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120 Seiten voller Überraschungen: Was die Stadtplaner vom Stuttgarter Büro "Lehen

120 Seiten voller Überraschungen: Was die Stadtplaner vom Stuttgarter Büro "Lehen drei" sich für das "Hufeisen", das älteste Ebinger Wohnviertel, ausgedacht haben, geht unerwartet weit und ist sehr konsequent, was die Schaffung grüner Freiräume und die Reduzierung parkender Autos angeht. Richtig spannend wird es jetzt erst, wenn der Gemeinderat sich der Umsetzung annimmt, denn eine ganze Reihe – zentraler und wichtiger – Fragen sind bisher alles andere als geklärt, und da dürfte den Stadträten noch ein zähes Ringen bevorstehen.

Da die Stadtverwaltung aus Befragungen von Autofahrern, die im Hufeisen parken, ja nun schon mal weiß, dass ein erheblicher Teil von ihnen nur ins Viertel fährt, um den Geldausgabeautomaten einer Bank zu besuchen, die in Albstadt nur diesen einen betreibt: Warum hat sie noch nicht versucht, mal mit dem Geldinstitut zu reden, ob ein anderer oder ein zweiter Standort in gut erreichbarer Lage an einer Durchgangsstraße möglich wäre? Ein Drive-In-Bankautomat außerhalb der Innenstadt wäre die Lösung und würde viel Verkehr aus dem "Hufeisen" fernhalten.

Was tut die Stadt, wenn der Landgraben barrierefrei umgebaut ist, es dort keine Parkplätze mehr gibt – und trotzdem Autos parken? Neu wäre das nicht. Denn seit vielen Jahren, nach wie vor und ohne erkennbare Verbesserungen stellen Innenstadtbesucher ihre Karossen dort ab, wo sie noch nicht einmal halten dürften, geschweige denn stundenlang parken. Solche Autos abzuschleppen, funktioniert – so die Auskunft aus dem Rathaus – deshalb nicht, weil es nicht möglich sei, Abschleppdienste zu bekommen. Ob die einschlägigen Firmen der Umgebung das bestätigen würden, wenn man sie fragte? Und: Wie wär’s denn mal mit Parkkrallen? Wer abends nach Hause laufen und anderntags den Schlüssel dafür gegen Zahlung von 300 oder 400 Euro auf dem Rathaus abholen muss, wird es sich eher überlegen, nochmal in einer Rettungszufahrt zu parken, als wenn er einmal im Monat ein Knöllchen bekommt.

Eine wichtige Frage wird sein, was mit dem Wochenmarkt wird. Die Verlegung vom künftig grüneren Spitalhof in die Marktstraße, wie von der Stadt vor Jahren schon vorgeschlagen, ist dem Vernehmen nach längst mehrheitsfähig im Gemeinderat. Mehr noch: Immer wieder mal hört man Stadträte sagen, dass "man" das jetzt endlich mal umsetzen müsste. Stimmt. Dazu müsste "man" im Gemeinderat nur mal einen entsprechenden Antrag stellen – als gewählter Vertreter der Bürger darf "man" das. Nur mal nebenbei erwähnt, liebe Räte!

Wo tauchen im schönen neuen Parkierungskonzept die Stellplätze für jene auf, die in der Innenstadt arbeiten? Abermals nicht. Also werden wohl weiterhin alle 90 Minuten die Parkscheiben gedreht.

Und schließlich – aber nicht zuletzt – stellt sich dann noch die Frage, wo die Schlossberg-Realschüler und der Vereinsnachwuchs ihren Sportunterricht nehmen sollen, wenn, wie im Konzept vorgesehen, die Schlossberg-Turnhalle zugunsten von Parkplätzen abgerissen wird. Die Turnhalle der Hohenbergschule reicht nicht für beide Schulen aus.

Fazit: Das Entwicklungskonzept für das "Hufeisen" ist grundsätzlich ein großer Wurf. Gemessen werden Stadt und Gemeinderat allerdings daran, ob sie den Ball auch ins Ziel bringen. Es wird spannend!