfhörern nicht schon lauthals und aus voller Kehle mitgesungen? Ganz in Gedanken und im ungünstigsten Fall im vollen Schulbus? Im "Schiller" bekommt Annie Lennox von den "Eurythmics" spontan einen neuen, aber sehr textsicheren Duett-Partner: "Sweet dreams are made of this...".

Nur einer steht den ganzen Abend im Licht: Konstantin Greger, der nimmermüde und sehr freundlich damit beschäftigt ist, am Eingang Kopfhörer auszugeben.