Isabell Beck, Gayle Meintel, Dorothee Wohlfarth und Christoph Fischer erwiesen sich als kongeniales Kleeblatt.Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

"Sonntags um sechs": Musikalisches Trio und poetischer Pfarrer zaubern viel Licht in die Pauluskirche

Wie viel Spaß den Akteuren des dritten Abends "Sonntags um sechs" schon die Vorbereitung gemacht hatte, war bei der Orgelandacht mit Wortbeiträgen in der Pauluskirche zu hören. Überdeutlich.

Albstadt-Tailfingen. An Christoph Fischer ist ein Hörbuchvorleser verloren gegangen. Perlen der Poesie hatte der Pfarrer der Erlöserkirche für den dritten Abend der Reihe "Sonntags um sechs: Musik trifft Wort. Wort trifft Musik" ausgesucht, und der Spaß, den er nach eigener Aussage daran hatte, übertrug sich bei seinen Wortbeiträgen auf das Publikum in der Pauluskirche.

Das ging danach mit einer Wundertüte voller alltagstauglicher Botschaften nach Hause: "Leben ohne Schatten ist Leben ohne Sonne. Wer nie im Dunkeln saß, beachtet kaum das Licht", hieß es etwa in Valerie Lills "Sehnsucht". Was sie in ihrem "(K)Einschlaflied" berichtet, hat wohl jeder schon durchlebt, "Was ich mir wünsche" von Edeltraud Reeb offenbarte die wirklich wichtigen Werte des Lebens und Jochen Kleppers "Trostlied am Abend" umarmte die Zuhörer verbal. Wobei Fischer mit fester, ruhiger Stimme, Verve und manchem Schmunzeln unter seinen lachenden Augen der Vortragskunst alle Ehre erwies. Zudem hatte Fischer die Texte perfekt auf die Musik abgestimmt, etwa Julia Engelmanns "Sommerwind", das er nach dem leichtfüßigen vierten Satz der Sonate D-Dur von Georg Friedrich Händel las und damit der Schönheit des Lebens ebenso huldigte wie das teils festliche Werk, das Kantorin Dorothee Wohlfarth auf der Orgel sowie Gayle Meintel und Isabell Beck auf den Oboen spielten. Für modernere Stücke wie "Innocence" und "Song of Hope" von Bert Appermont setzte sich die Kantorin ans Klavier, das im flotten Ritt die beiden Oboen trug, die mal im Kanon auseinander und mal eine im Windschatten der anderen ritten. William Crofts "Sonate in G" verführte die zauberhaften Blasinstrumente zu einem Dialog in den höchsten Tönen, und bei Johann Sebastian Bachs "Air" verschmolz ihr Klang derart eng mit dem der Orgel, die Dorothee Wohlfarth weich registriert hatte, dass die Unterschiede kaum noch hörbar waren.

Das schönste unter all den musikalischen Geschenken, die die drei Meisterinnen ihrem Publikum machten, war freilich "Gabriel’s Oboe" von Ennio Morricone aus dem Film "The Mission", das Isabell Beck und Gayle Meintel kraftvoller, selbstbewusster spielten als im Original und damit helles Licht in die Kirche zauberten, in dem imaginäre Schmetterlinge zu tanzen schienen. Wie die drei Musikerinnen überhaupt jedem Stück ihre eigene Handschrift verliehen, die von großem Können ebenso zeugte wie von großer Harmonie – kein Wunder: Die beiden Oboistinnen sind nicht nur verwandt, sondern musizieren auch in der Stadtkapelle Tailfingen zusammen.

"Weil jedes Ende auch ein Anfang ist", wie Christoph Fischer augenzwinkernd sagte, endete der Wohlfühl-Abend mit einem Präludium, einem Vorspiel, und zwar jenem in F-Dur von Bach, und der lang anhaltende, stehende Beifall der Zuhörer machte deutlich, dass dieses Konzert gerne ein Anfang gewesen sein darf für eine Reihe weiterer. In genau dieser Konstellation.