Ob bei Kindern oder Erwachsenen: Die Nikolausgruppe von Heldemar Paul kommt an. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Mit Heldemar Paul und seiner Gruppe unterwegs / Vom Geheimnis um Knecht Ruprecht

Von Beatrix Müller

Albstadt-Tailfingen. Seit 26 Jahren machen sich Bischof Nikolaus alias Heldemar Paul aus Tailfingen und Knecht Ruprecht auf den Weg zu den Kindern, aber auch zu Adventsfesten der Erwachsenen. Dabei wollen sie nicht nur Geschenke mitbringen.

Der "Arbeitstag" des Bischof Nikolaus beginnt im Waldkindergarten in Heselwangen. Dort sitzen die Kinder erwartungsvoll in den beheizten Räumen und warten auf die Schritte und das Gebimmel der Glocke. Mit brennenden Kerzen am Adventskranz und Gesang empfangen sie den Bischof Nikolaus und seinen dunklen Gefährten, Knecht Ruprecht.

Als Heldemar Paul und seine Nikolausgruppe sich zum ersten Mal auf den Weg gemacht haben, waren die Kinder noch längst nicht geboren. 26 Jahre ist das jetzt her, und seit Beginn ist es ihnen ein Anliegen, nicht nur die Kinder zu beschenken, sondern auch Wissen über den Bischof Nikolaus zu vermitteln.

Spielerisch gehen die Bärtigen und ihre Gastgeber deshalb den Dingen auf den Grund: dem roten Gewand zum Beispiel. Nikolaus umschlingt eines der Kinder damit und macht so deutlich, dass er Schutz und Wärme bieten kann – schließlich sei Rot die Farbe der Liebe, und die edle Goldborte betone deren Bedeutung nur noch mehr.

Dass der Bischofstab ein Hirtenstab ist, wissen manche Kinder. Mit der Schnecke werden die Schäfchen herbeigeholt, um zu schauen, "wie es um die Wolle und die Klauen bestellt ist". Der Stab sei aber auch Symbol für das Führen, denn werfe der Hirte die Erde auf die eine Seite, gingen die Schafe auf die Andere. Der "Helm", wie eines der Kinder die Mitra mit dem Kreuz darauf nennt, symbolisiere das Heilige.

Gespannt lauschen die Kinder anschließend der Geschichte vom traurigen Raben, der sich einer verlorenen goldenen Weihnachtskugel annimmt und sie an einen Zweig im Wald hängt, worauf er Besuch von einem Engel in Gestalt einer Taube bekommt, mit dem er Weihnachten feiert.

Zum Schluss holt nicht nur Knecht Ruprecht die mit Nüssen und Äpfel befüllten Strümpfe aus seinem Sack – auch die Kinder überreichen dem Nikolaus selbst gemachte Geschenke, um damit krebskranken Kindern in Tübingen eine Freude zu machen. Für sie sammelt die Nikolausgruppe seit vielen Jahren.

Überall, wo der Nikolaus hinkommt, wird er mit Liedern und Gedichten empfangen – auch bei der kleinen Annabell. Sie zeigt, wie gut sie aufgeräumt hat, erzählt dem Heiligen Mann so manches aus dem Nähkästchen – und die Mutter ist erstaunt über den Mut ihrer Tochter.

Doch nicht nur in Kindergärten und Familien ist Bischof Nikolaus unterwegs, sondern auch zu Vereinen. Die Adventfeier der Caritas steht diesmal ebenso auf seinem Plan, wie die des Kirchenchores, und immer sorgt Nikolaus mit seinem Wissen für Aha-Effekte. Bei den Erwachsenen allerdings wird die Geschichte vom traurigen Raben in Wort und Tat umgesetzt – zur Freude aller Beteiligten, denn beim Spiel sitzt der Rabe auf dem Baum respektive der Schulter eines kräftigen Mannes. Bei der Caritas-Feier wird Harald einmal zum Böckle, dann zum Engel; Mirjam darf unter den Mantel schlüpfen. Und besonders stimmungsvoll wird es dann, wenn der Nikolaus auf der Gitarre und Rudolf Hendel am Klavier den Gesang begleiten.

Das Rätsel, wie Knecht Ruprecht in der Schweiz genannt wird, lüftet Nikolaus auch und erntet freudiges Gelächter: "Schmutzli" heißt der dunkle Geselle bei den Eidgenossen.