Baustelle ist zurzeit um das halbe Haus herum – diesem tut das nicht gerade gut. Foto: Moser

Im Ältestenrat werden Optionen für denkmalgeschütztes Gebäude diskutiert – und die Mitglieder reden Klartext.

Albstadt-Ebingen - Nachdem sie es nicht abreißen durfte: Lässt die Stadt das Haus Grüngrabenstraße 64 nun absichtlich verrotten? In nichtöffentlicher Ältestenratssitzung ist darüber gesprochen worden.

Dass das Haus in der Grüngrabenstraße 64 Thema der nächsten Ältestenratssitzung sein würde, hatte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats selbst angekündigt. Am Montagabend nun hat das Gremium getagt und nicht nur den Oberbürgermeister in Fragen der Tagesordnung beraten, was seine Aufgabe ist, sondern auch über das denkmalgeschützte Gebäude gesprochen.

Tenor war, wie zu erfahren ist, dass die Stadt selbst kein Geld in die Sanierung stecken will – ebensowenig wie in die Sanierung der Ebinger Friedhofskapelle. Vor Jahren hatte die Stadt das Haus in der Grüngrabenstraße 64 erworben und beabsichtigt, es abzureißen und zur Erweiterung des Parkplatzes zu nutzen, der zurzeit in der Langwatte saniert wird. Zwei Gerichte – das Verwaltungsgericht Sigmaringen und der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim als höchste zuständige Instanz – hatten der Stadt verboten, das Haus wie geplant abzureißen. Die Möglichkeit dazu zu erzwingen, hatte die Stadt mehrfach versucht – und war gescheitert.

Dem Vernehmen nach soll sich die Erschütterung darüber, dass das Haus gerade in jüngster Zeit, während der Bauarbeiten, weiteren Schaden genommen hat, in der Stadtverwaltung in Grenzen halten. Auch unter den Stadträten sind es angesichts des sonstigen Sanierungsstaus in der Stadt und der Vermutung, dass die derzeit gute Konjunktur nicht ewig so anhalten wird, nur wenige – allen voran der frühere Stadtarchivar Peter Thaddäus Lang –, die Investitionen in eine Sanierung des Hauses befürworten.

Das Haus zu verkaufen, könnte nun der nächste Schritt sein, und auch darüber ist am Montagabend in nichtöffentlicher Sitzung diskutiert worden. Klar ist den Mitgliedern des Ältestenrats freilich, dass der Kaufpreis nicht hoch sein darf, wird doch schon die Sanierung des Hauses eine mindestens hoch sechsstellige Summe verschlingen.

Das Ebinger Heimatmuseum dort unterzubringen, das im Albvereinsheim im Spitalhof deutlich zu wenig Platz hat, ist offenbar keine Option für die Stadträte, müsste doch dann die Stadt die Sanierungskosten tragen, wenn sie das Haus zum Museum machen will. Zuschüsse vom Landesdenkmalamt und der Denkmalstiftung Baden-Württemberg gibt es für derlei Objekte zwar – allerdings nicht so hohe, dass die Stadt dadurch billig davon käme.

Was aber ist "Plan B" für den Fall, dass sich kein Käufer findet für das Objekt, das zudem an einem Verkehrsknotenpunkt steht? Die Sitzung am Montag war nichtöffentlich, und somit ist es nicht verwunderlich, dass die Teilnehmer offen ihre Meinung sagten, denn zum Sanieren kann die Stadt nicht gezwungen werden. Erst, wenn das Gebäude so verrottet wäre, dass es die Verkehrssicherheit beeinträchtigte, müsste sie dem Gesetz nach handeln.

Die Zeit arbeitet für alle, die genau das und eines der geschichtsträchtigsten Häuser der Ebinger Innenstadt verschwinden sehen wollen: Täglich werden die Schäden am Haus größer – bald könnte es für eine Sanierung ohnehin zu spät sein.