Heute wie einst hat die Realschule intelligenten und interessierten Schülern einiges zu bieten. Foto: Schwarzwälder Bote

Schlossberg-Realschule: Rektorin Leins stellt einige Irrtümer über ihre Schulart richtig

Einst war sie die Schule erster Wahl für die Kinder des bundesdeutschen Mittelstands; heute kämpft die Realschule gegen den Verdacht, die Standards zu verwässern und die Schüler nicht mehr angemessen aufs Berufsleben vorzubereiten. Die Schlossberg-Realschule wehrt sich.

Albstadt-Ebingen. Rektorin Ute Leins erinnert sich ungern an die Zeit vor zwei, drei Jahren, als die damalige Landesregierung den Ausbau der Gemeinschaftsschule betrieb, der Schwanengesang auf die Hauptschule angestimmt wurde und Böswillige der Realschule hinter vorgehaltener Hand prophezeiten, sie werde auch als eine Art Gemeinschaftsschule enden – nur ohne besondere Förderung. Selbst Eltern mit Realschulbildung und Mittlerer Reife fragten damals am Schnuppernachmittag misstrauisch, ob ihre Kinder denn gut an der Realschule aufgehoben seien oder nicht doch lieber einen Versuch mit dem Gymnasium wagen sollten – das Ergebnis war eine zweizügige Klassenstufe an einer Schule, die immer dreizügig gewesen war.

Diese Zeiten sind vorbei – mittlerweile hat sich manches relativiert, der Untergang der Haupt- und Werkrealschule ist vertagt und die Schlossberg-Realschule wieder dreizügig. Aber der Schrecken von damals sitzt Ute Leins immer noch ein wenig in den Knochen; zudem beobachtet sie in Ebingen ein Phänomen, das sonst nur die Kollegen in den Universitätsstädten mit den vielen ehrgeizigen Akademikereltern beobachten: Das Gymnasium erfreue sich überproportionaler Beliebtheit – allerdings keiner 80-prozentigen wie in Tübingen – , weil es G9-Züge hat und dies so manche Eltern zu der durchaus irrigen Annahme verleite, es sei ein "Gymnasium light". Leins hat deshalb beschlossen, ein paar Irrtümer richtigzustellen, die nach wie vor im Umlauf sind.

Erstens: Die Realschule ist nicht mehr, was sie war. Stimmt nicht, sagt Leins, wer sein Kind mit einer Realschulempfehlung an der Schlossberg-Realschule anmelde, könne sicher sei, dass es die Anforderungen dieser Schulart erfüllen müsse, aber auch entsprechend gefördert werde – so wie einst seine Eltern. Flüssiges Lesen, gutes Textverständnis, Beherrschung der Grundrechenarten seien Standardanforderungen und würden auch bei der Notengebung vorausgesetzt.

Zweitens: Wenn etwas anders sei als früher, dann sei es nicht notwendig schlechter: Zusatzstunden in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch seien kein Indiz für gesunkene Qualität, sondern im Gegenteil Förderung, die berücksichtige, dass nicht jedes Kind in allen Fächern gut sei, und die jedem Schüler zugute kommen könne.

Drittens: Dass die Schülerschaft heute heterogener ist als einst, dass manche Kinder keine deutschen Muttersprachler sind und dass der exzessive Umgang mit dem Smartphone Aufmerksamkeit und Lernerfolg nicht selten beeinträchtigen, räumt Ute Leins ein. Aber das heißt nicht, dass einfach durchgewinkt wird. Ein Kind, dass in Klasse sechs das Klassenziel nicht erreicht, hat die Wahl zwischen dem Wiederholen auf dem gleichen, dem sogenannten "mittleren Niveau" und der Versetzung, aber auf dem "grundlegenden Niveau", das dem der Hauptschule entspricht. Dadurch bleibt ihm der Schulwechsel und der Verlust der Klassenkameraden erspart – und es kann, wenn die Leistungen, besser werden, wieder aufs "mittlere Niveau" umsteigen. Wobei Leins nicht verhehlt, dass sie in manchen Fällen die Hauptschule mit ihrer engeren Bindung von Lehrer und Schüler für das Probate hält: "Die Kollegen hier in Albstadt leisten ausgezeichnete Arbeit."

Und das Gymnasium? Natürlich auch – trotzdem hofft Ute Leins, mit Angeboten wie dem bilingualen Zug, in dem mehrere Fächer auf Englisch unterrichtet werden, ein konkurrenzfähiges Angebot an gute Schüler machen zu können. Und sie verweist darauf, dass die Zahl derjenigen, die dem Gymnasium den Rücken kehren, in den vergangenen Jahren eher gestiegen als gesunken sei – die gute, alte Realschule hat nach wie vor ihre Daseinsberechtigung.