Oft genügt ein Anstupser, damit man sich für eine gesunde Mahlzeit entscheidet. Foto: Shutterstock Foto: Schwarzwälder Bote

Hochschule: Gertrud Winkler hat ein Buch zur gesunden Ernährung verfasst / Auszeichnung bei Buchmesse

Gertrud Winkler von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen ist Expertin für gesundes Essverhalten. Ihr aktuelles Buch wurde jetzt auf der "Eurolit" zum besten Sachbuch gekürt.

Albstadt/Sigmaringen. Kann es gelingen, Menschen in der Kantine oder im Restaurant nur mithilfe eines kleinen Anstupsers dazu zu bringen, sich für eine gesunde Mahlzeit zu entscheiden?

Gertrud Winkler von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen beantwortet diese Frage mit einem klaren "Ja". Sie ist Expertin für gesundes Essverhalten und eine der Autorinnen des Praxishandbuchs "Nudge: Die Kunst, Essen geschickt zu platzieren". Dieses Buch wurde vor Kurzem bei der digitalen Buchmesse "Eurolit" als bestes Sachbuch ausgezeichnet.

Nudging ist der sanfte Stups – "to nudge" bedeutet "sanft anstupsen" –, der Menschen durch Anreize und ohne Zwang dazu bewegen soll, vorteilhaftere Entscheidungen zu treffen. Der Begriff wird für Maßnahmen verwendet, die dafür mit einfachen Mitteln sanfte Anreize schaffen.

In einer Kantine kann das zum Beispiel bedeuten, Süßigkeiten oder Softdrinks nicht auf Augenhöhe zu präsentieren und im Umkehrschluss gesunde Alternativen wie Wasser, Salat, Gemüse oder Früchte attraktiv und leicht erreichbar so zu platzieren, dass der Gast gerne zugreift.

Laut Gertrud Winkler fällt es den Menschen oft schwer, sich für eine gesunde und nachhaltige Mahlzeit zu entscheiden. "Wir können nicht wirklich rational handeln, da alle unsere Entscheidungen immer vielfältig beeinflusst werden", sagt die Professorin. "Wir haben Gewohnheiten, verschieben gerne auf später, reagieren abwehrend auf Zwang und vieles mehr. Natürlich haben auch Verfügbarkeit, Zugänglichkeit, der Preis oder das Belohnungspotenzial von Produkten einen erheblichen Einfluss.

Unser Entscheidungsverhalten wird immer von zwei Systemen gesteuert: Das eine ermöglicht es uns, bewusst, kontrolliert und gesteuert von unseren Werten und Intentionen zu handeln. Das dauert allerdings lange und ist anstrengend. Gerade beim Essen agieren wir daher überwiegend mithilfe des anderen Systems: automatisiert, unbewusst, intuitiv, gewohnheitsmäßig, spontan, beeinflusst durch Gefühle oder Umweltreize, zum kurzfristigen (Lust-)Gewinn und ohne Anstrengung. Und genau hier setzt Nudging an: Die Essumwelt wird so verändert, dass die gesunde Wahl zur einfachen Wahl wird."

Dabei funktioniere Nudging auch zu Hause, da es gerade beim Essen so viele mögliche Nudging-Maßnahmen gebe. "Die meisten von uns haben da schon lange so ihre Tricks, ohne sie Nudging zu nennen: Ich selbst zum Beispiel bevorrate Schokolade nur im Keller, sodass ich einen weiten Weg habe. Im Gegenzug sollten gesunde Lebensmittel wie Rohkost oder frisches Obst griffbereit sein – damit kann man auch daheim schon sehr viel erreichen", betont die Professorin.

Praxisbeispiele aus verschiedenen Bereichen stecken mit drin

Winklers Buch richtet sich an alle, die in der betrieblichen Praxis ein Interesse an Nudging-Maßnahmen in der Gemeinschaftsverpflegung haben. Herzstück des Buches sind zahlreiche Praxisbeispiele aus verschiedenen Bereichen. Jedes Einzelprojekt wird auf einer Doppelseite vorgestellt.

Das Buch: Nudge: Die Kunst, Essen geschickt zu platzieren. Impulse für eine gesunde, nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung – Autorinnen Gertrud Winkler, Anna Elisabeth Purtscher und Agnes Streber – Verlag Neuer Merkur, Planegg 2020, 104 Seiten, 23,90 Euro, ISBN: 978-3-95409-055-6