Mit der CNC-Drehmaschine kennt sich Azubine Carmen Münch ebenso aus wie mit Feile und Handhabungsfräse. Foto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

IHK: Neue Lehrwerkstatt in Tailfingen wartet mit mehr Platz und moderner Technik auf

Die Industrie- und Handelskammer Reutlingen hat ihre Lehrwerkstatt in der Tailfinger IHK-Akademie renoviert, modernisiert und erweitert – ein erster Schritt hin zum "Digitalen Bildungshaus Albstadt", das in der Goe-thestraße entstehen soll.

Albstadt-Tailfingen. 400 Qua-dratmeter Nutzfläche stehen den Lehrlingen, die aus verschiedenen Berufen des Metall- und Elektrogewerbes kommen, nach dem Umzug in den zweiten Stock zur Verfügung. Bis zu 16 von ihnen können gleichzeitig ausgebildet werden; die Raumnot, die zuletzt in der alten Werkstatt im Erdgeschoss herrschte, ist Vergangenheit. Der Maschinenpark wurde technisch aufgerüstet; neben den traditionellen Werkbänken – die zwecks Förderung der internen Kommunikation am Sechsecktisch angeordnet wurden – verfügt Werkstattleiter Klaus Haasis über sechs Dreh-, vier Fräs- und jeweils eine CNC-Dreh- und Fräsmaschine. Die jungen Leute sind nach Ende des ersten Lehrjahres bereits in der Lage, damit Elektroroller und kleine Dampfmaschinen zu konstruieren.

Die Lehrwerkstatt der IHK existiert seit 1967, war bis 1989 in Ebingen angesiedelt und zog dann in die Tailfinger Goethestraße um. 30 Jahre lang befand sie sich im Erdgeschoss; in dieser Zeit erwarben hier rund 2200 Auszubildenden Grundlagenkenntnisse und -fertigkeiten, für deren Vermittlung ihren kleinen oder mittleren Herkunftsbetrieben die nötige Ausstattung fehlte. Vieles ist nach wie vor aktuell: Wie eh und je muss der angehende Metallfacharbeiter in der Lage sein, sein Werkstück mikrometergenau zurechtzufeilen – wenn die Miniaturdampfmaschine in den niedrigen Tourenbereichen die Neigung zum Aussetzer offenbart, war die Präzision nicht ausreichend. Muss das in Zeiten des 3D-Druckers noch sein? Aber ja, versichert Klaus Haasis: "Das Handwerk ist und bleibt die Grundlage. Wenn Feinmotorik und Fingerspitzengefühl fehlen, wirkt sich das auch auf die Bedienung der CNC-Maschine aus."

Der Trend geht dennoch weg von der manuellen Feinarbeit – und hin zur digital gesteuerten und vernetzten Fertigung. Das Motto heißt "Ausbildung 4.0" und "Digitales Bildungshaus" die Zukunftsvision von Wolfgang Epp, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Reutlingen: Ihm schwebt ein Aus- und Weiterbildungszentrum vor, in dem sich angehende Datenschutzkoordinatoren ebenso die Sporen erwerben können wie "E-Commercer", Web-Shop-Administratoren oder auch die Fachleute, die in der Lage sind, Glaserfaser zu verbauen. "Auf dem Arbeitsmarkt muss man die derzeit mit der Lupe suchen", weiß Epp. "Unser erster Kurs ist voll und läuft gut."

Und so sieht die Perspektive des von Marcus Schairer geleiteten IHK-Team Weiterbildung für Klaus Haasis’ Lehrwerkstatt aus: Lern- und Simulationsplattformen nehmen dem Ausbilder einen Teil der Arbeit ab – und der Azubi zeichnet sein Werkstück auch nicht mehr auf Papier, sondern per CAD direkt auf den Bildschirm, um es dann per W-LAN an die Maschine weiterzuschicken. Momentan ist das aber noch Zukunftsmusik – und ob die Feile jemals zum alten Eisen gehören wird, scheint auch noch nicht ausgemacht zu sein.